Hoher Druck entzündet Titan
Wie sich nicht zuletzt durch Tests in den vergangenen drei Monaten herausstellte, konnte das NTO auch ohne jeden Aufprall das Titan des Rückschlagventils entzünden. Bisher wurde dieses Verhalten von NTO und Titan noch nie beobachtet. Es konnte aber auf den ungewöhnlich hohen Druck in der Druckleitung zurückgeführt werden. Das System der einfachen Draco Triebwerke, die mit einem Achtel des Drucks arbeiten, ist davon nicht betroffen. Die 16 kleinen Draco Triebwerke führen beim Flug im Orbit alle Manöver zur Änderung der Flugbahn und zur Lagesteuerung des Raumschiffs durch.
Das Titan des Rückschlagventils entzündete sich unter hohem Druck, als das NTO in der Hochdruckleitung durch das Ventil hindurch in den Tank gedrückt wurde. Durch die hohe Sauerstoffdichte des NTO dürfte die Flamme sehr intensiv gewesen sein und große Wärmemengen in wenigen Millisekunden freigesetzt haben. Beim Verbrennen von NTO wird gasförmiger Stickstoff frei, außerdem verdampft durch die Wärme selbst unverbranntes NTO. Zusätzlich wird das Heliumgas durch die Flamme aufgeheizt. Alle drei Faktoren erhöhten den Druck im Inneren des Tanks, der letztlich unter so hohem Druck stand, dass er platzte.
Als eine der Maßnahmen, um ähnliche Zwischenfälle in Zukunft zu verhindern, sollen die Rückschlagventile durch Berstscheiben ersetzt werden. Anders als die Ventile sind diese vollkommen dicht, bis sie durch hohen Druck in der Leitung zum Platzen gebracht werden. Berstscheiben haben aber den Nachteil, dass sie nur einmal funktionieren und nach jedem Einsatz des Systems ersetzt werden müssen.
Unfalluntersuchung zu 80 Prozent abgeschlossen
Das Fluchtsystem des Dragon-Raumschiffs wurde ursprünglich auch als alternatives Landesystem konzipiert. Anstatt mit Fallschirmen abgebremst zu werden und im Meer zu wassern, wäre das Raumschiff mit Hilfe der Super-Draco-Triebwerke abgebremst worden und sanft an Land gelandet. Bei diesem System wären Berstscheiben für die nötigen Systemtests vor dem Flug und die Wiederverwendung des Raumschiffs nach dem Flug hinderlich gewesen.
Das zerstörte Dragon-Raumschiff war das Gleiche, das zuvor eine erfolgreiche Demonstrationsmission zur ISS unternommen hatte, bei der das Hochdrucksystem der Super-Draco-Triebwerke aber nicht in Betrieb genommen wurde. Das Raumschiff sollte anschließend einen simulierten Startabbruch im Flug durchführen. Dieser Flug wird nun mit dem Raumschiff durchgeführt, das ursprünglich den ersten Demonstrationsflug zur ISS mit Besatzung durchführen sollte. Der erste Flug mit Besatzung soll wiederum vom nächsten Raumschiff durchgeführt werden, das eigentlich für den ersten regulären Flug zur ISS gedacht war.
Bei einer Pressekonferenz sagte die Managerin des Commercial Crew Programms der Nasa, Kathy Leuders, dass Personal der Nasa bei dem Test anwesend gewesen sei und mit SpaceX bei der Unfalluntersuchung kooperiert habe. Ein Flug mit Besatzung vor Ende des Jahres sei nicht ausgeschlossen, aber es gebe noch viel Arbeit für SpaceX, die nichts mit dem Unfall zu tun habe. Laut SpaceX ist die Unfalluntersuchung zu rund 80 Prozent abgeschlossen. Zu einem früheren Zeitpunkt konnten allerdings noch keine klaren Aussagen zur Ursache gemacht werden.
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SpaceX: Brennendes Titan verursachte Explosion des Dragon |
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Aha, und wenn sie die Triebwerke das erste Mal im Falle eines Startabbruchs starten...
Das hier klang für mich nach einer unsinnigen Kritik an Wiki. Also vonwegen "entweder...
RFNA und WFNA sind harmloser als N2O4. Die sind z.B. drucklos lagerbar und problemlos im...
Wie gesagt das Zitat is aus Ignition! Und beschreibt sehr lustig wie gefährlich ClF3 ist.
Die Kapsel war ja vollgestopft mit Sensoren. Die zeigen recht deutlich was wann passiert...