SPD: Vectoring war "schon vor zehn Jahren keine gute Idee"

Jens Zimmermann, digitalpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, hat rückblickend den Vectoring-Ausbau in Deutschland infrage gestellt. "Vectoring war vielleicht vor zehn Jahren mal eine nette Idee. Aber vielleicht auch damals schon nicht" , sagte(öffnet im neuen Fenster) Zimmermann auf der Jahrestagung des Branchenverbands Buglas am 22. September 2022 in Berlin. Es habe aber "vielleicht das Ausrollen von Glasfaser ein bisschen beschleunigt" , warf er danach in den Raum, um das aber sogleich als "Spaß" zurückzunehmen. Aus dem Saal wurde darauf mit Heiterkeit reagiert.
Die von der Bundesnetzagentur im September 2016 getroffene Vectoring-II-Entscheidung räumte der Deutschen Telekom weitreichende Rechte zum Vectoring-Ausbau aller Kabelverzweiger am Straßenrand in Nahbereichen ein. Ein alternativer Betreiber konnte nur dann in einem Nahbereich auf die letzte Meile zugreifen, wenn er sich bei der DSL-Erschließung in einem Gebiet bisher flächendeckender als die Telekom engagiert hatte.
Telekom verteidigt Vectoring weiter
Die Telekom argumentiert seitdem, Vectoring habe dazu geführt, dass Millionen Haushalte über Bandbreiten bis zu 100 und 250 MBit/s verfügten. In der Coronakrise habe sich gezeigt, wie wichtig das sei.
Jochen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM, hatte zuvor erklärt , dies unterstelle, dass der sehr begrenzte Mitteleinsatz für den deutschen Infrastrukturausbau alternativlos gewesen sei. "Die schlecht versorgten Haushalte in den gut versorgten Gebieten bleiben zudem unerwähnt. Isoliert und völlig eindimensional betrachtet, ist die Aussage aber durchaus richtig. Durch den Zufall einer weltweiten Pandemie wird der politische Fehler aber keineswegs korrigiert. Mehr Investitionen in deutsche Netze zur richtigen Zeit wären für den größten Anteilseigner, den Bund, und das Wohl unseres Landes die bessere Alternative gewesen - mit einer besseren Versorgung" , erklärte er.
Die politische Entscheidung, Vectoring zu fördern und der Telekom ein Quasi-Vectoring-Monopol durch die Bundesnetzagentur zuzugestehen, habe dazu geführt, dass die schon seit vielen Jahren erforderlichen Investitionen in den Glasfaserausbau lange unterbleiben konnten. "Stattdessen konnte in anderen Ländern in Infrastruktur investiert werden, wie zum Beispiel in den USA" , sagte Grützner.



