Zwischen Traum und Realität

SpaceX hat über die Prototypen des Tanks und der Triebwerke des Raumschiffs nur Pläne und noch keine weitere Hardware vorzuweisen - abgesehen von dem, was die Firma in ihrer 14-jährigen Geschichte bisher getan hat. Während die Rückschläge und die Verzögerungen zu Recht zu großer Prominenz gelangt sind, gehört dazu auch der Erfolg der Firma. Selbst die heute hochgelobte Ariane-5-Rakete explodierte bei ihren ersten 14 Flügen zweimal, zwei weitere Flüge blieben weit unter der geforderten Leistung. Fehler und Lernprozesse sind unvermeidlich.

Das zeigt auch die Entwicklung der neuen Trägerrakete. Sie wird auf die Heliumdruckflaschen in den Tanks komplett verzichten, die für die beiden Verluste von Falcon-9-Raketen verantwortlich waren. Stattdessen soll mit einem Wärmetauscher an den Triebwerken heißes Gas in die Tanks geleitet werden, um sie unter Druck zu setzen. Mit den Entwicklungsarbeiten an dem Raumschiff und der neuen Trägerrakete will SpaceX zeigen, dass ein Flug zum Mars möglich ist. Dazu wird viel mehr notwendig sein, als zwei Prototypen von Teilen eines noch nicht existierenden Raumschiffs.

Die Erfahrung mit den letzten 14 Jahren von SpaceX zeigt vor allem drei Dinge: übertrieben optimistische Zeitpläne von SpaceX, übertrieben pessimistische Kommentare von Kritikern und die Erfüllung von übertrieben geglaubten Versprechen, meistens mit einiger Verspätung.

Was technisch machbar ist, muss erst getan werden

Es ist keine Frage, ob der Bau von Trägerraketen und Raumschiffen, wie sie Elon Musk angekündigt hat, rein technisch möglich ist. Wie 1962, als John F. Kennedy einen Flug zum Mond versprach, basiert jeder Teil des Plans auf real vorhandener und umsetzbarer Technik. 42 Raptor-Triebwerke mit den angegebenen technischen Daten können die 10.500 Tonnen schwere Rakete abheben lassen und dabei wenig genug Treibstoff verbrauchen, dass das 2.500 Tonnen schwere Raumschiff darauf in den Orbit fliegen kann. Raumschiffe können aneinander andocken und Treibstoff transferieren, die Progress-Transporter tun das auf der ISS regelmäßig.

Der Treibstoffanteil des Raumschiffs wäre groß genug, um den Mars in drei bis fünf Monaten zu erreichen. Er wäre groß genug, um vom Mars zur Erde zurückzufliegen. Der Treibstoff könnte auf dem Mars erzeugt werden, die nötigen Prozesse sind seit über 100 Jahren bekannt, und genug Wasser ist vorhanden. Die Materialien für die Raumschiffe sind vorhanden. Alles das sind Fragen der Physik, und sie sind geklärt.

Was fehlt, sind Antworten auf die konkreten Fragen der Konstruktion. Oft stellen sich diese Fragen erst, wenn die Konstruktion tatsächlich begonnen wird. Genau das ist es, was SpaceX jetzt tun muss, um von der Machbarkeit zu überzeugen. In den optimistischsten Plänen will SpaceX den ersten Prototypen eines Raumschiffs, noch ohne die Raketenstufe, in den nächsten vier Jahren bauen und erste Testflüge unternehmen. Dragon-Raumschiffe sollen alle zwei Jahre auf dem Mars landen. Das könnte genau das sein, was nötig ist, um die Menschen von der Lösbarkeit der übrigen Probleme zu überzeugen. Aber zuvor muss SpaceX genau das auch tun. Das wird wahrscheinlich ein paar Jahre länger dauern, als SpaceX in den optimistischten Plänen hofft. Elon Musk sagte jedenfalls: "Wir haben eine gute Chance zu scheitern".

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 Neue Treibstofftanks und Triebwerke werden schon getestet
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Atalanttore 08. Okt 2016

Weil es halt nicht geht.

mindo 07. Okt 2016

Großartig! Kann ich zu 100% unterschreiben.

redwolf 04. Okt 2016

Die Menschheit hat die Tendenz ihr eigener Feind zu sein. Sei es z.B. Überbevölkerung...

redwolf 04. Okt 2016

Dezentralisierung der Menschheit. Wenn hier der Nuke Button gedrückt wird, hat die...



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