Cademartori: Steuerbefreiung wird wieder kommen
Cademartori: Ich gehe fest davon aus, dass die Kfz-Steuerbefreiung zum Ende des Jahres kommen wird, dass das geklärt werden wird. Darüber hinaus haben wir im Haushalt keinen Rückgang, was die Elektromobilitätsthemen angeht. Wir sehen nach wie vor für Ladeinfrastruktur 1,7 Milliarden Euro vor. Wir haben die E-Bus-Förderung, und wir haben noch Restmittel für elektrische Nutzfahrzeuge zur Verfügung.
Zudem habe ich vorgeschlagen, dass man von 2027 an mit Mitteln des europäischen Sozialklimafonds ein Social Leasing noch auf den Weg bringt . Bis dahin werden auch mehr Modelle im Kleinwagensegment auf dem Markt sein , auch von deutschen Herstellern. Damit könnte man Verbrauchern, die nicht so viel Geld für die Anschaffung eines E-Autos haben, diese Technologie nahebringen.
Golem: Zuletzt haben die Autozulieferer Bosch und ZF einen hohen Stellenabbau angekündigt . Audi-Chef Döllner sieht hingegen keine Alternative zur E-Mobilität und fordert vor allem Planungssicherheit. Wie sollte die Politik mit dem Dilemma umgehen?
Cademartori: Es gibt natürlich in der Industrie unterschiedliche Interessen und Sichtweisen. Die Zuliefererindustrie sieht das anders als manche Hersteller. Die Bandbreite der Positionen ist groß. Manche wollen die Flottengrenzwerte etwas abmildern und die Strafzahlungen nicht leisten, weil die Nachfrage noch nicht hoch genug ist. Andere wollen die Elektromobilität komplett beerdigen und den Verbrenner langfristig etablieren, beispielsweise in Form von Hybridfahrzeugen, die dann mit Biokraftstoffen fahren sollen.
Diese ständig geführte Diskussion verunsichert aber die Verbraucher total und trägt dazu bei, dass sie eher zurückhaltend dem Thema E-Mobilität begegnen.
Golem: Doch es ist nicht zu leugnen, dass die Produktion eines E-Autos viel weniger Teile benötigt und damit auch weniger Menschen diese Teile produzieren müssen.
Cademartori: Da muss man sehr genau hinschauen, welche Arbeitsplatzverluste haben wirklich etwas mit der Technologie zu tun oder eher damit, dass wir einen generell schwächelnden Weltmarkt haben, weil wir Zölle in den USA haben, weil wir eine Nachfrageschwäche in China haben.
Nicht an Klimaschutz und E-Mobilität sägen
Die Lösung dieser Probleme besteht nicht darin, am Klimaschutz oder an der Elektromobilität zu sägen. Das kann höchstens kurzfristig helfen, langfristig ist aber die Gefahr – wenn wir uns alle einig sind, dass Elektromobilität die Leittechnologie der Zukunft ist -, dass wir den Anschluss verpassen und dann wirklich gar keine Automobilindustrie mehr haben, die in der Zukunft mitspielt.
Deswegen darf man jetzt auch keine Lösungen präsentieren, die gar nicht das Problem adressieren, nämlich die Weltmarktlage. Stattdessen muss man den Kurs konsequent fortsetzen, um sicherzustellen, dass die deutsche Automobilindustrie in all ihren Facetten auch in Zukunft eine Rolle spielen und weltweit eine Leitindustrie bei der Elektromobilität sein wird. Wenn uns das nicht gelingt, dann ist viel mehr in Gefahr als das, was wir aktuell am Arbeitsplatzabbau sehen.
Golem: Müsste es dennoch nicht Aufgabe der Politik sein, diesen schwierigen Wandel abzufedern?



