Ein Hotel über den Wolken
Der wichtigste Vorteil für einen Weltraumaufzug wären deutlich verringerte Transportkosten für Nutzlasten ins All: Bei einer Rakete besteht der größte Teil der Masse aus dem Treibstoff, den sie braucht, um die Erdanziehungskraft zu überwinden. Der Anteil der Nutzlast an der Startmasse beträgt weniger als fünf Prozent. Beim Spaceshuttle war es knapp über ein Prozent.
Entsprechend teuer ist der Transport von Mensch und Material: Eine Nutzlast in eine niedrige Umlaufbahn (Low Earth Orbit, Leo) zu bringen, kostet je nach Raumfahrtagentur oder -unternehmen zwischen 6.000 und 12.000 US-Dollar - pro Kilogramm. Die ISS umkreist die Erde auf einem Leo. Soll es in den Geo gehen, wo sich beispielsweise die Fernsehsatelliten befinden, kann man vom Doppelten ausgehen.
Günstiger als Raketen
Günstiger wird es im Aufzug: 200 US-Dollar soll der Transport pro Kilogramm Nutzlast nur noch kosten, sagen die Befürworter. Satellitentransporte würden günstiger, viel mehr Betreiber könnten es sich leisten, eigene Satelliten ins All zu bringen. Ob das angesichts des heute schon immensen Problems mit Weltraumschrott sinnvoll wäre, sei dahin gestellt.
Auch andere Geschäftsmodelle als Gütertransporte sind denkbar: In Schätzings Roman Limit etwa betreibt der Mischkonzern Orley Enterprises auf der OSS ein Hotel. Die Fahrt dahin dürfte günstiger werden als etwa der Ausflug mit Virgin Galactic: Beim Raumfahrtunternehmen von Richard Branson kostet das Kilo rund 2.000 US-Dollar. Und das Spaceship Two steigt nur etwa 100 Kilometer hoch auf.
Stabiles Seil
Wichtigste Voraussetzung für den Aufzug ins All ist das Material für das Kabel. Es muss leicht und gleichzeitig sehr stabil sein: Es darf nicht unter seinem eigenen Gewicht reißen. Bei einer Länge von 100.000 Kilometern ist das gar nicht so einfach. Die Reißlänge von Stahl etwa beträgt knapp 26 Kilometer.
Seit rund 20 Jahren steht ein Material zur Verfügung, das diese Voraussetzung erfüllt: Nanoröhrchen aus Kohlenstoff. Aus diesem Material könnte ein solches Seil hergestellt werden. Die Bindungen der Kohlenstoffatome sind sehr stark. Wegen der offenen Struktur haben die Röhrchen eine geringe Dichte. Die Kohlenstoffnanoröhrchen sind deshalb fester als Stahl, dabei viel leichter und elastisch. Das Seil aus Verbundwerkstoff aus Kohlenstoffnanoröhrchen soll wenige Zentimeter breit und nicht dicker als ein Blatt Papier sein.
Neue Maßeinheit
Für die Anforderungen, die an ein solches Seil gestellt werden, hat das Isec sogar schon eine eigene Einheit definiert: Yuri - benannt nach Juri Arzutanow. Sie beschreibt die spezifische Reißfestigkeit eines Materials. Geeignet wäre demnach ein Material, das 30 bis 80 Megayuri aushält. Laut Isec sind die Kohlenstoffnanoröhrchen das einzige Material, das diese Werte erreicht.
Aber es geht nicht nur um die Reißfestigkeit: Das Seil muss auch weiteren Belastungen standhalten: In den unteren Bereichen der Atmosphären ist es dem Wetter ausgesetzt - wobei es am Äquator eher ruhig ist. Da es verschiedene Temperaturzonen durchläuft, treten im Material Spannungen auf. Die Unterschiede sind immens: Am Boden ist es warm, nach oben hin wird es immer kälter, und im Weltraum können die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht mehrere hundert Grad betragen. Schließlich ist das Seil in den oberen Regionen steigender Strahlung ausgesetzt.
Gefahr durch Satelliten und Schrott
Außerdem ist da noch die Gefahr durch künstliche und natürliche Himmelskörper: Die ISS oder ein Satellit könnte auf ihrer Umlaufbahn um die Erde dem Aufzug zu nahekommen. Weltraumschrott oder Minimeteoriten könnten das Seil treffen und es durchtrennen.
Für einige dieser Gefahren haben die Befürworter Lösungen: Da die Bodenstation auf einer schwimmenden Plattform errichtet ist, soll der Aufzug größeren Bedrohungen wie einem Satelliten oder einem größeren Stück Weltraumschrott ausweichen können - die Nasa beobachtet Objekte, die größer als 10 Zentimeter sind. Damit das Seil, sollte es dennoch getroffen werden, nicht ganz durchtrennt wird, soll es leicht gebogen sein. Ein Stück Weltraumschrott oder ein Minimeteorit würden dann nur einen Teil durchschneiden.
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Sollte deine Rechnung stimmen: verknüpfen des Seiles sollte doch möglich sein. Eine...
Ja das ist richtig, er meinte wohl die Zentrifugalkraft.
Nicht zu vergessen Sänger, das SS1/2 wohl als Vorbild gedient hat, und seitens unserer...
stimmt, da ist was dran.