Soziales Netzwerk: Snapchat geht an die Börse - und Google profitiert
Das Unternehmen Snap plant eine Milliarden-Platzierung. Doch die erstmals veröffentlichten Zahlen offenbaren noch Risiken - Google Cloud kann sich aber auf sichere Umsätze freuen.

Die populäre Foto-App Snapchat lockt täglich rund 160 Millionen Nutzer an - fuhr im vergangenen Jahr aber einen gewaltigen Verlust von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar ein. Ihre Betreiberfirma Snap kündigte am Donnerstag dennoch einen drei Milliarden US-Dollar schweren Börsengang an. Die erstmals veröffentlichten Zahlen zeigten auch Schwächen im Geschäft auf.
So stockte das früher rasante Wachstum der Nutzerzahlen Ende des vergangenen Jahres plötzlich. Snapchat hatte laut Börsenprospekt im Schlussquartal 2016 im Schnitt rund 158 Millionen User am Tag. Im Vergleich zum dritten Quartal kamen nur noch fünf Millionen Nutzer hinzu. Im gesamten Jahr waren es aber rund 50 Millionen.
Aus den nun veröffentlichten Unterlagen geht hervor, dass Google von Snapchat als technischer Dienstleister besonders profitiert. Snap bezieht von dem Internet-Riesen die Clouddienste und schloss gerade einen Fünfjahresvertrag ab, für den insgesamt zwei Milliarden US-Dollar fließen sollen.
Der Jahresumsatz von Snap sprang 2016 von 58,6 auf 404,5 Millionen US-Dollar hoch, weil das Geschäft mit Werbeanzeigen in Fahrt kam. Die Verluste waren aber weiter deutlich höher. Snap verlor im vorigen Jahr 514,6 Millionen Dollar, nach einem Fehlbetrag von knapp 373 Millionen Dollar im Jahr 2015.
Snapchat wurde vor allem bei jungen Nutzern populär mit Fotos, die nach dem Ansehen von alleine verschwinden. Inzwischen wird die App auch stärker für Kommunikation genutzt und zu einer Plattform für Medieninhalte ausgebaut.
Snap brachte zudem eine Kamera-Brille heraus, deren Vertrieb in diesem Jahr dem Börsenprospekt zufolge stark ausgebaut werden soll. Bisher wurde sie nur in kleinen Mengen vor allem aus wenigen Automaten mit wechselnden US-Standorten verkauft. Die USA sind der wichtigste Markt für Snap mit 68 Millionen täglichen Nutzern, Europa folgt mit 52 Millionen.
Die Unterlagen zeigen auch, dass die Mitgründer Evan Spiegel und Robert Murphy die beiden starken Figuren bei Snap sind. Sie halten jeweils knapp 22 Prozent der Anteile und 44,3 Prozent der Stimmrechte. Damit kann ohne sie keine Entscheidung getroffen werden.
Investoren und Erfinder
Lohnen dürfte sich der Börsengang auch für die frühen Geldgeber Benchmark Capital Partners und Lightspeed Venture Partners, die je 12,7 und 8,3 Prozent der Aktien halten. Nach bisherigen Informationen peilt Snap für die gesamte Firma einen Börsenwert von 25 Milliarden US-Dollar an. Die geplanten Einnahmen von drei Milliarden US-Dollar könnten auch erst noch ein Platzhalterwert sein.
Angesichts dieser Dimensionen machte ein Kommilitone von Spiegel und Murphy, der behauptete, die von allein verschwindenden Bilder seien eigentlich seine Idee gewesen, einen schlechten Deal. Die Klage von Reggie Brown wurde 2014 mit einer Zahlung von 157,5 Millionen US-Dollar beigelegt, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht. Brown warf den Snapchat-Mitgründern vor, sie hätten die App auf seiner Idee aufgebaut, ihn aber leer ausgehen lassen.
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Nach dem Standpunkt mancher hier, "machen" die Banken der Welt auch recht wenig. Ein...
Ja versteh ich auch nicht ganz. Bin ich wohl zu wenig Kapitalist um zu verstehen wieso...