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Spielebranche: Xbox Series S soll Next-Gen-Entwicklung beeinträchtigen

Zu schwache Hardware der Xbox Series S soll schuld sein an enttäuschenden Next-Gen-Leistungen - sagen Entwickler. Was ist da los?
/ Peter Steinlechner
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Artwork der Xbox Series S (Bild: Microsoft)
Artwork der Xbox Series S Bild: Microsoft

Das Actionspiel Gotham Knights ( Test auf Golem.de ) hat in der Spielebranche eine Diskussion über aktuelle Konsolenhardware in Gang gesetzt.

Der von Warner Bros Games veröffentlichte Titel läuft auf der Playstation 5 und der Xbox Series X/S mit einer relativ niedrigen Bildwiederholrate von 30 fps - und zeigt dabei keine sensationell detailreiche oder effektgeladene Grafik.

Der wichtigste Grund dafür soll die Xbox Series S sein, wie unter anderem ein Technical Artist des britischen Studios Rocksteady auf Twitter schrieb - Rocksteady steckt hinter der Arkham-Serie, quasi die Vorgänger von Gotham Knights.

Der Entwickler schrieb, dass eine "ganze Generation von Spielen durch diese Kartoffel gelähmt" werde. Vergleichbare Aussagen gab es von anderen Brancheninsidern.

Außerdem war zu lesen, dass in Besprechungen mit Microsoft immer wieder darum gebeten werde, dass die Studios keine Rücksicht mehr auf die Xbox Series S nehmen müssten.

Microsoft bestehe aber darauf: Wer für sein Spiel eine Freigabe auf der Xbox Series X wolle, müsse auch eine ordentlich laufende Version für die Xbox Series S programmiert haben.

Viele der Beiträge auf Twitter wurde kurz nach der Veröffentlichung wieder gelöscht, der Mitarbeiter von Rocksteady schloss sogar sein Nutzerkonto(öffnet im neuen Fenster) .

Auf den ersten Blick ist die Xbox Series S tatsächlich viel weniger leistungsfähig als die Xbox Series X oder die Playstation 5. Die S kommt auf eine theoretische Rechenleistung von 4 Teraflops - das ist weniger als die leistungsstärkste Vorgängerkonsole, nämlich die Xbox One X mit rund 6 Teraflops.

Die Xbox Series X kommt auf eine Rechenleistung von 12 Teraflops, die Playstation 5 von Sony auf rund 10,28 Teraflops.

Xbox Series S: Das Problem dürfte der Speicher sein

Grund für die relativ niedrige Leistungsfähigkeit der Xbox Series S: Die Konsole verfügt über gerade mal 20 Compute Units, die mit einem Takt von 1,565 GHz laufen. Die Xbox Series X kommt auf 52 Compute Units mit 1,825 GHz.

Bei der CPU hingegen gibt es keinen besonders großen Unterschied: Der Hauptprozessor von Xbox Series S und X ist mit jeweils acht Kernen identisch. Zwar läuft die S mit Taktraten von 3,4 bis 3,6 GHz und die X mit 3,6 bis 3,8 GHz - das spielt aber in der Praxis keine große Rolle.

Die Unterschiede bei CPU und GPU dürften sich aber relativ einfach durch niedrigere Taktraten und weniger Pixel (unter anderem etwas weniger detailreiche Texturen) kompensieren lassen. Entwickler haben mit derartigen Anpassungen auf der PC-Plattform schon seit Jahren Know-how gesammelt.

Langfristige Lösung gesucht

Wenn, dann dürfte der tatsächliche Flaschenhals der Xbox Series S der Speicher sein. Die Konsole verfügt nur über 10 GByte an Arbeits- und Videospeicher - die Xbox Series X hat 16 GByte verbaut.

Gotham Knights - Trailer (Launch)
Gotham Knights - Trailer (Launch) (03:02)

Es ist also unterschiedlich viel Speicher für Welt und Objekte vorhanden, was aufwendige Anpassungen notwendig machen und dafür sorgen dürfte, dass die Xbox Series X (und damit wohl auch die PS5) nicht maximal ausgereizt werden können.

Microsoft spricht dieses Problem nicht öffentlich an, dürfte sich des Problems aber bewusst sein: Erst im Sommer 2022 sorgte das Unternehmen mit einem Update des GDK (Game Development Kit) dafür, dass auf der Xbox Series S immerhin einige Hundert MByte mehr Speicher verfügbar sind.

Das Update dürfte den Entwicklern zwar die Arbeit erleichtern, aber kaum eine nachhaltige Lösung darstellen. Und selbst wenn Microsoft mit weiteren Optimierungen noch mehr schnellen RAM freischaufelt: Langfristig steht die Branche vermutlich vor einem Problem und Microsoft muss sich etwas einfallen lassen.


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