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Sparkassen-Dienstleister: Payone arbeitete mit Pornodiensten zusammen

Payone hat Zahlungen für Hochrisikokunden aus der Porno- und Datingbranche abgewickelt. Einige wurden wegen Bankbetrugs zu Haftstrafen verurteilt.
/ Achim Sawall
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Zahlungsabwicklung von Payone für Kartenkunden (Bild: Payone)
Zahlungsabwicklung von Payone für Kartenkunden Bild: Payone

Der deutsche Zahlungsdienstleister Payone soll in Hunderten Fällen mit der Porno- und Datingbranche zusammengearbeitet haben. Das berichtet das Nachrichtenmagazin der Spiegel (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) unter Berufung auf interne Dokumente. Demnach wurden pro Jahr zeitweise Zahlungen in dreistelliger Millionenhöhe für entsprechende Anbieter abgewickelt.

Finanzaufsicht, Wirtschaftsprüfer und eine Partnerbank warfen Payone demnach Defizite bei der Geldwäscheprävention vor. Die Commerzbank kam 2021 intern zu dem Ergebnis, dass bei Payone nur ein bis zwei Angestellte für die Geldwäschekontrolle zuständig gewesen seien, während es Hunderte Hochrisikokunden gegeben habe.

Laut den Nachforschungen des Spiegels und einem Recherchenetzwerk vermittelte der deutsche E-Commerce-Berater Ruben Weigand 311 Firmen aus der Porno- und Datingbranche mit Sitz auf Zypern und in Großbritannien an Payone, darunter auch aus dem Netzwerk von Hamid Akhavan. Der US-Amerikaner Akhavan unterhielt ein Franchisesystem mit Tausenden Sexseiten.

Bankenbetrug mit einem Volumen von 150 Millionen US-Dollar

Auf Anfrage erklärte Weigand dem Spiegel, dass alle erbrachten Dienstleistungen "marktüblich" gewesen seien. Er habe keine Anzeichen dafür gegeben, dass "systematische kriminelle Transaktionen" über die von ihm vermittelten Händler abgewickelt worden seien.

Die beiden Männer wurden im Jahr 2021 im Zusammenhang mit einer Marihuana-Lieferplattform wegen Verschwörung zum Bankenbetrug mit einem Volumen von 150 Millionen US-Dollar zu Gefängnisstrafen verurteilt(öffnet im neuen Fenster) . Akhavan starb vergangenes Jahr.

Payone teilte auf Anfrage mit, man habe in der Zwischenzeit "eine Reihe von Korrekturmaßnahmen" umgesetzt, darunter Mechanismen zur Verhinderung künftiger Geschäfte mit Risikokunden. "Dies geschah im Einklang mit den zunehmenden regulatorischen Anforderungen und in enger Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde." Die Finanzaufsicht Bafin entsandte(öffnet im neuen Fenster) erst im Januar 2025 einen Sonderbeauftragten zu Payone. Auch hier ging es um Mängel bei der Geldwäscheprävention.

Payone wickelt Zahlungen von Kunden an der Ladenkasse und in Onlineshops ab. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen 277.000 Kunden mit mehr als fünf Milliarden Transaktionen im Jahr. Der Deutsche Sparkassenverlag ist mit 40 Prozent an der Firma beteiligt. Die Mehrheit hält der französische Zahlungsdienstleister Worldline.

Pornodienstleister gelten allgemein als "High Risk" . Grundsätzlich obliegt die Risikoeinstufung den Banken selbst. "Allerdings haben einige Kreditkartenunternehmen hierzu Vorgaben für Acquirer (Payone) zur Vergabe von Merchant Codes (MCC) und damit einhergehender Risikoeinstufung. Dabei sind Pornodienstleister entweder vertraglich ausgeschlossen oder als MCC High Risk zu führen" , sagte Ruprecht Hammerschmidt von der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) Golem.de auf Anfrage.


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