Spieleentwicklung: Das verdammt lange Warten auf GTA 6 und The Elder Scrolls 6

Wäre es nicht schön, wenn wir jetzt statt erst in ein paar Jahren GTA 6 und The Elder Scrolls 6 spielen könnten? Oder wenn diese Games schon länger erschienen wären und wir uns etwa auf den demnächst bevorstehenden Release von GTA 7 oder 8 freuen könnten? Bekanntermaßen wird daraus nichts.
Golem.de hat sich mit den Ursachen für die auffällig langen Wartezeiten beschäftigt und mit Branchenexperten gesprochen. Spoiler: Wir müssen uns nicht nur wegen des Erfolgs von GTA Online und The Elder Scrolls Online in Geduld üben - es gibt noch andere Gründe.
Vielleicht erinnern sich einige von uns sogar noch daran, dass im September 2013 fast gleichzeitig zwei Sachen neu auf den Markt gekommen sind.
Das eine war das iPhone 5S von Apple, das andere GTA 5 von Rockstar Games. Aber während Apple seitdem im Jahrestakt neue Modelle seines Smartphones entwickelt, produziert und dann verkauft hat, sieht die Sache bei GTA 5 ganz anders aus.
Von dem Actionspiel gab es zwei Upgrades auf die jeweils neueste Konsolengeneration sowie ziemlich viele Zusatzinhalte für den Onlinemodus. Ein von vielen Spielern erhofftes Add-on für die Kampagne kam nie - das hatte Rockstar irgendwie verpennt , wie 2017 ein Entwickler sagte.
Auch die Chefentwickler hatten für GTA nur wenig Zeit in den vergangenen Jahren. Dan Houser war ab Frühjahr 2019 in einem mehrmonatigen Urlaub, aus dem er nicht zurückkehrte .
Bereits im April 2018 hatte sich Producer Leslie Benzies verabschiedet - im Streit um Geld, in diesem Fall rund 150 Millionen US-Dollar. Von den prägenden Machern ist nur noch Dan-Bruder Sam Houser bei Rockstar Games.
Erst am 4. Februar 2022 hat das Entwicklerstudio offiziell angekündigt, an einem neuen Grand Theft Auto zu arbeiten. Informationen zum Inhalt oder Termin, ein Trailer oder anderes Bildmaterial - Fehlanzeige.
The Elder Scrolls 6: Nur ein Teaser in all den Jahren
Ähnlich sieht die Lage bei einem anderen ganz großen Blockbuster aus, auf den Fans seit vielen Jahren warten: The Elder Scrolls 6. Der fünfte Teil Skyrim erschien im November 2011 (kurz nach dem iPhone 4S).
Seitdem gab es nur ein paar Updates, Umsetzungen für andere Plattformen - inklusive einer Version für Virtual-Reality-Headsets. Auf der Spielemesse E3 im Jahr 2018 wurde mit einem Teaser der sechste Teil angekündigt, seitdem ist von dem Titel nichts mehr zu hören.
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Es gibt noch mehr Blockbuster mit angekündigten Sequels, die erstaunlich lange auf sich warten lassen. Das letzte The Legend of Zelda erschien 2017. Diablo 3 kam ebenso wie Bioshock Infinite 2013 auf den Markt - um nur ein paar besonders prominente Games zu nennen.
Ein Grund für lange Wartezeiten ist, dass die Entwickler an anderen Projekten gearbeitet haben. Klar: Wer mit Red Dead Redemption 2 beschäftigt ist, kann nicht unmittelbar gleichzeitig ein GTA 6 produzieren.
Allerdings wäre das auch nicht nötig. Wenn ein Publisher wie Take Two - die Firma hinter Rockstar Games - wirklich halbwegs schnell ein neues Grand Theft Auto wollte, könnte man mehrere Teams mit der Arbeit beauftragen und jährlich oder zumindest alle zwei Jahre einen neuen Teil veröffentlichen.
Bethesda: Entwickler zwischen Fantasy und Weltraum
Ubisoft hat das mit der ebenfalls aufwendigen Open-World-Serie Assassin's Creed schließlich auch lange Zeit ganz gut hinbekommen. Vermutlich hat es den Spielen zumindest eine Zeitlang sogar gutgetan, dass sich immer wieder unterschiedliche Teams damit beschäftigen und neue Impulse einbringen.
Allerdings möchten viele Entwickler nicht ständig an der gleichen Art von Spiel arbeiten, wie es bei Ubisoft oder bei Activision mit Call of Duty der Fall ist. Gerade bei Call of Duty arbeiten drei große Studios unter enormem Druck abwechselnd an jährlichen Ablegern.
Allerdings klappt sogar das nicht immer: Das von Treyarch produzierte Black Ops 4 erschien 2018 ohne Kampagne - sie wurde einfach nicht rechtzeitig fertig.
Bei den Entwicklern von Bethesda gibt es keine vergleichbare Spezialisierung auf ein einzelnes Universum. Das hat Marketingchef Pete Hines schon 2018 im Interview mit Golem.de zum Thema The Elder Scrolls 6 gesagt: "Unsere Leute sind ganz froh, wenn sie nach langer Zeit an einer anderen Marke arbeiten können und von Fantasy zu einem postapokalyptischen Szenario und dann zu Science-Fiction wechseln können."
Eine weitere Ursache für die teils langen Wartezeiten ist ausgerechnet die immer bessere Grafik. "Die Technik schreitet bei Weitem nicht mehr so schnell voran wie vor Jahren" , sagte Branchenexperte Teut Weidemann von Stratosphere Games(öffnet im neuen Fenster) zu Golem.de. "Die Spiele leben länger, ohne alt auszusehen. Zudem unterstützen viele dieser Dauerbrenner interessante Onlinemodi oder Mod-Support, was die Lebenszeit nochmal verlängert."
Damit werde ein sehr spezielles Problem geschaffen: Die Titel seien nach jahrelanger Pflege mit Erweiterungen und Updates größer geworden, als ein Nachfolger beim Release sein könne. "Viele in der Industrie wissen, dass es ein Fehler ist, einen Nachfolger zu einem erfolgreichen Onlinespiel zu machen" , sagt Weidemann.
Der Nachfolger könne oft kaum mit dem Original mithalten. "Somit denken die Spieler des ersten Teils, ihr Spiel sei plötzlich veraltet - es gibt ja ein neues. Und die Fans des neuen finden die Tiefe des Originals nicht, weil es diese noch nicht hat. Also verlieren beide."
GTA 6 mit Umfang von bis zu 500 Stunden?
Laut Weidemann gibt es deshalb unter anderem für The Division 2, Destiny 2 und Everquest 2 keine echten Nachfolger. Bei Destiny 2 ist es sogar einer der Gründe für den Bruch zwischen Entwickler Bungie und Activision gewesen: Der Publisher hat auf dem Vertrag bestanden, dem zufolge Bungie in jedem Fall fünf Destiny abliefern hätte müssen - was die Entwickler aber nicht wollten.
Bei GTA 6 könnten die Entwickler nun versuchen, das Dilemma mit sehr großem Aufwand zu lösen, nur wird dafür eben auch sehr viel Arbeitszeit benötigt. Immerhin: Das würde zu jüngsten Leaks passen, denen zufolge das nächste Grand Theft Auto einen Umfang von 400 bis 500 Stunden bietet - also vom Start weg wesentlich mehr als der aktuelle Serienteil.
Ein weiterer Grund für das lange Warten: "Für die großen Publisher haben die steten Einnahmen via Ingame-Kauf längst viel, viel, viel größere Bedeutung als der Einmalkauf" , sagt die Journalistin Petra Fröhlich von Gameswirtschaft(öffnet im neuen Fenster) . "Bislang waren aufwändige Blockbuster eine Art Einfallstor, um im Nachgang die Kundschaft zu monetarisieren - in Form von Saisonpässen, Erweiterungen oder Mikrotransaktionen."
Tatsächlich hat allein Take Two im Jahr 2021 über zwei Milliarden US-Dollar mit Ingame-Käufen in Spielen wie Red Dead Online, NBA 2K und GTA Online verdient; der mit Abstand größte Teil dürfte auf Grand Theft Auto entfallen. Auch Bethesda betreibt mit The Elder Scrolls Online ein lukratives Service-Game.

Fröhlich hält es für möglich, dass es wieder zu einer stärkeren Trennung zwischen Solo mit Kampagne und Multiplayer kommen könnte, eben "weil das Geschäftsmodell sehr viel anders ist."
Für Spieler müsste das kein Nachteil sein, weil man dann nur noch für die Module bezahlt, die man tatsächlich nutzt. Allerdings dürfte sich in den kommenden Jahren in diesem Punkt durch erfolgreiche Abos wie Xbox und PC Game Pass in jedem Fall viel ändern.
An eine höhere Frequenz bei der Veröffentlichung von Blockbustern wie Grand Theft Auto glaubt Fröhlich aber auch im günstigsten Fall nicht. Sie erwartet bei derartigen Titeln "ein Spiel pro Konsolengeneration - in Ausnahmefällen vielleicht auch zwei. Einfach deshalb, weil die Games immer größer werden und man von einem Vorlauf von fünf bis sieben Jahren ausgehen muss."
Momentan gibt es keinen Veröffentlichungstermin für das nächste Grand Theft Auto, für The Elder Scrolls 6 oder eines der anderen genannten Spiele. Auch zu den anvisierten Plattformen haben sich die Macher nicht geäußert. Nur eines scheint sicher: Auf dem iPhone werden die Spiele eher nicht laufen.



