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Spieleentwicklung: "Vertraut euren Programmierern!"

Gamescom 2023
Mehr Verständnis zwischen Designern und Programmieren: João Eiras Antunes von Massive ( Star Wars Outlaws) erklärt, wie das klappen kann.
/ Peter Steinlechner
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Vortrag von João Eiras Antunes auf der Devcom 2023 (Bild: Peter Steinlechner/Golem.de)
Vortrag von João Eiras Antunes auf der Devcom 2023 Bild: Peter Steinlechner/Golem.de

In der Öffentlichkeit ist es vermutlich gar nicht so bekannt, aber: Viele Spieleentwickler, die sich um Leveldesign oder um Animationen kümmern, haben so gut wie keine Ahnung von Programmierung. In den Teams führt das immer wieder zu Kommunikationsproblemen, die sich auf die praktische Arbeit auswirken.

Das erklärte João Eiras Antunes, der bei dem zu Ubisoft gehörenden Entwicklerstudio Massive Entertainment (Star Wars Outlaows) als Senior Gameplay Programmer arbeitet, auf der Konferenz Devcom 2023 in Köln.

Antunes erlebe immer wieder, dass man aneinander vorbeirede oder Austausch schlicht vermeide - was dazu führe, dass grundlegende Schwierigkeiten viel zu spät angegangen würden und insgesamt mehr Zeit benötigt würde.

Um es besser zu machen, hat Antunes eine Reihe praktischer Tipps. Einer lautet: "Redet über das Problem, nicht über die Lösung." Das sei wichtig, weil die offensichtliche Korrektur, die vielleicht einem Spieledesigner einfalle, nicht immer optimal sei.

Durch das Sprechen über die jeweiligen Herausforderungen könne ein Programmierer aber oftmals eine nachhaltige Lösung finden. "Vertraut euren Programmierern" , empfiehlt Antunes. "Sie haben die Expertise und können helfen."

Wichtig sei auch, die Programmierer möglichst schon in frühen Meetings zu beteiligen. Allerdings ist es nach den Erfahrungen von João Eiras Antunes oft ausreichend, wenn etwa ein Programmierer mit dabei ist - mehr sei vielleicht hilfreich, aber nicht zwingend nötig.

Programmierer würden oft erleben, dass wichtige Entscheidungen ohne sie getroffen würden. Das führt nach den Erfahrungen von Antunes langfristig eher zu mehr Meetings und zu Flurfunk, also zu informellem und eben oft fehlerhaftem Informationsaustausch.

Termine und Lexikon

Antunes schlägt außerdem vor, dass die Programmierer an den frühen Definitions-Meetings beteiligt werden - also dann, wenn es um die Klärung von Begrifflichkeiten gehe.

Er rät dazu, früh eine Art Lexikon mit wichtigen Termini anzulegen, so dass das ganz Team so weit wie möglich die gleiche Sprache spreche. Ein solches Lexikon sei auch eine enorme Hilfe, wenn neue Mitarbeiter dazustoßen.

Designer, Grafiker und Animationsexperten sollten sich auch darüber im Klaren sein, wann eine einfache Lösung ausreiche, und wann ein grundlegendes System nötig sei - das gelte vor allem für die Producer im Team, die das eigentlich früh genug wissen müssten, findet Antunes.

Für viele Programmierer sei es wichtig, unnötige Arbeit durch größere Neuerungen zu vermeiden. Da würden sie sich nicht von anderen Fachkräften unterscheiden, aber es gebe eine Besonderheit: Programmierer würden gefühlt immer den anderen Teammitgliedern hinterherhinken - das sei durch die Organisation der Arbeit unvermeidbar. Wenn darauf Rücksicht genommen werde, helfe das sehr.

Star Wars Outlaws - Trailer (Ankündigung Juni 2023)
Star Wars Outlaws - Trailer (Ankündigung Juni 2023) (02:30)

Antunes wünscht sich auch, dass andere Entwickler den unvermeidbaren technischen Konversationen nicht ausweichen - was er wohl immer wieder erlebt. Stattdessen sollte man über auch über die Gründe sprechen, und vor allem: "Bitte sagt nie, dass ihr etwas verstanden habt, wenn es nicht so ist." Umgekehrt verstehen auch Programmierer längst nicht alles, was Designer sagen.

Die meisten Experten für Gameplay würden außerdem annehmen, dass Programmierer kaum etwas lieber machen, als zu coden. Das stimme zwar bei einigen, aber oft eben auch nicht. Viele Berufskollegen von Antunes würden sich eher für den Bau von Architekturen oder das Finden von speziellen Lösungen begeistern.

Er selbst habe sich früher bei Bewerbungsgesprächen immer sehr schwer mit der Frage nach seiner liebsten Programmiersprache getan - die nahezu immer gestellt werde. Für ihn sei Coden aber nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Problemlösung, und da sei eben mal C++ und mal etwas anderen sinnvoll.


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