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Sprechen ohne Netz: Funk, Radio und Technik für Notlagen

In Krisensituationen brechen Mobilfunk, Internet und Festnetz oft gleichzeitig zusammen. Dann braucht es Alternativen – unser Überblick mit Checkliste.
/ Fabian Deitelhoff
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Funkgeräte sind ein Kommunikationsmittel für den Notfall, aber es gibt noch mehr. (Bild: paologhedini/Pixabay)
Funkgeräte sind ein Kommunikationsmittel für den Notfall, aber es gibt noch mehr. Bild: paologhedini/Pixabay

Ein plötzlicher Stromausfall legt das Mobilfunknetz lahm. Das WLAN fällt aus. Das Festnetz bleibt still. Niemand erreicht die Familie, Behörden oder Rettungskräfte.

In solchen Notlagen zählt jede Minute, denn ohne Kommunikation steigt das Risiko für Fehleinschätzungen, Verzögerungen und Desinformation. Die Lage verschärft sich, wenn zusätzlich Naturkatastrophen, kriegerische Auseinandersetzungen oder Cyberangriffe die öffentliche Infrastruktur beeinträchtigen.

Moderne Kommunikationsmittel setzen durchgehend verfügbare Netze und eine stabile Stromversorgung voraus. Diese Abhängigkeit stellt im Krisenfall ein Problem dar, denn die Systeme sind nicht fehlertolerant. Wenn einzelne Komponenten ausfallen, bricht die gesamte Kommunikationskette zusammen.

In den vergangenen Jahren zeigten Ereignisse wie die Flut im Ahrtal oder Angriffe auf Stromnetze, wie schnell zentrale Kommunikationskanäle versagen. Betroffene Personen müssen in solchen Situationen auf Alternativen zurückgreifen. Doch viele kennen diese Optionen nicht oder verfügen nicht über die notwendige Ausrüstung.

Back-up-Kommunikation als Notwendigkeit

Moderne Kommunikationssysteme basieren auf Mobilfunknetzen, kabelgebundenem Internet und zentral gesteuerter Infrastruktur. Jede dieser Komponenten benötigt Strom, zentrale Steuerungssysteme und eine permanente Netzwerkverbindung. Fällt eine dieser Abhängigkeiten aus, funktioniert der gesamte Kommunikationspfad nicht mehr. In solchen Situationen sinkt die Handlungsfähigkeit, Informationen fehlen oder treffen verzögert ein. Die Koordination scheitert an der fehlenden Verbindung.

Die Ahrtal-Flut 2021(öffnet im neuen Fenster) zeigte, wie schnell Mobilfunkmasten ausfallen können. Nach kurzer Zeit brachen große Teile des Netzes zusammen. Behörden und freiwillige Helfer kommunizierten über Funkgeräte, teilweise improvisiert.

Rund 70.000 Menschen mehr als 31 Stunden ohne Strom

Ein weiteres Beispiel: Am 19. Februar 2019 kam es in Berlin-Köpenick durch die Beschädigung eines 110-kV-Kabels zu einem großflächigen Stromausfall, der rund 70.000 Menschen über 31 Stunden betraf(öffnet im neuen Fenster) . Das Ereignis stellte medizinische Einrichtungen, Einsatzkräfte und Behörden vor erhebliche Herausforderungen.

Ein vierphasiges Einsatzmanagement sicherte zunächst Kommunikationswege, es wurden mobile Anlaufstellen eingerichtet und besonders gefährdete Personen identifiziert. Ein Krankenhaus musste aufgrund eines Totalausfalls der Notstromversorgung evakuiert werden(öffnet im neuen Fenster) . Insgesamt wurden 23 schwerkranke Patienten, darunter 18 Beatmete, innerhalb weniger Stunden in andere Kliniken verlegt.

Was ein funktionales Back-up-System unbedingt braucht

Die Notwendigkeit zur schnellen Mobilisierung zusätzlicher Rettungsmittel und medizinischer Einsatzkräfte verdeutlichte die Relevanz robuster Vorplanungen für solche Szenarien. Zudem brach nahezu die gesamte Kommunikationsinfrastruktur im betroffenen Gebiet zusammen, was sowohl die Einsatzleitung als auch die Kontaktaufnahme zu Betroffenen erheblich erschwerte.

Der Vorfall offenbarte auch gesellschaftliche Schwächen: Nur ein geringer Teil der Bevölkerung hält Vorräte bereit oder trifft Vorkehrungen für Stromausfälle. Krankenhäuser als Teil der kritischen Infrastruktur sind nur begrenzt autark und stoßen bei längeren Ausfällen schnell an Grenzen.

Ein funktionales Back-up-System benötigt dabei mehrere Eigenschaften, um als solches agieren zu können: Es muss unabhängig von bestehenden Mobilfunknetzen arbeiten, es darf keine zentrale Steuerung erfordern und es muss auch ohne externe Stromversorgung funktionieren.

Außerdem braucht es eine ausreichende Reichweite, damit Personen in kritischen Situationen Informationen austauschen können. Die Verständlichkeit der übertragenen Inhalte spielt ebenfalls eine Rolle. Technik mit schlechter Tonqualität oder komplizierter Bedienung reduziert den Nutzen im Ernstfall.

Ein System erfüllt diese Anforderungen nur, wenn es auf minimale Abhängigkeiten setzt. Dezentrale Technologien, Funkgeräte oder einfache Empfangsgeräte wie Kurbelradios erfüllen diesen Anspruch teilweise oder vollständig. Im Ernstfall zählt nicht die gewohnte Bequemlichkeit, sondern die Frage, ob eine Verbindung überhaupt noch möglich ist.

Verschiedene Technologien im Einsatz

Keine Technologie deckt alle Anforderungen vollständig ab. PMR-Funk eignet sich für lokale Gruppen ohne Vorkenntnisse, Satellitentelefone schließen Versorgungslücken auf globaler Ebene. Notfallradios sichern den passiven Empfang amtlicher Informationen, Mesh-Systeme bilden flexible Netzwerke beim Ausfall klassischer Infrastruktur und Amateurfunk verbindet Reichweite mit technischer Tiefe .

Jede Lösung besitzt spezifische Stärken und Schwächen. Die Auswahl hängt von Ziel, Einsatzort und vorhandenen Mitteln ab. Kombinationen mehrerer Systeme erhöhen die Ausfallsicherheit. Wer im Ernstfall kommunizieren will, muss vorab planen, testen und regelmäßig üben. Die nachfolgende Übersicht bietet einen Einstieg in die Welt der verschiedenen Technologien im praktischen Einsatz.

PMR-/Funkgeräte wie PMR446, CB-Funk, Amateurfunk

Private Funkgeräte funktionieren unabhängig von Mobilfunknetzen. Sie senden direkt von Gerät zu Gerät. Zu den gängigen Standards zählen PMR446 (Personal Mobile Radio), CB-Funk (Citizens Band Radio) und der lizenzpflichtige Amateurfunk.

PMR446 nutzt freie Frequenzen im UHF-Bereich von 446,000 bis 446,200 MHz (70-cm-Band). Die Reichweite liegt unter normalen Bedingungen bei ein bis drei Kilometern. In freiem Gelände oder mit Sichtverbindung erhöht sich die Reichweite.

Bei sehr guten Bedingungen kann diese auf 5 km steigen und optimale Bedingungen erlauben auch bis zu 10 km Reichweite. Die Geräte benötigen keine Registrierung. Nutzer schalten das Gerät ein, wählen einen Kanal und beginnen zu sprechen, so dass die Bedienung auch für Laien nachvollziehbar bleibt.

CB-Funk arbeitet im HF-Bereich um 27 MHz für das 11-Meter-Band. Der Frequenzbereich liegt am oberen Ende der Kurzwelle. Für Deutschland bedeutet das 26,565 MHz bis 27,405 MHz (80 Kanäle) und europaweit von 26,965 MHz bis 27,405 MHz (40 Kanäle). Die Antennen sind größer, dafür steigt die Reichweite, insbesondere bei günstigen Ausbreitungsbedingungen(öffnet im neuen Fenster) .

Die Geräte eignen sich für den Einsatz in Fahrzeugen oder an stationären Orten. Viele Modelle lassen sich direkt an eine Autobatterie anschließen und ein recht einfacher Tausch der Antenne ist möglich. Auch CB-Funk zählt in Deutschland zum anmeldefreien Bereich.

Amateurfunk erlaubt eine deutlich größere Reichweite und nutzt verschiedene Frequenzbereiche(öffnet im neuen Fenster) . Die Kommunikation reicht von lokal bis interkontinental. Der Betrieb erfordert eine Amateurfunklizenz, die Kenntnisse über Technik, Betrieb und rechtliche Grundlagen voraussetzt. Funkamateure arbeiten mit komplexerer Technik, Antennenanlagen und oft selbstgebautem Zubehör.

Nur Strom und eine funktionsfähige Funkverbindung

Zudem ist eine Vielzahl kommerzieller Geräte für den Amateurfunk verfügbar. Deren Modifikation ist allerdings technisch komplex und in manchen länderspezifischen Lizenzen des Amateurfunks nicht erlaubt.

Alle drei Varianten funktionieren unabhängig von vorhandener Infrastruktur. Sie benötigen nur Strom und eine funktionsfähige Funkverbindung. In Katastrophenszenarien erweisen sie sich dadurch als robust. Ein Beispiel liefert wieder das Ahrtal 2021.

Ahrtal: Kommunikationsausfall erschwerte Rettung deutlich

Während der Hochwasserkatastrophe am 14./15. Juli brachen Festnetz, Mobilfunk und der behördliche Digitalfunk (BOS) vielerorts komplett zusammen. Der BOS-Funk, auf den rund 1,2 Millionen Einsatzkräfte angewiesen sind, fiel aus, da er von zerstörten Telekom-Leitungen abhängig und nicht ausreichend krisensicher war.

Nur überlasteter Analogfunk blieb notdürftig verfügbar. Der Kommunikationsausfall erschwerte die Koordination der Rettung erheblich und trug zur hohen Zahl an Opfern bei, wie es in dem Bericht des Untersuchungsausschusses 18/1 zur Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz heißt (PDF)(öffnet im neuen Fenster) .

Nach dem Ausfall der Mobilfunknetze übernahmen Funkamateure, freiwillige Helfergruppen und zivile Funknutzer die Kommunikation. Sie koordinierten Hilfstransporte, organisierten Anlaufstellen und vermittelten Informationen. Die Schwächen liegen in der begrenzten Reichweite (insbesondere bei PMR446), der Notwendigkeit zur Funkdisziplin und in der eingeschränkten Sprachqualität. Unerfahrene Nutzer produzieren Störungen, fehlende Verschlüsselung verhindert vertrauliche Gespräche. Trotzdem bleibt Funk eine praktikable Lösung für lokale Kommunikation ohne Netzabhängigkeit.

Satellitentelefone

Satellitentelefone senden direkt zu Satelliten im Erdorbit und benötigen keine terrestrische Infrastruktur. Sie erreichen andere Satellitentelefone, Festnetzanschlüsse oder Mobiltelefone weltweit und das auch dann, wenn in Katastrophen- oder entlegenen Gebieten gar keine terrestrische Mobilfunkverbindung verfügbar ist.

Die Reichweite hängt vom gewählten Satellitennetz ab. Anbieter wie Iridium (weltweite Abdeckung), Thuraya (Europa, Afrika ohne südliches Afrika, Naher und Mittlerer Osten, Asien ohne Nordostsibirien, Australien, Ozeanien) oder Inmarsat (weltweit, ohne Polarregionen) betreiben unterschiedliche Systeme mit globaler oder regionaler Abdeckung.

Ein Vorteil liegt in der Unabhängigkeit von lokalen Bedingungen. Auch in abgelegenen Regionen bleibt Kommunikation möglich. Der Empfang setzt allerdings freie Sicht zum Himmel voraus. In Gebäuden, Wäldern oder engen Tälern fällt das Signal aus oder bricht ab.

Satellitentelefone im L-Band funktionieren beispielsweise im dichten Wald schlecht, da ihre Signale schwer durchdringen. Systeme mit langwelligeren UHF-Signalen, zum Beispiel bei 300 bis 450 MHz, sind dafür besser geeignet. Die Kommunikation erfolgt meist verzögert, weil die Signale mehrere Tausend Kilometer zurücklegen.

Wo verfügbar, ist terrestrischer Funk, beispielsweise Mobilfunk im UKW-/UHF-Bereich, deutlich zuverlässiger, da er größere Verbindungsreserven hat und weniger störanfällig ist.

Die Gesprächsqualität bei Satellitentelefonen bleibt brauchbar, ist aber nicht störungsfrei. Verzögerungen und Echoeffekte treten regelmäßig auf. Die Datenübertragungsrate reicht für einfache Texte oder GPS-Koordinaten, nicht aber für größere Datenmengen.

Hohe Kosten

Die Anschaffungskosten fallen hoch aus. Monatliche Grundgebühren und nutzungsabhängige Gesprächskosten erzeugen zusätzliche Belastung. Einfache Geräte beginnen bei mehreren Hundert Euro.

Satellitentelefone gehören zur Standardausrüstung von Bergwachten, Krisenreportern und internationalen Hilfsteams. Auch Unternehmen mit kritischer Infrastruktur setzen sie als Rückfallebene ein. Beispielsweise nutzt die Bergrettung in den Alpen Satellitentelefone(öffnet im neuen Fenster) , um bei Funklücken oder fehlendem Handynetz Rettungseinsätze zu koordinieren.

Auch bei Naturkatastrophen dienen sie als Primärkanal für Lagebesprechungen und Standortmeldungen. Die Technik erfüllt hohe Anforderungen an Reichweite und Unabhängigkeit, jedoch zu vergleichsweise hohen Kosten.

Notfallradios/Kurbelradios

Notfallradios empfangen klassische Rundfunksignale über UKW, DAB+ oder Kurzwelle. Manche Modelle bieten zusätzlich NOAA-Wetterfunk oder Alarmfunktionen. Die Geräte benötigen keine Netzverbindung und keine komplexe Bedienung.

Die Energieversorgung erfolgt per Kurbel, Solarzelle, Batterie oder einer Kombination daraus. Ein Gerät mit Kurbelmechanismus funktioniert auch ohne externe Stromquelle. Das erhöht die Betriebssicherheit in längeren Ausfallszenarien.

Ein Vorteil liegt in der Empfangssicherheit: Solange ein Sender ausstrahlt, erreicht er eine Vielzahl von Geräten gleichzeitig. Der Empfang erfolgt passiv. Nutzer benötigen keine technischen Vorkenntnisse. Ein einfacher Dreh am Frequenzrad genügt.

Die Nachteile liegen im Funktionsumfang. Notfallradios empfangen Informationen, senden aber keine. Zwei-Wege-Kommunikation ist ausgeschlossen. Auch die Auswahl an Frequenzen und Sendern hängt von der Sendesituation ab. Bei großflächigen Ausfällen stehen nur Notfrequenzen oder einzelne Stationen zur Verfügung.

Die Bundesbehörde für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt Kurbelradios als Teil der privaten Notfallvorsorge(öffnet im neuen Fenster) . Die Geräte liefern wichtige Informationen bei Stromausfall, Netzstörungen oder in Evakuierungslagen.

Denn im Krisenfall zählt die Information über Gefahrenlage, Schutzräume oder Verhaltensanweisungen. Notfallradios sichern diese Informationsquelle, ohne auf digitale Infrastruktur zuzugreifen.

Mesh-Netzwerke und Off-Grid-Kommunikation

Mesh-Systeme wie Gotenna(öffnet im neuen Fenster) oder Meshtastic(öffnet im neuen Fenster) arbeiten mit Kurzstreckenfunk zwischen Endgeräten. Jedes Gerät sendet und empfängt gleichzeitig. Die Geräte bilden ein dynamisches Netz, das Nachrichten über mehrere Knoten weiterleitet. Die Infrastruktur entsteht durch die Anzahl und Dichte der beteiligten Geräte.

Ein Vorteil liegt in der Dezentralität. Das Netz benötigt keine zentrale Steuerung, keinen Provider und keine bestehende Infrastruktur. Die Geräte koppeln sich meist via Bluetooth mit einem Smartphone. Die Nachrichtenübertragung erfolgt über Funkmodule, nicht über Mobilfunk. Die Software stellt einfache Textkommunikation bereit. Einige Systeme nutzen Verschlüsselung.

Meshtastic ist ein offenes Kommunikationssystem, das völlig unabhängig von Mobilfunknetzen, WLAN oder Internetverbindungen funktioniert. Es basiert auf Lora-Funktechnologie, die für ihre hohe Reichweite und ihren geringen Energieverbrauch bekannt ist.

Dabei bilden mehrere Geräte ein sogenanntes Mesh-Netzwerk, in dem Nachrichten automatisch von Gerät zu Gerät weitergereicht werden, bis sie beim Empfänger ankommen. Diese dezentrale Struktur macht Meshtastic besonders robust – selbst dann, wenn einzelne Verbindungen unterbrochen sind.

Entwickelt wurde Meshtastic ursprünglich für Outdoor-Enthusiasten, die auch in abgelegenen Regionen sicher kommunizieren möchten. Inzwischen hat sich das System aber auch im Bereich der Krisenvorsorge, bei Rettungseinsätzen oder bei Veranstaltungen mit schlechter Netzabdeckung etabliert. Besonders in Situationen, in denen herkömmliche Kommunikationsmittel ausfallen, etwa bei Naturkatastrophen oder Stromausfällen, bietet Meshtastic eine zuverlässige Alternative.

Gesteuert werden die Geräte meist über eine App, die per Bluetooth mit dem Funkmodul verbunden ist. Nachrichten lassen sich so bequem über das Smartphone verschicken, auch wenn keine Internetverbindung besteht. Dank der Möglichkeit zur Verschlüsselung bleibt die Kommunikation dabei sicher.

Reichweite bis zu mehreren Kilometern

Die Hardware ist recht günstig und die Community pflegt und entwickelt die quelloffene Software weiter. Durch die einfache Handhabung und hohe Flexibilität hat sich Meshtastic in kurzer Zeit zu einer spannenden Alternative im Bereich der unabhängigen Kommunikation entwickelt.

Die Reichweite hängt stark von Umgebung und Antennenausführung ab. In freiem Gelände oder erhöhten Positionen steigt sie auf mehrere Kilometer. In dichter Bebauung sinkt sie auf wenige Hundert Meter.

Keine Sprache, keine Medieninhalte, keine Echtzeitkommunikation

Nutzer müssen mit Einschränkungen leben: Die Systeme übertragen keine Sprache, keine Medieninhalte und keine Echtzeitkommunikation. Das Interface reduziert sich meist auf einfache Chatnachrichten oder GPS-Daten. Noch fehlen große Nutzergruppen. Die Verbreitung konzentriert sich auf technikaffine Zielgruppen, Prepper, Wanderer, das Militär und kleinere Organisationen.

Ein Beispiel liefert der Einsatz auf Outdoor-Festivals, bei denen Teilnehmer ohne Mobilfunknetz kommunizieren. Auch im Amateurbereich testen Gruppen wie Freifunker oder Open-Source-Projekte die Systeme als Alternative bei Ausfällen.

Mesh-Systeme zeigen Potenzial für lokale, resiliente Netzwerke. Für weite Strecken oder große Gruppen reichen sie nicht aus. Trotzdem erfüllen sie wichtige Funktionen im Off-Grid-Bereich.

Amateurfunk (HAM Radio)

Der Amateurfunk erlaubt lizenzierte Funkverbindungen über große Distanzen. Nutzer arbeiten auf Kurz-, Mittel- und Ultrakurzwelle. Der Betrieb erfolgt nach international abgestimmten Standards. Die Technik reicht von tragbaren Geräten bis zu komplexen Funkstationen mit Richtantennen und Notstromversorgung.

Ein Vorteil liegt in der Flexibilität. Amateurfunker senden Sprache, Text, Daten, Bilder oder Telemetrie. Sie bauen Relaisstationen auf, koppeln Funk mit Internetzugängen oder versenden Positionsdaten über automatische Systeme wie APRS (Automatic Packet Reporting System).

Die Kommunikation erreicht internationale Reichweite, auch ohne Satelliten oder Mobilfunk. Funkamateure besitzen eigene Notrufnetze, Frequenzpläne und Alarmierungsprotokolle. Viele bauen ihre Ausrüstung selbst oder modifizieren vorhandene Technik.

Die Einstiegshürde liegt in der Lizenz. Prüfungen bei der Bundesnetzagentur verlangen Kenntnisse über Technik, Betrieb und rechtliche Rahmenbedingungen. Der Betrieb unterliegt Regeln, etwa dem Verbot kommerzieller Nutzung.

Ein Beispiel liefert der Katastrophenfunk. Funkamateure in Deutschland und weltweit betreiben Hilfsnetze, informieren Behörden oder sichern Kommunikation bei Ausfällen.

Bei der Ahrtal-Katastrophe stellten mehrere Gruppen Sprach- und Datenverbindungen her, als Behördennetze versagten. Amateurfunk bietet hohe Reichweite, Redundanz und Erfahrung. Die Technik erfordert jedoch Wartung, Schulung und Engagement. Wer diese Ressourcen einsetzt, schafft zuverlässige Kommunikationswege mit hoher Ausfallsicherheit.

Ahrtal 2021: Wie Funkamateure und Bürgerfunkgruppen halfen

Im Fall der Ahrtal-Katastrophe 2021 reagierten Funkamateure aus der Region und anderen Bundesländern direkt. Einige erreichten das Gebiet bereits innerhalb der ersten 24 Stunden, sie brachten eigene Funkgeräte, Antennen, Stromquellen und Notfallpläne mit.

Die Kommunikation erfolgte über Kurzwelle, Ultrakurzwelle und Relaisstationen. In mehreren Orten organisierten sie Kontaktstellen, an denen Einsatzkräfte und Freiwillige Nachrichten senden und empfangen konnten.

Zivil organisierte Funkgruppen nutzten parallel PMR- und CB-Funkgeräte. Auch nicht lizenzierte Nutzer beteiligten sich an lokalen Funkrunden. Diese Koordination lief teilweise spontan, teilweise über bestehende Netzwerke wie das THW oder Funk-Clubs. Die Teilnehmer bildeten einfache Funkstrecken zwischen Verpflegungspunkten, Materiallagern und Sammelstellen für Betroffene.

Ein Beispiel aus Dernau: Dort richteten Funkamateure einen Kommunikationspunkt mit eigenem Relaisbetrieb ein(öffnet im neuen Fenster) . Die Verbindung nach Bonn blieb durch Kurzwellenfunk stabil.

Darüber erreichten Helfer andere Organisationen, gaben Lageberichte durch oder forderten Material an. In der Gemeinde Altenahr arbeiteten Funkamateure mit freiwilligen Feuerwehrkräften zusammen. Die Gruppen trafen Absprachen über Frequenzen, Betriebsarten und Rufzeichen ohne zentrale Koordination.

Einzelne Funkstationen betrieben zusätzlich Wetterbeobachtung und Lageprotokolle. Diese Informationen flossen in Hilfsentscheidungen ein. Auch die Verbindung zu Krankenhäusern und Notarztstationen lief teilweise über Amateurfunk. Einige Stationen arbeiteten mit selbstgebauten Notstromlösungen und provisorischen Antennen. Die Systeme blieben über mehrere Tage aktiv.

Langsame, aber stabile Kommunikation

Die eingesetzten Funktechnologien arbeiteten unabhängig von kommerziellen Netzwerken. Keine der Gruppen nutzte Mobilfunk, Internet oder DSL-basierte Systeme. Die Reichweite der Kommunikation reichte je nach Frequenz von wenigen Kilometern bis zur Verbindung über Landesgrenzen hinweg.

In technischen Rückblicken identifizierten die Funkgruppen mehrere Herausforderungen: In städtischen Gebieten erschwerte hohe Bebauung die Funkreichweite. Ohne Koordination über zentrale Stellen kam es zu Frequenzüberschneidungen. Der Datenaustausch funktionierte langsamer als gewohnt. Trotzdem erfüllten die Netze ihre Kernfunktion: Sie stellten stabile Kommunikation bereit, als andere Systeme nicht arbeiteten.

Die Ahrtal-Erfahrung zeigt: Auch ohne zentrale Steuerung, ohne Netzbetreiber und ohne staatliche Infrastruktur funktioniert Kommunikation, wenn ausreichend Know-how und Ausrüstung vorhanden sind. Die eingesetzten Gruppen arbeiteten mit standardisierter Technik, dokumentierten ihre Abläufe und verwendeten bestehende Frequenzpläne. Diese Faktoren sicherten die Betriebsfähigkeit trotz schwieriger Rahmenbedingungen.

Bergwacht Bayern: Kombination aus PMR-Funk und Satellitentelefon im Einsatz

Die Bergwacht Bayern führt regelmäßig Rettungseinsätze in alpinen und unwegsamen Regionen durch. Dort bricht der Mobilfunk oft vollständig ab. Auch digitale BOS-Netze decken nicht alle Einsatzgebiete zuverlässig ab. Die Bergwacht setzt daher auf redundante Kommunikationsmittel. Neben dem analogen und digitalen Funknetz kommen Satellitentelefone und PMR-Funkgeräte zum Einsatz(öffnet im neuen Fenster) .

Jede Einsatzgruppe verfügt über mehrere Geräteklassen. Für die lokale Kommunikation zwischen Sanitätern, Bergrettern und Helikopterbesatzungen nutzt die Bergwacht klassische PMR-Funktechnik. Die Geräte senden auf festen Kanälen mit festgelegten Rufzeichen.

Die Teams verwenden kurze, standardisierte Sprachprotokolle, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Durch Schulung und Übung erreichen die Gruppen eine hohe Übertragungsqualität auch unter Zeitdruck oder bei schlechter Akustik.

In Regionen mit Funklöchern oder topografisch bedingten Funkabschattungen greifen die Einsatzkräfte auf Satellitentelefone zurück. Die Geräte stammen aus unterschiedlichen Baureihen, teilweise mit robustem Gehäuse und integrierter GPS-Funktion. Die Nutzung erfolgt nur bei Bedarf, etwa zur Kontaktaufnahme mit der Leitstelle, zur Anforderung zusätzlicher Kräfte oder bei medizinischen Rückfragen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Am Watzmann stürzte ein Wanderer in unwegsamem Gelände ab. Die Bergwacht erreichte den Patienten nach mehreren Stunden Aufstieg. Die direkte Funkverbindung zur Leitstelle fiel jedoch aus. Das Einsatzteam aktivierte das Satellitentelefon, übermittelte die Koordinaten und besprach die Anflugroute mit dem Rettungshubschrauber. Ohne diese Technik hätte sich die Kommunikation verzögert oder vollständig ausgesetzt.

In einem anderen Fall führte ein Stromausfall in der Region Berchtesgaden zu Einschränkungen im regulären Netzbetrieb. Die Bergwacht aktivierte eine kombinierte Funkstruktur mit lokaler PMR-Kommunikation und überregionaler Koordination per Satellitentelefon. Die Systeme blieben betriebsbereit, obwohl große Teile der Umgebung ohne Netzversorgung arbeiteten.

Redundante Stromversorgung, klare Ablaufpläne

Die Bergwacht organisiert regelmäßig Übungen, in denen diese Kommunikationsstrukturen unter realen Bedingungen getestet werden. Dabei legen die Teams Wert auf redundante Stromversorgung, einfache Handhabung und klare Ablaufpläne. Auch Wetterbedingungen oder Geländeformen fließen in die Planung ein.

Die eingesetzte Technik basiert auf Geräten mit geringer Störanfälligkeit, begrenztem Energieverbrauch und hoher Robustheit. Die Integration von PMR-Funk und Satellitentelefonen folgt keinem zentralen System, sondern erfolgt modulbasiert je nach Einsatzszenario. Die Gruppen analysieren regelmäßig Reichweiten, Ausfallzeiten und Rückmeldungen der Einsatzkräfte.

Funktioniert auch ohne Anbindung an öffentliche Netze

Die Kombination aus PMR-Funk für lokale Kommunikation und Satellitentelefonie für überregionale Verbindungen deckt die typischen Anforderungen in alpinem Gelände ab. Beide Systeme arbeiten unabhängig von öffentlicher Infrastruktur. Sie reduzieren die Wahrscheinlichkeit eines vollständigen Kommunikationsausfalls.

Die Erfahrungen der Bergwacht Bayern zeigen: Redundanz erhöht die Verfügbarkeit. Durch die Kombination unterschiedlicher Technologien entsteht ein belastbares Kommunikationssystem. Dieses lässt sich an wechselnde Einsatzbedingungen anpassen und funktioniert auch ohne Anbindung an öffentliche Netze.

Was kann man also Privatpersonen empfehlen?

Ein Ausfall der Kommunikation betrifft auch Einzelpersonen. Wer im Ernstfall nicht vollständig vom Mobilfunk abhängig sein will, kann mit wenig Aufwand Alternativen vorbereiten. Dabei genügen einfache Mittel. Ziel ist es, Informationen empfangen und in einem definierten Rahmen senden zu können.

PMR-Funkgeräte arbeiten im lizenzfreien Frequenzbereich. Sie eignen sich für kurze Sprachverbindungen im Nahbereich. Die Geräte benötigen keine Registrierung, keine Vorkenntnisse und keine Genehmigung. Zwei identische Geräte lassen sich direkt miteinander koppeln.

Nutzer wählen einen Kanal, drücken die Sprechtaste und beginnen die Übertragung. Im Normalfall erreichen PMR-Geräte eine Distanz von 500 m bis 2 km, abhängig von Gelände und Bebauung.

Für Familien, Nachbarschaften oder Hausgemeinschaften liefert PMR-Funk eine einfache Lösung. Wer Geräte regelmäßig testet und klare Absprachen trifft, erhöht die Verfügbarkeit im Ernstfall. Auch Kinder und ältere Personen kommen mit der Bedienung meist problemlos zurecht.

Ein Notfallradio sichert den passiven Empfang amtlicher Informationen. Die Geräte arbeiten unabhängig vom Internet oder Mobilfunk. Viele Modelle empfangen UKW, DAB+ oder Kurzwelle. Einige Modelle verfügen zusätzlich über NOAA-Wetterfunk, Alarmfunktionen oder eingebaute Taschenlampen.

Kurbelradios eignen sich besonders für längere Stromausfälle. Die Geräte erzeugen Energie über einen Handkurbelmechanismus oder über kleine Solarzellen. Auch Batteriebetrieb bleibt möglich. Die Geräte benötigen keinen Installationsaufwand und liefern relevante Informationen sofort nach dem Einschalten.

Mesh-Geräte für Gruppen über kurze Distanz

Mesh-basierte Geräte wie Gotenna oder Meshtastic ermöglichen Kurznachrichten per Funk. Sie arbeiten unabhängig vom Mobilfunknetz. Die Geräte koppeln sich über Bluetooth mit einem Smartphone. Die Reichweite hängt von Gelände, Antennenposition und Sendeleistung ab. Im flachen Gelände erreichen manche Modelle mehrere Kilometer. In dichter Bebauung reduziert sich die Reichweite deutlich.

Mesh-Geräte eignen sich für Gruppen, die über kurze Distanzen Textnachrichten austauschen wollen. Die Geräte erfordern Grundkenntnisse, lassen sich aber nach einfacher Konfiguration sofort nutzen. Wer sie mit Nachbarn oder Familienmitgliedern einsetzt, kann im Ernstfall eine lokale Kommunikationsstruktur aufbauen.

Checkliste für ein Kommunikations-Notfallset

Technische Kommunikation bleibt auch in Krisensituationen unverzichtbar. Wer sich ausschließlich auf Mobilfunk oder Internet verlässt, riskiert im Ernstfall einen vollständigen Informationsverlust. Redundante Systeme erhöhen die Ausfallsicherheit. Funkgeräte, Notfallradios, Satellitentelefone und Mesh-Netzwerke liefern funktionale Alternativen, wenn zentrale Infrastrukturen nicht mehr arbeiten.

Diese Technologien existieren bereits. Ihre Einsatzbereitschaft hängt nicht von politischen Entscheidungen oder technischer Innovation ab, sondern von Vorbereitung und regelmäßiger Anwendung. Wer Geräte beschafft, testet und in die Alltagsroutine integriert, sichert einen stabilen Kommunikationspfad außerhalb digitaler Netze.

Privatpersonen benötigen keine komplexe Ausrüstung, um im Notfall handlungsfähig zu bleiben. Ein PMR-Funkgerät, ein Notfallradio und eine geladene Powerbank bilden die technische Basis.

Wer zusätzlich Mesh-Systeme integriert oder sich in Funktechnik einarbeitet, erweitert die Optionen. Entscheidend bleiben die regelmäßige Nutzung und das Wissen über die rechtlichen Rahmenbedingungen. Nur getestete Systeme bieten im Ernstfall zuverlässige Kommunikation.

Praxistauglichkeit entsteht aber nicht durch Ausstattung allein. Nutzer müssen Geräte kennen, konfigurieren und im Ernstfall korrekt bedienen können. Fehlbedienung, Unsicherheit oder fehlende Protokolle führen im Notfall zu Verzögerungen oder Fehlkommunikation. Technische Systeme liefern nur dann verlässliche Ergebnisse, wenn Menschen sie bewusst einsetzen.

Niemand kann garantieren, dass professionelle Hilfssysteme jederzeit funktionieren. Individuelle Planung, einfache Ausrüstung und abgestimmte Kommunikationswege schaffen Handlungsspielraum. Wer Verantwortung ernst nimmt, reduziert Risiken und erhöht die Reaktionsfähigkeit im Störfall.

Ein einfaches Notfallset enthält folgende Bestandteile:

  • PMR-Funkgerät (mindestens zwei Stück): Kanalwahl und Akkustand regelmäßig prüfen. Ersatzakkus bereitstellen.
  • Notfallradio mit Kurbel- oder Solarfunktion: Batterien regelmäßig tauschen. Sendefrequenzen notieren.
  • Powerbank (mindestens 10.000 mAh): Geräte regelmäßig laden. Ladezustand kontrollieren.
  • Kurzanleitungen für alle Geräte: Ausdruck auf Papier, wasserfest verpackt.
  • Papierliste mit Funkkanälen, Rufzeichen, Adressen und Telefonnummern
  • Taschenlampe und Ersatzbatterien (optional, aber sinnvoll)

Alle Komponenten lassen sich in einem kompakten Behälter verstauen. Das Set sollte mindestens einmal im Jahr überprüft und getestet werden. Änderungen an Frequenzen oder Geräten sollte man dokumentieren.


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