Bethesda: Entwickler zwischen Fantasy und Weltraum
Ubisoft hat das mit der ebenfalls aufwendigen Open-World-Serie Assassin's Creed schließlich auch lange Zeit ganz gut hinbekommen. Vermutlich hat es den Spielen zumindest eine Zeitlang sogar gutgetan, dass sich immer wieder unterschiedliche Teams damit beschäftigen und neue Impulse einbringen.
Allerdings möchten viele Entwickler nicht ständig an der gleichen Art von Spiel arbeiten, wie es bei Ubisoft oder bei Activision mit Call of Duty der Fall ist. Gerade bei Call of Duty arbeiten drei große Studios unter enormem Druck abwechselnd an jährlichen Ablegern.
Allerdings klappt sogar das nicht immer: Das von Treyarch produzierte Black Ops 4 erschien 2018 ohne Kampagne - sie wurde einfach nicht rechtzeitig fertig.
Bei den Entwicklern von Bethesda gibt es keine vergleichbare Spezialisierung auf ein einzelnes Universum. Das hat Marketingchef Pete Hines schon 2018 im Interview mit Golem.de zum Thema The Elder Scrolls 6 gesagt: "Unsere Leute sind ganz froh, wenn sie nach langer Zeit an einer anderen Marke arbeiten können und von Fantasy zu einem postapokalyptischen Szenario und dann zu Science-Fiction wechseln können."
Eine weitere Ursache für die teils langen Wartezeiten ist ausgerechnet die immer bessere Grafik. "Die Technik schreitet bei Weitem nicht mehr so schnell voran wie vor Jahren", sagte Branchenexperte Teut Weidemann von Stratosphere Games zu Golem.de. "Die Spiele leben länger, ohne alt auszusehen. Zudem unterstützen viele dieser Dauerbrenner interessante Onlinemodi oder Mod-Support, was die Lebenszeit nochmal verlängert."
Damit werde ein sehr spezielles Problem geschaffen: Die Titel seien nach jahrelanger Pflege mit Erweiterungen und Updates größer geworden, als ein Nachfolger beim Release sein könne. "Viele in der Industrie wissen, dass es ein Fehler ist, einen Nachfolger zu einem erfolgreichen Onlinespiel zu machen", sagt Weidemann.
Der Nachfolger könne oft kaum mit dem Original mithalten. "Somit denken die Spieler des ersten Teils, ihr Spiel sei plötzlich veraltet - es gibt ja ein neues. Und die Fans des neuen finden die Tiefe des Originals nicht, weil es diese noch nicht hat. Also verlieren beide."
GTA 6 mit Umfang von bis zu 500 Stunden?
Laut Weidemann gibt es deshalb unter anderem für The Division 2, Destiny 2 und Everquest 2 keine echten Nachfolger. Bei Destiny 2 ist es sogar einer der Gründe für den Bruch zwischen Entwickler Bungie und Activision gewesen: Der Publisher hat auf dem Vertrag bestanden, dem zufolge Bungie in jedem Fall fünf Destiny abliefern hätte müssen - was die Entwickler aber nicht wollten.
Bei GTA 6 könnten die Entwickler nun versuchen, das Dilemma mit sehr großem Aufwand zu lösen, nur wird dafür eben auch sehr viel Arbeitszeit benötigt. Immerhin: Das würde zu jüngsten Leaks passen, denen zufolge das nächste Grand Theft Auto einen Umfang von 400 bis 500 Stunden bietet - also vom Start weg wesentlich mehr als der aktuelle Serienteil.
Ein weiterer Grund für das lange Warten: "Für die großen Publisher haben die steten Einnahmen via Ingame-Kauf längst viel, viel, viel größere Bedeutung als der Einmalkauf", sagt die Journalistin Petra Fröhlich von Gameswirtschaft. "Bislang waren aufwändige Blockbuster eine Art Einfallstor, um im Nachgang die Kundschaft zu monetarisieren - in Form von Saisonpässen, Erweiterungen oder Mikrotransaktionen."
Tatsächlich hat allein Take Two im Jahr 2021 über zwei Milliarden US-Dollar mit Ingame-Käufen in Spielen wie Red Dead Online, NBA 2K und GTA Online verdient; der mit Abstand größte Teil dürfte auf Grand Theft Auto entfallen. Auch Bethesda betreibt mit The Elder Scrolls Online ein lukratives Service-Game.
Fröhlich hält es für möglich, dass es wieder zu einer stärkeren Trennung zwischen Solo mit Kampagne und Multiplayer kommen könnte, eben "weil das Geschäftsmodell sehr viel anders ist."
Für Spieler müsste das kein Nachteil sein, weil man dann nur noch für die Module bezahlt, die man tatsächlich nutzt. Allerdings dürfte sich in den kommenden Jahren in diesem Punkt durch erfolgreiche Abos wie Xbox und PC Game Pass in jedem Fall viel ändern.
An eine höhere Frequenz bei der Veröffentlichung von Blockbustern wie Grand Theft Auto glaubt Fröhlich aber auch im günstigsten Fall nicht. Sie erwartet bei derartigen Titeln "ein Spiel pro Konsolengeneration - in Ausnahmefällen vielleicht auch zwei. Einfach deshalb, weil die Games immer größer werden und man von einem Vorlauf von fünf bis sieben Jahren ausgehen muss."
Momentan gibt es keinen Veröffentlichungstermin für das nächste Grand Theft Auto, für The Elder Scrolls 6 oder eines der anderen genannten Spiele. Auch zu den anvisierten Plattformen haben sich die Macher nicht geäußert. Nur eines scheint sicher: Auf dem iPhone werden die Spiele eher nicht laufen.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Spieleentwicklung: Das verdammt lange Warten auf GTA 6 und The Elder Scrolls 6 |
- 1
- 2
FF15 passte nicht so richtig. Die Darstellungen, zeitlichen Abläufe und Atmosphöre, alles...
Wie most schon sagte: So unterschiedlich kann es sein. Für mich klingt das nach nervigem...
Können Sie ja gerne machen, wenn sie auch wirklich Geil abliefern. Aber genau da liegt...
Mit dem aktuellen GTA verdient man aktuell noch genug. Das "neue GTA" kommt raus, wenn...