Spoontek im Taste-on: Der spannungsgeladene Wunderlöffel
Der Spoontek-Löffel soll mit Hilfe einer elektrischen Spannung schlechten Geschmack beseitigen - klingt gut, funktioniert aber eher nicht.

Auf jeder CES gibt es mindestens ein Produkt, das uns zum Nachdenken bringt. Nicht auf philosophische Art und Weise, sondern im Sinne von: Warum? Bei der CES 2020 war dies beispielsweise eine smarte Kartoffel. Auch die CES 2022 enttäuscht diesbezüglich nicht: Mit Spoontek brachte das Unternehmen Taste Boosters einen Löffel auf den Markt, der mit Hilfe von geringer elektrischer Spannung den Geschmack aller Lebensmittel verbessern soll. Anders als die smarte Kartoffel ist das Produkt allerdings nicht satirisch gemeint.
Das Vater-Sohn-Duo Ken und Cameron Davidov haben uns die Funktion des Spoontek-Löffels freundlich und engagiert auf der Messe erklärt. Im Prinzip soll der 30 US-Dollar teure Löffel beim Essen eine niedrige Spannung abgeben, die die Rezeptoren auf der Zunge so stimulieren soll, dass das Essen besser schmeckt. Natürlich sei diese Methode wissenschaftlich erprobt, sagte uns Ken Davidov.
Unrecht hat er damit nicht: Der Wissenschaftler Nimesha Ranasinghe forscht seit Jahren zu Geschmacksveränderungen mit Hilfe elektrischer Spannung. So baute Ranasinghe beispielsweise Essstäbchen, die mit Hilfe von Spannung einen salzigen Geschmack vorgaukeln können - obwohl kein Salz bei der Speise verwendet wurde. Ein verdrahtetes Cocktailglas hingegen ermöglicht es Nutzern, die Säure des Getränks zu steuern.
Großer Babylöffel mit Kontakten und LED
Der Spoontek-Löffel sieht aus wie ein etwas zu groß geratener Babylöffel. Im Schaufelbereich ist ein Kontakt angebracht, darüber eine LED-Leuchte. Ein zweiter Kontakt ist an der Unterseite des Griffs eingebaut. Legten Nutzer dort ihren Finger auf und bedeckten den zweiten Kontakt mit Essen, fließe der Strom, sagte Davidov. Als Hinweis auf die Funktion leuchtet die LED.
Die Technik ist komplett in dem Löffel verschweißt, der mit der Hand gereinigt werden muss. Eine Möglichkeit, die Batterie zu wechseln, gibt es nicht. Auf entsprechende Fragen unter der 2020 erfolgreich abgeschlossenen Indiegogo-Kampagne antworteten die Davidovs nur, man besitze dann ja immer noch einen tollen Löffel, nur halt ohne die Geschmacksverbesserung.
Apropos Geschmacksverbesserung: Wir haben den Spoontek-Löffel ausprobiert, und zwar mit Ken Davidovs bevorzugtem Beispiel für schlechten Geschmack: Joghurt. Davidov zufolge soll der Spoontek-Löffel den "sauren Nachgeschmack" von Joghurt beseitigen - wir fragen uns zwar, warum jemand überhaupt einen Joghurt essen sollte, wenn der Nachgeschmack so unerwünscht ist. Aber egal, dafür gibt es ja Spoontek.
Oder auch nicht: Im Vergleichstest mit eingeschalteter und deaktivierter Spannung merken wir eher keinen Geschmacksunterschied. Wir haben mehrfach zwischen aktivem und inaktivem Spoontek gewechselt, ohne einen Unterschied zu finden. Auch die Bewertungen unter der Indiegogo-Kampagne sind eher negativ: Ein Großteil der Unterstützer, die ihren Spoontek-Löffel erhalten und verwendet haben, stellt keine Geschmacksveränderungen bei der Nutzung fest. Zugutehalten muss man den Davidovs, dass sie bei defekten Löffeln, die offenbar nicht selten versendet wurden, problemlos neue verschickten.
Insgesamt ist der Spoontek-Löffel für uns ein fragwürdiges Produkt. Zwar gibt es eine ernstzunehmende wissenschaftliche Forschung bezüglich der Thematik, wir sind uns aber nicht sicher, ob der Spoontek-Löffel diese tatsächlich wiedergibt. Die Davidovs haben übrigens weitere Produkte mit elektrischer Spannung im Angebot, die uns an der Zuverlässigkeit des Löffels zweifeln lassen: ein Gehirnwellenmanipulator, der durch schwache elektrische Spannung das Verlangen nach Koffein und anderen ungesunden Stoffen reduzieren soll, und eine Zahnbürste.
Diese soll dank elektrischer Spannung nach dem Zähneputzen ein Gefühl erzeugen, "als wäre man gerade vom Zahnarztstuhl aufgestanden", sagte Ken Davidov. Wer einmal eine Zahnwurzelbehandlung hatte, wird sich fragen, warum dieses Gefühl begehrenswert sein soll.
Wenn man den Geschmack von Joghurt nicht mag: nicht essen
Für uns ist das beste Mittel gegen ungewollten Geschmack beim Essen immer noch, die jeweiligen Lebensmittel einfach nicht zu verzehren. Wir werden den Spoontek-Löffel jedenfalls nicht mit Rosenkohl oder Leber ausprobieren - so weit reicht Ken Davidovs Überzeugungsarbeit dann doch nicht.
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Bitterstoffe. Kinder schmecken die deutlich besser. Wobei es sich bei rosenkohl was...
Also wenn ich den Löffel unten an dem Kontakt am Stiel anfasse und dann samt Essen in den...
Bleibt immer noch das Problem, wenn es dann schon pelzig ist ;-)
Und wenn man das mit der Induktionsladung nicht hinbekommt, weil man die Applicaton-Notes...