Square Enix: Erfahrungen eines Schwarmfinanzierungshelfers
Nicht Konkurrent von kleinen Spielefirmen, sondern Partner will der Publisher Square Enix mit seinem Portal Collective sein. Einer der Macher hat von seinen Erfahrungen berichtet - und erzählt, was ihm bei Kickstarter derzeit Sorge bereite.

"Wir wollen in Kontakt mit der Indieszene stehen", sagt Phil Elliott von Square Enix auf der Entwicklerkonferenz Respawn in Köln über das firmeneigene Portal Collective. "Und wir finden es für die Branche insgesamt wichtig, neue Ideen zu fördern." Wenn Vertreter großer Publisher solche Sachen sagen, ist normalerweise Skepsis angebracht. Elliott kann man wohl glauben: Wenn Square Enix überhaupt Geld mit dem Portal verdient, dann dürften die Summen im Vergleich zu den Einnahmen durch Tomb Raider, Deus Ex oder Final Fantasy marginal sein.
Square Enix stellt auf Collective neue Spielprojekte vor, die wenn sie bei der Community ankommen, auf Kickstarter um finanzielle Unterstützung bitten. "Es gibt auch andere gute Crowdfunding-Plattformen wie Indiegogo, aber die Spieler sind auf Kickstarter", sagt Elliott. Fünf Prozent des erzielten Budgets gehen im Erfolgsfall an Square Enix, meist einige tausend US-Dollar.
Dafür berät Elliott die Entwickler mit seinem kleinen Team bei den Vorbereitungen für die Kampagne. Er hilft bei der Produktion von Video- und Bildmaterialien, kümmert sich um die Pressearbeit und die sozialen Medien. Dazu kommt Consulting bei rechtlichen Angelegenheiten und gegebenenfalls sogar bei der Erstellung von Protoypten - etwa, indem Programmierer von einem der großen Square-Enix-Studios die Indies unterstützen.
Nicht alle Titel schaffen Finanzierung
Bei denen kommt Collective offenbar gut an. Vier bis fünf Einreichungen gibt es laut Elliott derzeit pro Woche. Vorgestellt werde aber nur ein Projekt pro Woche - und zwar das, welches am ehesten bereit für die Abstimmung durch die Community und die Schwarmfinanzierung sei.
Längst nicht alle Titel haben bislang die Finanzierung auf Kickstarter geschafft. Gleich mit dem ersten, einem Actionspiel namens World War Machine, ist Collective gescheitert, während das zweite Spiel Moon Hunters das Mindestbudget deutlich übertroffen hat. Die ersten erfolgreich mit Collective finanzierten Spiele sollen noch vor Ende 2015 erscheinen.
Der ehemalige Spielejournalist Phill Elliott sagt, dass er ein Fan von Indiegames und den neuen Möglichkeiten zur Finanzierung durch den Schwarm sei. Eines macht ihm aber Sorgen: "Es gibt auf Kickstarter immer mehr Geld für Spiele, aber das teilen sich immer weniger Titel." Und längst nicht jedes Projekt habe das Glück, wie Shenmue 3 auf einer Pressekonferenz von Sony weltweit mit einem Schlag bekannt zu werden.
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