Soziale Medien: Tiktok kann Betriebsratswahl nicht verhindern
Trotz des Widerstands des Unternehmens hat die deutsche Belegschaft des sozialen Netzwerks Tiktok einen Schritt Richtung Betriebsrat gemacht.

Die Belegschaft der deutschen Niederlassung von Tiktok in Berlin hat bereits am Montag einen Wahlvorstand zur Wahl eines Betriebsrates ernannt. Das bestätigte die Gewerkschaft Verdi am 12.7. in einer Pressemitteilung. Die 102 Wahlbeteiligten bestätigten im ersten Schritt einen Wahlvorstand. Dieser wird sich in den kommenden Wochen um die Durchführung der eigentlichen Betriebsratswahlen kümmern.
"Die Mitarbeitenden brauchen ein Sprachrohr", sagte Sean Krusch, der zu den drei Wahlvorständen gehört. "Wir wünschen uns bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter und eine bessere Kommunikation mit dem oberen Management." Ein Betriebsrat könne dafür sorgen, dass solche Anliegen der Mitarbeiter von der oberen Geschäftsführung gehört werden.
Erste Versuche zur Initiierung einer Betriebsratswahl sollen von Tiktok blockiert worden sein. Eine erste Betriebsversammlung sei im März 2021 aufgrund der Pandemie digital durchgeführt worden. Laut Informationen von Der Spiegel sollen dabei Personalverantwortliche teils unter falschen Namen teilgenommen haben.
Nach dem Betriebsverfassungsgesetz müssen Betriebsversammlungen als Präsenzveranstaltungen stattfinden. Diese digitale Betriebsversammlung wurde daher später für ungültig erklärt.
Probleme bei der Inhaltsmoderation
Mitte 2021 untersuchte die Berliner Datenschutzbehörde eine Beschwerde von Mitarbeitern. Während der Pandemie seien Mitarbeiter aufgefordert worden, eine App des Tiktok-Betreibers Bytedance auf ihren privaten Mobilgeräten zu installieren. Deren umfassenden Zugriffsrechte hätten bei Mitarbeitern Sorge bezüglich der Einhaltung des Datenschutzes ausgelöst.
Insbesondere Mitarbeiter der Abteilung Trust and Safety kritisieren laut Verdi eine niedrige Bezahlung bei hoher Arbeitsbelastung. In dieser Abteilung befindet sich auch die Inhaltsmoderation. Das Jahresgehalt soll dort bei knapp 30.000 Euro liegen, während die Moderatoren "die Hauptlast der grafischen und traumatischen Bilder, die in den sozialen Medien erscheinen" trügen und dafür sorgten, "dass die Nutzer*innen letztere nicht sehen müssen."
Trotz Ansätzen zur Automatisierung werden die Inhalte in großen sozialen Netzwerken weiterhin von menschlichen Mitarbeitern moderiert. Wie 2019 im Fall von Facebook bekannt wurde, ist das teils eine schwere psychische Belastung.
Weitere Informationen zum Thema Betriebsrat gibt es hier in unserem Karriere-Ratgeber
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Ließ den ersten Beitrag erneut: "Dort versucht man ja seit Ewigkeiten einen Betriebsrat...
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