Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Solarzüge: Schweizer Bahnen sollen über Solarpanels rollen

Die Pilotanlage würde für ein paar Haushalte reichen. Das gesamte mit Solaranlagen ausgestattete Bahnnetz könnte alle Züge am Tag komplett versorgen.
/ Mario Petzold
76 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Verlegt werden die Module natürlich per Bahn. (Bild: Sun-Ways)
Verlegt werden die Module natürlich per Bahn. Bild: Sun-Ways

Das schweizerische Start-up Sun-Ways(öffnet im neuen Fenster) hat eine Pilotanlage zur Stromerzeugung im Gleisbett installiert. Auf 100 Metern wurden Solarzellen im Gleisbett verlegt, die am 28. April von den ersten Zügen überfahren werden sollen.

Damit beginnt eine einjährige Testphase auf der Strecke zwischen Buttes und Neuchâtel in der westlichen Schweiz. Hierbei sollen die Beanspruchung der Beschichtung, die Stabilität der Solarzellen und Einflüsse auf den Bahnverkehr untersucht werden. Derzeit soll die Technik die Überfahrung mit bis zu 150 km/h erlauben.

Zudem gibt es laut dem Hersteller weitere geplante Pilotprojekte in Frankreich, Spanien, Rumänien und Südkorea. Das Potenzial für die Stromproduktion in Hinblick auf die Schienennetze der jeweiligen Länder ist groß, zumindest was den Strombedarf für das Bahnfahren angeht.

Bescheidene Testanlage

Auf der 100 Meter langen Teststrecke liegen 48 Solarpanels, die 100 Quadratmeter bedecken. Wegen der wenig idealen Ausrichtung wird eine Stromproduktion von 16.000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr erwartet. Weil das gesamte Schienennetz der Schweiz 5.000 Kilometer umfasst, dürfte dennoch viel Platz für ähnliche Anlagen zur Verfügung stehen.

Gleichzeitig kann die Fläche ohnehin für keine andere Anwendung genutzt werden, so dass weder Landfläche verbraucht wird noch kostspielige Dachinstallationen nötig sind. Allerdings liegen die Projektkosten derzeit bei knapp 600.000 Euro, was in etwa dem 20-Fachen einer normalen Anlage in dieser Größe entspricht.

Spannender Ansatz

Sollte sich die Anlage in ihrer Testphase bewähren, sprächen einige Faktoren für die rasche Umsetzung, zumal die Kosten durch die Skalierung erheblich sinken dürften. Neben dem im Grunde nicht vorhandenen Landverbrauch würde der Strom zudem genau dort produziert, wo er von den Zügen verbraucht wird.

Sun-Ways besitzt ein eigens entwickeltes Installationssystem, das pro Tag auf einer Strecke von einem Kilometer Solarpanels verlegen kann. Mit zehn davon könnte man also das gesamte schweizerische Bahnnetz in etwa einem Jahr mit Photovoltaik ausstatten.

Der Hersteller gibt darüber hinaus an, dass die Fläche auf den Gleisen ausreicht, um bei Tag genügend Strom für die darüber fahrenden Züge bereitzustellen. Deutschland beispielsweise verfügt trotz des Rückbaus der vergangenen Jahre noch immer über 39.000 Kilometer Schienen. Eignet sich die Hälfte davon für die Technik, ließen sich etwa 3 Terawattstunden Strom produzieren, ein halbes Prozent des gesamten Verbrauchs im Land.


Relevante Themen