Machtproben und menschliche Probleme
Aber Bill Nelson und Joe Biden sind abhängig von politischen Mehrheiten und damit auch nicht frei in ihrer Entscheidung. Kürzlich nannte Joe Biden auch Tesla als größten Hersteller von Elektroautos in den USA, weil er von einer Petition dazu aufgefordert wurde. Die Nasa ist abhängig von SpaceX. Denn Altfirmen wie Boeing sind technologisch rückständig und in der Entwicklung von Raumschiffen seit dem CST-100 Starliner kaum noch vertrauenswürdig. Blue Origin agiert führungslos und unbeholfen. Rocketlab ist zwar fortgeschrittener, aber schlicht noch zu klein.
Gleichzeitig muss sich auch SpaceX Vorwürfe gefallen lassen. Der Standort der Starbase an der Südspitze von Texas ist zwar geographisch gut gewählt und dünn besiedelt. Aber als Elon Musk in seiner Präsentation von "den wenigen verbleibenden Einwohnern" von Boca Chica sprach, klang das in der Wortwahl wie auch im Tonfall herablassend. Auch die Wortmeldung eines Mannes, der sich als Anwohner und Unterstützer von SpaceX bezeichnete, dabei aber mehr als Stichwortgeber wirkte, schadete mehr, als dass es nutzte. SpaceX hat den Einwohnern des Dorfes angeboten, Häuser zum mehrfachen des üblichen Marktpreises aufzukaufen. Aber nicht alle sind darauf eingegangen.
Die Nasa braucht die Mondlandung
Die Natur am Delta des Rio Grande ist weitgehend unberührt und wird durch den Aufbau der Starbase gefährdet und SpaceX hat immer wieder versucht, Umweltauflagen zu umgehen, Genehmigungen weit über ursprünglich genehmigte Pläne hinaus zu erweitern oder Gewohnheitsrechte geltend zu machen. Daran muss den US-Behörden wegen der unflexiblen Genehmigungspraxis von Testflügen auf den etablierten Weltraumbahnhöfen aber zumindest eine Teilschuld zugesprochen werden.
Es läuft nun vieles auf eine Machtprobe hinaus, von der die heutige Präsentation ein Teil war. Für die Nasa ist das Artemis Mondprogramm aus Prestigegründen alternativlos und es ist ohne SpaceX kaum noch denkbar. Die Erfolge von SpaceX sind so prominent und anderen Firmen so offensichtlich überlegen, dass eine Beschädigung von SpaceX durch die Nasa auf die Nasa selbst und auch die US-Regierung zurückfallen würde. Die Mondlandung war die Geburtsstunde der Nasa und die Unfähigkeit, sie zu wiederholen, ist ihr größter Makel.
Musk verkörpert Ideale und Hoffnungen
Derweil hat der 50-jährige Elon Musk noch ein ganz menschliches Problem: Ihm geht die Zeit aus. Wenn er den Flug zum Mars noch selbst antreten will, dann ist er irgendwann schlicht zu alt dafür. Er hat SpaceX im Alter von 30 Jahren gegründet und Erstaunliches geleistet, aber auch gesehen, wie wenig Zeit zehn Jahre letztlich sind. Den von ihm erhofften Aufbau einer Flotte aus tausenden Raumschiffen, mit der eine Million Tonnen Fracht zum Mars gebracht werden sollen, wird er schon ohne weitere Verzögerungen kaum mehr erleben.
Dabei sind die Pläne keine rein egoistische Arroganz. Sie entsprechen den Hoffnungen und Träumen vieler Menschen, die über Jahrzehnte in der Science Fiction beschrieben und von der Nasa vor einem halben Jahrhundert fast schon versprochen wurden. Die Massen an SpaceX-Fans teilen diesen Traum, stehen aber denen gegenüber, die das nicht tun und jenen, für die Raumfahrtideale nur ein zynisches Mittel der Profitmaximierung sind. Der Ausgang dieses Machtkampfes ist derzeit kaum abzusehen.
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SpaceX: Machtkampf um das Starship und die Zukunft der Raumfahrt |
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ui, coole seite. danke für den link :)
Ich habe die Präsentation von Musk live verfolgt. Gehöre nicht gerade zur Elon Fangruppe...
Wieso sollte Musk dich beleidigen? oO
Man muss dazu sagen, dass die Genehmigung für SpaceX sich dort ursprünglich auf ein...