Sonnensystem: Es stürmt mit 160 km/h auf dem Mars

Eine europäische Forschungsgruppe(öffnet im neuen Fenster) , unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), hat die Windgeschwindigkeiten auf dem Mars untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass die dortigen Staubteufel mit bis zu 160 km/h über den Marsboden hinwegfegen.
Staubteufel gibt es auch auf der Erde, aber auf dem Mars sind sie viel größer. Sie können dort mehrere Kilometer Höhe erreichen. Dabei handelt es sich um rotierende Säulen aus aufgewirbeltem Staub und Luft, die sich in Richtung der vorherrschenden Windrichtung über die Oberfläche bewegen. Auf Bildern ist der Wind selbst unsichtbar, aber Staubteufel sind deutlich zu erkennen – wodurch sie ein wichtiger Indikator für die Erforschung der Marswinde sind.
Schneller als gedacht
Frühere Messungen hatten gezeigt, dass Winde auf dem Mars meist unter 50 km/h bleiben und in seltenen Fällen maximal 100 km/h erreichen können. Die aktuellen Messungen zeigen dagegen weitaus schnellere Winde. Deren hohe Geschwindigkeit beeinflusst wiederum den Staubkreislauf auf dem Planeten.
Die ausgewerteten Daten zeigen, dass diese Winde stark genug sind, dass der Staub von der Oberfläche abhebt. "Starke, nicht wirbelartige Winde tragen sehr wahrscheinlich eine beträchtliche Menge Staub in die Marsatmosphäre ein – viel mehr als bisher angenommen" , sagt Valentin Bickel(öffnet im neuen Fenster) vom Zentrum für Weltraum und Bewohnbarkeit (Center for Space and Habitability) der Universität Bern.
Erfassung der Marswinde durch Raumsonden
Erfasst wurden die Daten mithilfe der Instrumente von zwei Marsraumsonden: Zum einen mit der Cassis-Marskamera (Color and Stereo Surface Imaging System), die sich an Bord der TGO-Raumsonde ( Trace Gas Orbiter ) befindet, zum anderen mit der HRSC-Stereokamera (High Resolution Stereo Camera) vom DLR, welche an Bord der Mars-Express-Raumsonde angebracht ist.
"HRSC und Cassis ergänzen sich ideal und liefern zusammen ein deutlich umfassenderes Bild des Mars, als es ein einzelnes Instrument könnte" , teilt DLR-Planetengeologe Ernst Hauber mit. "Die Auflösung beider Kameras ist gut genug, um selbst Staubteufel mit nur wenigen Zehnermetern Durchmesser in Bildern festzuhalten."
Mithilfe eines Deep-Learning-Ansatzes konnten Staubteufel bereits in über 50.000 Satellitenbildern identifiziert werden. In einem nächsten Schritt untersuchte das Forschungsteam Stereobilder von rund 300 der identifizierten Staubteufel, um deren Bewegungsrichtungen und Geschwindigkeiten abzuleiten. Erst dadurch konnte das Team die hohen Windgeschwindigkeiten auf dem Mars messen.
Zur Studie
Die Studie wurde am 8. Oktober 2025 in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht: Dust Devil Migration Patterns Reveal Strong Near-Surface Winds across Mars(öffnet im neuen Fenster) (Wanderungsmuster von Staubteufeln offenbaren starke oberflächennahe Winde auf dem Mars).



