Sounddesign: Wie vertont man ein geräuschloses Auto?
Ab kommendem Jahr müssen Elektroautos Töne abstrahlen, um auf sich aufmerksam zu machen. Wie aber soll ein Elektroauto klingen? Mit dem Thema beschäftigen sich Psychoakustiker - und da geht es längst nicht nur um Sicherheit.

Ja, ein Achtzylindermotor mit seinem Blubbern im Leerlauf und dem satten Klang beim Beschleunigen klingt gut. Doch wer an einer großen Straße wohnt, einer Ampel zumal, an der mancher Fahrer mit dem nervösen Gasfuß spielt, wird die leisen Elektroautos schätzen. Was die Nerven gestresster Straßenanrainer schont, ist für andere jedoch eine Todesfalle.
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Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls zwischen einem Elektroauto und einem Fußgänger sei um 40 Prozent höher als die eines Unfalls zwischen einem Verbrennerfahrzeug und einem Fußgänger, warnte die britische Blindenorganisation The Guide Dogs for the Blind Association vor drei Jahren. Das gilt natürlich vor allem für Blinde und Sehbehinderte. Elektroautos müssen deshalb in Zukunft Geräusche emittieren, um das zu verhindern. Eine Aufgabe für Psychoakustiker.
Elektroautos müssen Geräusche machen
2013 beschloss das europäische Parlament die Einführung von akustischen Warnsystemen (Acoustic Vehicle Alerting System, Avas): Diese sollen "ein dauerhaftes Geräusch erzeugen, das Fußgänger und gefährdete Verkehrsteilnehmer vor einem in Betrieb befindlichen Fahrzeug warnt". Ab Mitte 2019 müssen Hersteller ihre Elektroautos damit ausstatten.
Wie aber soll ein Elektroauto klingen? Die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (United Nations Economic Commission for Europe, UNECE) hat auf ihrer Website einen Vorschlag dazu veröffentlicht, der aber eher nach Star Wars als einem Auto klingt. Die Europäische Union hingegen fordert, das Geräusch müsse "leicht erkennbar auf das Verhalten eines Fahrzeugs hinweisen und könnte dem Geräusch eines Fahrzeugs derselben Klasse ähneln, das mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet ist und unter den gleichen Bedingungen betrieben wird."
Welche Merkmal steckt im Autoklang?
Das Geräusch werde aus mehreren Komponenten bestehen: "Das geht im Wesentlichen so, dass man sich überlegt, welche Merkmale in so einem Kraftfahrzeuggeräusch enthalten sind", sagt Hugo Fastl im Gespräch mit Golem.de. Fastl arbeitet am Lehrstuhl Mensch-Maschine-Kommunikation der Technischen Universität (TU) in München und beschäftigt sich mit Sounddesign.
Das Geräusch darf aber laut EU-Vorgabe nicht statisch sein, sondern "muss eindeutig auf das Fahrzeugverhalten und die Fahrtrichtung hinweisen". Das heißt, das Geräusch muss sich ändern, damit der Fußgänger eine Vorstellung davon bekommt, ob das Auto vorwärts oder rückwärts fährt, wie schnell es unterwegs ist, ob es schneller oder langsamer wird. Deshalb wollen die Forscher das Grundgeräusch mit tonalen Komponenten überlagern, die die Tonhöhe verändern.
Der Sound ist synthetisch
Da der Elektromotor selbst nur wenig Geräusch emittiert, muss das Fahrgeräusch synthetisch hergestellt werden. Das eröffne "nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, verschiedene Geräuschbilder zu erzeugen", sagt Fastl. "Wir machen Grundlagenforschung dazu, wie der Mensch überhaupt hört und wie man Höreindrücke anhand von physikalischen Größen beschreiben kann. Dementsprechend können wir dieses Grundlagenwissen auch für das Sound-Design von Elektroautos anwenden."
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Mir persönlich würden leise Städte auch wesentlich besser gefallen –...
Dachte ich mir auch. Auf meinem Fahrradweg zur Arbeit gibt es einen Abschnitt, auf dem...
Gelungener Fahrzeugsound: https://youtu.be/FyinD6ZDqeg?t=11 Für E-Roller gibt's auch...
Lanz Bulldog rulez! https://www.youtube.com/watch?v=fFrDA11ysyg
Darwin sortiert nicht, der verleiht nur die Awards ^^