Solo - A Star Wars Story: Gar nicht so solo, dieser Han
Solo ist Disneys erster Star-Wars-Ableger, den selbst Fans nicht unbedingt im Kino sehen müssen. Im Gegensatz zu Rogue One und Die Letzten Jedi nimmt er immerhin kaum Einfluss auf den Serienkanon, mit dem Produzentin Kathleen Kennedy und ihre Autoren zuletzt ein weniger glückliches Händchen bewiesen haben.

Spoilerwarnung: Wir setzen in diesem Artikel voraus, dass Leser die bisherigen Star-Wars-Filme gesehen haben. Im üblichen Rahmen einer Rezension erwähnen wir auch Beispiele aus der Handlung von Solo, ohne dabei mehr als nötig ins Detail zu gehen.
- Solo - A Star Wars Story: Gar nicht so solo, dieser Han
- Viel Chewie, wenig Lando
Der Titel Solo: A Star Wars Story ist mehrfach irreführend. Weder ist Schmuggler Han hier allein unterwegs noch erzählt der Film eine vollständige Geschichte. Wer gerne die Star-Wars-Animationsserien schaut, bekommt Vergleichbares nun als Realverfilmung mit gewohnt tollen Computereffekten.
Er ist ein gesuchter Schmuggler, reist immer mit Wookiee und bezeichnet sich selbst als "besten Piloten der Galaxis". Sein Raumschiff ist ein Corellianischer Frachter, der den "Kessel Run" in unter zwölf Parsecs geschafft hat und ein Hologrammspielbrett zum Zeitvertreib bietet. In anderen Worten: Über Han Solos Geschichte vor Krieg der Sterne wussten wir aus den alten Filmen bislang nicht mehr als über seinen Rasenden Falken. Richtig schlimm war das nicht, denn die Protagonisten der klassischen Trilogie waren seit jeher simple Märchenfiguren, die keiner komplizierten Vergangenheit bedurften, um uns im Laufe ihres Abenteuers ans Herz zu wachsen.
Kaum Zeit für Weltraumromantik
Aus dieser gar nicht so komplizierten Vergangenheit des Han Solo nun eine spannende Geschichte zu stricken, ist dem Vater-Sohn-Autorenteam Lawrence und Jonathan Kasdan nur bedingt gelungen. Der Film startet mit Han als jungem Erwachsenen auf seinem Heimatplaneten Corellia, wo er sich bereits als Gauner mit Freundin Qi'ra durchschlägt. Eine Verkettung von Ereignissen führt ihn kurz in die Armee des Imperiums, dann zu einer Diebesbande im Auftrag der berüchtigten Weltraummafia Crimson Dawn. So richtig solo scheint dieser Han Solo also eigentlich nie gewesen zu sein. All diese Szenen bieten genug Action und wiedererkennbare Star-Wars-Elemente, um auf seichte Art zu unterhalten. Hier ein Weltraumkampf mit Tie-Fightern, da ein Überfall auf einen rasenden Panzerzug über tiefen Schluchten oder die Befreiung versklavter Minenarbeiter mit Blastern und Thermaldetonatoren. Uns fehlt zu all dem aber der dramatische Unterbau, der diese einzelnen Momente als spannend erzählte Geschichte zusammenhält.
Besonders die Lovestory zwischen Han und seiner angebeteten Qi'ra bekommt viel zu wenig Raum, um die vom Drehbuch angestrebte Tragik zu entfalten. Dass die Darsteller Alden Ehrenreich und Emilia Clarke auch schauspielerisch nicht ansatzweise die Dynamik von Harrison Ford und Carrie Fisher aus den Originalfilmen erreichen, schwächt die Wirkung noch weiter ab. Davon abgesehen entpuppt sich Ehrenreich als junger Han Solo als nicht ganz so schlechte Wahl. Je nach Szene und Beleuchtung überzeugt er in der Rolle optisch mal mehr und mal weniger, die Schlitzohrigkeit des beliebten Halunken bringt er durchweg ordentlich auf die Leinwand.
Dass Han Solo in seinem ersten eigenen Film nur selten wie der uns bekannte Han Solo wirkt, liegt eher am bereits kritisierten Drehbuch. Das hätte nämlich auch mit namenlosem Helden verfilmt werden können, wir hätten den Unterschied kaum bemerkt. Fords Solo ist ein tollkühner, hitziger, oft gewollt arrogant auftretender Schurke, der am Ende dennoch immer seinem eigentlich guten Herzen nachgibt. Ehrenreichs Solo ist ein leichtsinniger Jüngling, der sich zwar im Alltag als Verbrecher durchschlägt, andererseits bei jeder Gelegenheit idealistisch rechtschaffen auftritt.
Letzteres demonstriert er besonders in den Szenen während seiner kurzen Imperiumszeit, wenn er sich allzu plakativ bei Vorgesetzten über den skrupellosen Eroberungsfeldzug der galaktischen Diktatur beschwert. So ist er zu Beginn, so bleibt er bis zum Schluss des Films, zumindest soweit wir das als Zuschauer mitbekommen. Eine gute Origin-Story hätte eine entsprechende Entwicklung hin zum alten Han viel deutlicher erkennbar gemacht.
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Viel Chewie, wenig Lando |
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Wieder einmal habe ich mich von Kritik verleiten lassen und bin dennoch ins Kino gegangen...
Ich bin auch SW-Fan. Ich bin mit vielen, VIELEN Büchern und 3 Filmen aufgewachsen. Ja...
Ich habe mir die Kritik vor und nach dem Film jeweils durchgelesen. Ich möchte nichts...
Viele Fans wünschten sich deswegen im Vorfeld ja Anthony Ingruber, der in Age of Adaline...
Jup. Alternativ wäre noch Fantasy-Scifi möglich (Wikipedia). Star wars hat so gar keine...