Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Solarstationen im Test: Der schnelle Weg zum Stromsparen - oder?

Solarstationen nutzen die Energie der Sonne - aber kann man auch mit Insellösungen ohne Hausanschluss wirklich Stromkosten sparen? Und was können die Geräte sonst so?
/ Tobias Költzsch
73 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Links die Zendure Superbase Pro, rechts die Bluetti AC300/B300 (Bild: Nina Völkel/Golem.de)
Links die Zendure Superbase Pro, rechts die Bluetti AC300/B300 Bild: Nina Völkel/Golem.de

Die Strompreise steigen, die Gaspreise sind hoch, sowieso wird alles teurer - und einige Politiker haben schon über das Thema Stromabschaltungen im Winter gesprochen. Das Versorgungsthema ist infolge von Russlands Angriffskrieg ein großes Thema in Deutschland. Eine Panik ist glücklicherweise - und auch vernünftigerweise - nicht ausgebrochen, viele machen sich aber Gedanken über die anfallenden Rechnungen.

Gas- und Strompreise sind bei einigen Versorgern bereits deutlich gestiegen - im Bereich der Stromversorgung wird das Thema erneuerbare Energien gefühlt wieder häufiger angesprochen als früher. Vor allem Solarenergie ist dank vieler Hersteller sogenannter Solarstationen momentan sehr gefragt: Diese bestehen aus einem mehr oder weniger großen Akku mit Wechselrichter, der also auch Wechselstrom ausgeben kann, und Solarpanels.

Die fertige Kombination aus Akku und faltbaren Solarpanels macht diese Sets in der aktuellen Diskussion attraktiv, vor allem bei Nutzern, die keine feste Photovoltaikanlage installieren können oder wollen - etwa weil sie zur Miete wohnen oder die Akkustation samt faltbarer Solarpanels auch unterwegs nutzen möchten, etwa beim Camping. Solarstationen lassen sich komplett in Insellage betreiben, also ohne Anschluss an das Hausstromnetz und entsprechend ohne Montage durch einen Techniker. Sie speisen dann keinen Strom ein, was sie von etwaigen Genehmigungen ausnimmt.

Ist erneuerbare Energie zu Hause wirklich so einfach?

Die Idealvorstellung ist: Man stellt sich den Akku in die Wohnung, lädt ihn mit ein, zwei aufklappbaren, nicht fest installierten Solarpanels auf dem Balkon tagsüber auf und nutzt den Strom im Haushalt. Dadurch kann man auf Strom vom Versorger zumindest teilweise verzichten und entsprechend sparen, ohne sich den Balkon mit Solarpanels zuzubauen und an der Hauselektronik Veränderungen vornehmen zu müssen. Aber ist es wirklich so einfach? Und lohnt sich das?

Reklame

BLUETTI Solar Powerstation AC300+B300 Erweiterungsbatterie, 3072Wh LiFePO4 Batterie mit 6x3000W AC Ausgängen (6000W Peak), 30A RV-Ausgang, Modulare Stromversorgung für Hausgebrauch, Notfall, Blackout

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Golem.de hat zwei leistungsstarke Solarstationen unterschiedlicher Größe getestet und neben den Funktionen und Fähigkeiten der Geräte selbst auch überprüft, ob und wie man mit ihnen sparen kann. Außerdem hat uns interessiert, was die Kisten sonst noch können - die Zusatzfunktionen könnten für manche Nutzer nämlich wichtiger sein als das eigentliche Einsparpotenzial.

Zendure und Bluetti Powerstation ausprobiert
Zendure und Bluetti Powerstation ausprobiert (01:30)

Bei Solarstationen gibt es unterschiedliche Größen mit verschiedenen Leistungen und Kapazitäten. Grundsätzlich gilt: Je größer eine Solarstation ist, desto mehr leistet sie. Mittelgroße Systeme wie in unserem Test mit 2.000 bis 3.000 Watt und 2 bis 3 Kilowattstunden (kWh) können mehrere Haushaltsgeräte teilweise über Stunden und sogar Tage versorgen.

Zendure Superbase Pro 2000 und Bluetti AC300/B300

Wir haben uns mit der Superbase Pro 2000(öffnet im neuen Fenster) von Zendure eine relativ kompakte Powerstation mit einer Leistung von 2.000 Watt und einer Akkukapazität von 2.096 Wattstunden (Wh) angeschaut. Das zweite Testgerät ist größer und weniger mobil: Es handelt sich um die AC300 von Bluetti mit einem B300-Akku(öffnet im neuen Fenster) . Das ergibt eine Leistung von 3.000 Watt sowie eine Kapazität von 3.072 Wh.

Beide Modelle liegen nicht nur in den Leistungsdaten und der Größe auseinander, sondern auch bei den Funktionen und beim Preis: Das Zendure-Gerät kostet aktuell in Deutschland 2.000 Euro, die Bluetti-Powerstation ist in unserer Konfiguration mit einem Akku aktuell für 4.000 Euro erhältlich - beide Angebote beinhalten allerdings keine Solarpanels.

Vom Grundkonzept unterscheiden sich die beiden Testgeräte in einem wichtigen Aspekt: Bei der Superbase Pro sind der Akku und der Wechselrichter sowie die restliche Steuertechnik wie das Akkumanagementsystem (BMS) in einem einzigen Gehäuse untergebracht. Entsprechend ist die Powerstation mit 44,6 x 35,2 x 27,6 cm und einem Gewicht von 21 Kilogramm deutlich kleiner als das Bluetti-System.

Bluetti AC300 braucht einen separaten Akku

Die Bluetti AC300 ist ohne den B300-Akku mit LiFePO4-Zellen nicht als Stromspeicher zu gebrauchen: Sie dient als Topteil auf dem eigentlichen Akku und hat die komplette Technik eingebaut, die für Umwandlung und Überwachung zuständig ist. Da die AC300 auch den Wechselrichter enthält, sind Wechselstromausgänge in Form von Steckdosen verbaut. Diese finden sich nicht am Akku selbst, da dieser keinen Wechselstrom ausgeben kann. Pfiffig: Gleichstrom kann der B300-Akku auch ohne das AC300-Topteil ausgeben, entsprechend lassen sich USB-Geräte direkt am Akku laden - dazu gleich mehr.

Das Bluetti-System ist modular, kann also bei Bedarf um weitere Akkus erweitert werden - bis zu vier sind möglich, dann hat das System bei einer Leistung von 3.000 Watt eine Kapazität von 12.288 Wh. Die Superbase Pro ist nicht erweiterbar; der Hersteller Zendure hat allerdings angekündigt, dass sich irgendwann zwei der Akkustationen zusammenschließen lassen sollen.

Die Superbase Pro mit LiNMC-Akku hat vier Steckdosen, vier USB-C-Ausgänge (2 x 100 Watt Power Delivery, 2 x 20 Watt Power Delivery), drei Gleichstromausgänge mit 13,6 V und maximal 10 A und einen Zigarettenanzünderausgang (13,6 V, max. 10 A). Der Li-NMC-Akku ist auf 3.000 Ladezyklen ausgelegt. Drahtlose Ladebereiche auf der Oberseite hat die Superbase Pro nicht.

Reklame

Zendure SBP2000 Solar Powerstation, 2096Wh Tragbarer Solar Generator, Stromgenerator mit 4 AC 2000W Ausgänge für den Einsatz im Freien, Geeignet für Camping, Stromausfälle

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Geladen werden kann die Superbase Pro über einen Zigarettenzünderanschluss im Auto, ein Netzkabel (das Netzteil ist im Gerät selbst eingebaut) oder über Solarpanels. Über den Zigarettenanzünder liegt die Ladeleistung bei 130 Watt, beim Laden über das Netzkabel bei 1.800 Watt. Mit Solarpanels ist über den XT60-Eingang eine maximale Ladeleistung von 600 Watt möglich. Werden die Module mithilfe des mitgelieferten MC4-auf-AC-Kabels direkt an den Netzeingang angeschlossen, ist sogar eine Ladung mit 1.800 Watt über Solarpanels möglich.

Übersichtliches Display bei der Superbase Pro

Die Superbase Pro hat ein großes Farbdisplay, auf dem alle wichtigen Informationen angezeigt werden: der Ladestand in Prozent, wie viel Leistung über welche Ausgänge ausgegeben wird, die Restlaufzeit sowie Informationen zu Netzverbindungen, der Lüftersteuerung und der USV-Funktion. Beim Ladevorgang wird angezeigt, mit wie viel Watt geladen wird und wie lange dies dauern wird. Einstellungen können wir nicht am Display vornehmen, es handelt sich nicht um einen Touchbildschirm. Die grundlegenden Funktionen der Akkustation lassen sich über vier Knöpfe steuern. Dazu gehören die Aktivierung der WLAN- oder LTE-Verbindung sowie der AC- und DC-Ausgänge.

Wollen wir weitere Einstellungen vornehmen, müssen wir dies über die Zendure-App erledigen. Sie ist zwar gut gemacht, allerdings ist es schade, dass wir die App im Grunde zwingend nutzen müssen. So lässt sich der Amp-Up-Modus, bei der die Superbase Pro nicht nur 2.000 Watt leisten kann, sondern bis zu 3.000 Watt, nur über die App aktivieren. Auch die Steuerung der LED-Lampe auf der Vorderseite erfolgt ausschließlich über die App, ebenso die Einstellung, mit wie viel Watt die Akkustation lädt. Wer mit weniger als 1.800 Watt laden will, kann dies nur in der App einstellen.

Superbase Pro hat eingebautes LTE-Modem

Dank des eingebauten LTE-Moduls können wir uns auch online mit der Superbase Pro über die App verbinden, wenn wir uns nicht im voreingestellten WLAN-Netzwerk befinden. Bei aktiviertem Modem ist die Akkustation zudem per GPS lokalisierbar - eine derartige Funktion ist bei Powerstations selten, Zendure hat damit ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal. Alternativ kann auch eine Wi-Fi-Direct-Verbindung zwischen einem Smartphone und der Superbase Pro aufgebaut werden, das ist in der Praxis aber eine eher fummelige Angelegenheit.

Zendure vermarktet die Superbase Pro explizit als mobiles Gerät: Dank der relativ kompakten Ausmaße und der eingebauten Rollen lässt sich die Akkustation tatsächlich sehr einfach bewegen. Mithilfe eines ausfahrbaren Griffs kann man sie wie ein kleines Köfferchen hinter sich herziehen. Das ist bei der Bluetti AC300 nicht möglich: Sie hat keine Rollen und ist mit knapp 50 Kilogramm samt B300-Akku wesentlich schwerer.

Die AC300 hat sechs Wechselstromsteckdosen, einen USB-C-Ausgang mit 100 Watt, zwei USB-A-Ausgänge mit 18 Watt sowie zwei weitere USB-A-Ausgänge mit 5 V und 3 A. Daneben gibt es einen Zigarettenanzünderausgang mit 24 V und 10 A sowie einen zweipoligen RV-Ausgang mit 12 V und 30 A. Auf der Oberseite befinden sich zwei Flächen für drahtloses Laden mit jeweils maximal 15 Watt.

Neben der AC300 hat auch der B300-Akku einige Ausgänge: einen USB-C-Ausgang mit maximal 100 Watt, einen USB-A-Ausgang mit 18 Watt sowie einen Zigarettenanzünderanschluss mit 12 V und 10 A. Diese Ausgänge befinden sich direkt am B300 und können auch verwendet werden, wenn der Akku nicht mit der AC300 verbunden ist. Wechselstromausgänge hat der B300-Akku nicht, dafür wäre ein Wechselrichter nötig, der allerdings nur im AC300 selbst verbaut ist.

Reklame

BLUETTI Solar Powerstation AC300+B300 Erweiterungsbatterie, 3072Wh LiFePO4 Batterie mit 6x3000W AC Ausgängen (6000W Peak), 30A RV-Ausgang, Modulare Stromversorgung für Hausgebrauch, Notfall, Blackout

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Akkukabel von Bluetti mit Verriegelung

Die AC300 und der B300 werden über ein dickes Kabel miteinander verbunden. Die beiden Kabelenden haben Lock-Schalter, die beide aktiviert sein müssen, ansonsten funktioniert die AC300 nicht - eine clevere Sicherheitsmaßnahme. Geladen wird der B300 entweder direkt am Akku selbst oder über die AC300. Wird über die AC300 geladen, stehen grundsätzlich größere Leistungen zur Verfügung.

So kann der B300 über die AC300 und einen Kaltgerätestecker mit bis zu 3.000 Watt geladen werden - direkt am Akku sind über Wechselstrom nur 500 Watt möglich. Mit Solarpanels sind über die AC300 bis zu 2.400 Watt Ladeleistung möglich, direkt am B300 selbst nur 200 Watt. Über die AC300 können wir auch Netzladung und Solarladung kombinieren und kommen dann auf maximal 5.400 Watt - am B300 funktioniert diese Kombination nur bis 700 Watt. Die Kabelverbindungen sind mit Drehmuffen gesichert und machen einen sehr hochwertigen und stabilen Eindruck.

Alle Einstellungen der AC300 am Display vornehmbar

Alle Informationen werden uns bei der AC300 über ein kleines Display an der Vorderseite angezeigt, dessen Menüstruktur altbacken wirkt. Es werden aber alle Informationen bereitgestellt, zudem handelt es sich um ein Touchdisplay, über das wir alle Einstellungen direkt an der AC300 vornehmen können. Es gibt zwar auch eine Bluetti-App, sie dient aber nur der Übersicht und ist für die Bedienung des Gerätes nicht notwendig. Das gefällt uns wesentlich besser als bei der Superbase Pro von Zendure.

Wir können über das Display nicht nur die Ausgänge aktivieren, sondern auch tiefgreifende Einstellungen vornehmen. So lassen sich direkt an der AC300 die Einspeisungsquellen der DC-Anschlüsse (standardmäßig sind sie auf Solarpanels eingestellt) oder auch die Frequenz des AC-Ausgangssignals (50 oder 60 Hz) ändern. Außerdem können wir zwischen verschiedenen USV-Modi (unterbrechungsfreie Stromversorgung) wählen - wie die Superbase Pro dient auch die AC300 als Notstromaggregat, dazu aber später mehr.

Bluetti wirbt mit Backup-Möglichkeiten

Bluetti legt beim Marketing des Sets aus AC300 und B300 den Fokus auf externe Stromversorgung, etwa bei Stromausfällen, und weniger auf Outdoor - verständlich bei einem modularen System, das bereits in der Grundkonfiguration 50 Kilogramm wiegt. Dennoch werden als Einsatzszenarien auch Outdooraktivitäten aufgeführt. Wir können uns allerdings die Superbase Pro eher in einem Zelt vorstellen als die AC300/B300-Kombination. Das Bluetti-Set hingegen sehen wir eher in einem Wohnmobil, auf einem Boot oder fest installiert in einer Hütte ohne eigenen Stromanschluss.

Mit Leistungen von jeweils 2.000 und 3.000 Watt bieten beide Geräte genügend Spielraum, um eine ganze Reihe an Verbrauchern daran zu betreiben. Beide Powerstations liefern auch höhere Wattzahlen: Zendures Superbase Pro kann - nach entsprechender Einstellung über die App - dauerhaft 3.000 Watt liefern. Die Bluetti-Akkustation bedient Leistungsanforderungen von bis zu 3.750 Watt für maximal 2 Minuten, bis zu 4.500 Watt für bis zu 5 Sekunden und bis zu 6.000 Watt für bis zu 500 Millisekunden. Gedacht ist das für Elektrogeräte, die beim Einschalten mehr Leistung erfordern. Die AC300 kann nicht dauerhaft mehr leisten, dafür aber kurzzeitig doppelt so viel wie eigentlich beworben.

Diese hohen möglichen Wattzahlen sind entscheidend, wenn die Systeme zu Hause zum Stromsparen verwendet werden sollen. Je mehr leistungsfähige Geräte angeschlossen werden können, desto sinnvoller lassen sich die Akkustationen einsetzen - vor allem im Hinblick auf die Amortisierung des Kaufpreises. An beiden Testgeräten können wir Fernseher, Router, zahlreiche Lampen, unseren Rechner und Spielekonsolen anschließen und haben dann immer noch genügend Spielraum, um eben noch das Zimmer mit unserem 900-Watt-Staubsauger zu saugen.

Reklame

Zendure SBP2000 Solar Powerstation, 2096Wh Tragbarer Solar Generator, Stromgenerator mit 4 AC 2000W Ausgänge für den Einsatz im Freien, Geeignet für Camping, Stromausfälle

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Die Leistung der beiden Akkustationen ist sogar ausreichend, um eine Waschmaschine darüber laufen zu lassen - dann aber möglicherweise eher ohne weitere Verbraucher. Wie lange die jeweilige Akkustation durchhält, hängt natürlich stark von den angeschlossenen Verbrauchern ab. Bluetti und Zendure geben einige Richtwerte an, an denen man sich orientieren kann. So lässt sich die AC300 mit einem B300-Akku Bluetti zufolge 18 Stunden lang mit einem Desktop-PC verwenden, ein Kühlschrank soll sich ungefähr zehn Stunden lang betreiben lassen.

28 Stunden lang fernsehen mit Zendure

Auch Zendure hat eine ganze Reihe an Nutzungsszenarien mit Laufzeiten veröffentlicht: Dem Hersteller zufolge können wir uns beispielsweise fünf Stunden lang die Haare föhnen, 19 Stunden lang Starlink-Internet verwenden, 22 Stunden lang einen Kühlschrank mit 150 Watt Leistung nutzen oder 28 Stunden lang fernsehen. Ein Macbook 14 soll 28-mal aufgeladen werden können, ein iPhone 13 ganze 166-mal.

Kapazität ist nicht gleich Kapazität

Bluetti gibt in seiner sehr guten Anleitung an, dass die DoD (Depth of Discharge) auf 90 Prozent eingestellt ist - der B300-Akku wird also nicht komplett entladen, die restliche Ladung soll eine Tiefenentladung verhindern. Der Wirkungsgrad µ des Wechselrichters liegt ebenfalls bei 90 Prozent. Mit der Formel Nennkapazität x DoD x µ lässt sich die tatsächliche Kapazität berechnen: Sie liegt bei 2.507 Wh, also knapp 81 Prozent der Angabe am Akku. Wir haben gemessen, wie viel Watt ein AC-Ausgang der AC300 tatsächlich ausgibt: Mit 2.457 Wh sind es 80 Prozent der Kapazität des Akkus - also fast genauso viel, wie unsere Berechnung ergeben hat. Per Netzanschluss voll aufgeladen ist das AC300-System in 98 Minuten, dafür sind 3.408 Wh nötig.

Die Superbase Pro liefert unseren Messungen nach 1.767 Wh am AC-Ausgang - das entspricht 84,3 Prozent der angegebenen Kapazität. Angaben zur DoD oder dem Wirkungsgrad des Wechselrichters macht Zendure nicht. Voll aufgeladen ist die Akkustation in 116 Minuten, dafür sind 2.415 Wh nötig. Auffällig ist, dass bei der Superbase Pro der Lüfter wesentlich häufiger anspringt als bei der AC300, sowohl beim Laden als auch beim Entladen. Das dürfte an der kompakteren Bauweise liegen - schließlich sind Akku und Wechselrichter in ein und demselben Gehäuse verbaut und nicht getrennt wie bei der AC300 und dem B300-Akku.

Sets mit einem Solarpanel ab 2.870 Euro

Bei Bluetti kann die AC300 mit B300 im Set mit einem 350-Wp-Solarpanel (Wp = Wattpeak) für 4.900 Euro gekauft werden. Die Superbase Pro 2000 kostet mit einem 200-Wp-Solarpanel 2.870 Euro, mit zweien 3.460 Euro und mit dreien 4.055 Euro - allerdings sind diese Bundles momentan nicht lieferbar (Stand 13. Oktober 2022). Die Panels sind zusammenklappbar und lassen sich entsprechend leicht transportieren - ideal also für Nutzer, die nicht nur Strom auf dem Balkon erzeugen wollen, sondern die Geräte auch unterwegs verwenden möchten.

Die Bundles dürften für viele Interessierte den Vorteil haben, dass sie unkompliziert bestellt und aufgestellt werden können; eine feste Montage ist nicht nötig. Ob sich unsere einfach zu installierenden Balkonkraftwerke in Inselnutzung aber letztlich tatsächlich rentieren, hängt vom Amortisierungszeitraum ab, in denen sich die Anlagen durch die Stromersparnis abgezahlt haben.

Reklame

Zendure SBP2000 Solar Powerstation, 2096Wh Tragbarer Solar Generator, Stromgenerator mit 4 AC 2000W Ausgänge für den Einsatz im Freien, Geeignet für Camping, Stromausfälle

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Dieser Zeitraum hängt vom Verbrauch und dem Strompreis ab. Ein Rechenbeispiel: Nutzen wir jeden Tag (relativ wenige) 1.000 Wh, sparen wir im Jahr 365 kWh - vorausgesetzt wir schaffen es, die Akkustation ganzjährig ausschließlich mit unserem Solarpanel wieder aufzuladen und keine Zusatzkosten durch einen Netzanschluss zu generieren. Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde wäre das eine Ersparnis von knapp 110 Euro im Jahr, bei einem Preis von 50 Cent wären es 182,50 Euro. Das ergibt mit dem Bluetti-Bundle für 4.900 Euro jeweils einen Amortisationszeitraum von über 44 Jahren und fast 27 Jahren - wäre also alles andere als praktikabel.

Wie sieht es mit der Amortisation aus?

Bei der Superbase Pro mit einem Solarpanel kommt bei der Berechnung ein Amortisationszeitraum von 26 bzw. knapp 16 Jahren heraus - auch das würde sich nicht lohnen. Unsere Akkustationen müssen mit wesentlich höherem Verbrauch betrieben werden, damit die Amortisationszeiträume realistischer werden. Versuchen wir es also noch einmal: Bei einem angenommenen Verbrauch von durchschnittlich 3.500 Wh am Tag, der komplett über unsere Akkustationen läuft, würden wir im Jahr 1.277,5 kWh sparen. Das sind bei 30 Cent Strompreis 383,25 Euro und bei 50 Cent Strompreis 638,75 Euro Ersparnis. 3,5 kWh entsprechen in etwa dem täglichen Verbrauch eines Einpersonenhaushalts.

Für das oben genannte Bluetti-Bundle ergibt das eine Amortisationszeit von jeweils über 12,5 oder über 7,5 Jahren - das ist immer noch nicht ideal, aber schon besser. Der Zeitraum liegt damit aber immer noch nicht innerhalb der Garantie von Bluetti von fünf Jahren. Der Hersteller gibt seiner Elektronik zudem eine Lebenserwartung von 50.000 Stunden; das sind nicht einmal sechs Jahre. Für das Zendure-Bundle ergeben sich Zeiträume von 7,5 und 4,5 Jahren. Bei dem angenommenen höheren Strompreis ist das immerhin ein Zeitraum, der zumindest realistisch erscheint - allerdings verwenden wir auch nur ein einziges 200-Wp-Panel, das selbst bei viel Sonne nicht ausreichen dürfte, den Akku an einem Tag wieder voll aufzuladen. Ein weiteres Panel erhöht den Preis und verlängert den Amortisationszeitraum.

In Deutschland gibt es nicht genügend Sonnentage

Bei unserer zweiten Berechnung sind allerdings mehrere Faktoren nicht berücksichtigt, die den Amortisationszeitraum verlängern. Die sonnenarmen Tage in unseren Breiten sind ein großes Problem: In unseren Berechnungen gehen wir davon aus, dass wir den Akku an 365 Tagen nicht zusätzlich über das Netz laden müssen. Das dürfte in Deutschland unmöglich sein - vor allem im Herbst und Winter gibt es eigentlich immer viele Tage hintereinander, an denen wenig oder gar keine Sonne durch die Wolkendecke kommt. Und jeder Tag, an dem wir unsere Akkus nicht über die Sonne, sondern den Netzanschluss laden, verlängert den Amortisationszeitraum.

Viele Balkonnutzer dürften außerdem nicht so frei mit der Positionierung der Solarpanels sein, wie es Hausbesitzer sind. Eine Montage auf dem Dach dürfte in der Regel nicht möglich sein, zudem sind Balkons nicht zwingenderweise perfekt in Richtung des Sonnenverlaufs ausgerichtet. Wir müssen also damit rechnen, dass die Nennwattzahlen der Panels in den meisten Fällen auch im Sommer nicht erreicht werden können.

Um sicherzugehen, dass unsere Akkustationen auch an sonnenarmen Tagen geladen werden, sind mehr Solarpanels besser als wenige. Bei der Nutzung auf dem Balkon dürften die wenigsten Nutzer jedoch Platz für mehr als zwei Faltpanels haben. Die Alternative könnten günstigere Panels zur festen Montage sein - Vermieter dürfen deren Anbringung nicht grundsätzlich verbieten. Dann könnten wir die Akkustationen aber nicht mehr ohne Weiteres unterwegs nutzen, etwa beim Camping. Unsere Prämisse war außerdem, die Anlagen möglichst ohne viel Aufwand betreiben zu können. Teurere, leistungsstärkere Faltpanels wären weniger aufwendig, würden den Amortisationszeitraum aber verlängern.

Reklame

Zendure SBP2000 Solar Powerstation, 2096Wh Tragbarer Solar Generator, Stromgenerator mit 4 AC 2000W Ausgänge für den Einsatz im Freien, Geeignet für Camping, Stromausfälle

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Ein weiterer in unseren ursprünglichen Berechnungen nicht berücksichtigter Faktor ist die Abnutzung der Akkustationen. Der Akku der Superbase Pro ist so ausgelegt, dass er nach 3.000 Ladezyklen noch 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität hat. Der B300-Akku des Bluetti-Systems schafft 3.500 Ladezyklen, ehe er bei 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität angelangt ist. Im Laufe der Zeit sinkt die Kapazität also. Zudem dürften die Wechselrichter und andere elektronische Komponenten wohl vor realistischen Amortisierungszeitpunkten den Geist aufgegeben haben - wir gehen wie Bluetti von fünf bis sechs Jahren aus.

Akkustationen haben zusätzliche Nutzungsszenarien

Mit faltbaren Panels und Inselnutzung, also ohne Anschluss an das Hausnetz, sind tragbare Powerstations wie die Zendure Superbase Pro und die Bluetti AC300 unter realistischen Umständen unserer Meinung nach nicht wirtschaftlich als komplette Stromversorger für zuhause zu betreiben. Das bedeutet aber nicht, dass die Geräte nicht ihren Nutzen haben: Sie bieten Möglichkeiten und zusätzliche Funktionen, die sie unserer Ansicht nach über die reine Stromproduktion hinaus interessant machen.

Zunächst ist natürlich die örtlich unabhängige Stromversorgung zu nennen: Sowohl mit der Superbase Pro als auch mit der AC300 können wir elektrische Geräte an Orten nutzen, an denen wir normalerweise keine Stromversorgung haben. Neben den beworbenen Outdooraktivitäten wie Camping, Caravaning oder auch Bootfahren fallen uns Hütten ohne Stromanschluss ein oder auch schlicht die hintere Ecke im Garten, in der man Elektrowerkzeuge nutzen möchte.

Die Superbase Pro ist dank ihrer besseren Transportfähigkeit eher für mobile Einsätze geeignet. Die AC300 können wir uns hingegen gut in einem Wohnmobil oder einer Hütte vorstellen. In derartigen Szenarien haben Nutzer auch mehr Spielraum, um Solarpanels für bessere Sonnenabdeckung im Freien aufzustellen. Bei Campingtouren mit Fahrzeugen lassen sich die beiden Akkustationen zudem während der Fahrt über den Zigarettenanzünderanschluss eines Autos laden.

Powerstations als Notstromaggregate nutzbar

Ein weiterer für manche Nutzer interessanter Einsatzzweck dürfte die Nutzung als USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) sein. Sowohl die Superbase Pro als auch die AC300 haben einen USV-Modus, bei dem die Akkustationen als Backup zwischen Endverbraucher und Stromversorgung geschaltet werden. Fällt die Netzversorgung aus, übernimmt der Akku - und das binnen weniger Millisekunden.

In unseren Tests haben wie die USV-Modi beider Akkus mit verschiedenen Geräten genutzt, unter anderem auch mit einem Desktop-PC. Die Geräte liefen nach Kappung der Netzstromversorgung ohne Unterbrechung weiter. Bluetti weist in seiner Anleitung allerdings darauf hin, dass der Umschaltvorgang 13 ms dauert - für Geräte, die eine kürzere Unterbrechung nicht vertragen, eignen sich die Akkustationen entsprechend nicht. Im Zweifel sollten Nutzer ausprobieren, welche Geräte sie bei Stromausfall unterbrechungsfrei versorgen können.

Die Bluetti AC300 bietet in den Einstellungen verschiedene Betriebsmodi für die USV an. Standardmäßig ist die Powerstation so eingestellt, dass sie die angeschlossenen Lasten direkt aus dem Netz versorgt und die interne Ladung des angeschlossenen Akkus bei 100 Prozent hält. Fällt der Strom aus, übernimmt der Akku.

Außerdem gibt es einen Modus mit Zeitsteuerung: Dabei kann ein Zeitraum eingestellt werden, in dem der Akku über den Netzstrom geladen werden soll, sowie die Zeit, in der die Stromversorgung der angeschlossenen Geräte über den Akku erfolgt. Das ist bei Tarifen praktisch, die zu bestimmten Uhrzeiten günstiger sind.

Reklame

BLUETTI Solar Powerstation AC300+B300 Erweiterungsbatterie, 3072Wh LiFePO4 Batterie mit 6x3000W AC Ausgängen (6000W Peak), 30A RV-Ausgang, Modulare Stromversorgung für Hausgebrauch, Notfall, Blackout

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Verschiedene USV-Modi bei der AC300

Im PV-Prioritätsmodus wird der Akku im USV-Modus hauptsächlich durch die Solarpanels geladen. In unseren Beispielen mit den wenigen, leistungsschwächeren Panels ist dieser Modus wohl eher weniger geeignet. Beim angepassten USV-Modus kann manuell eingestellt werden, zu welchen Anteilen der Akku über die Solarzellen und über den Netzanschluss geladen werden soll.

Angesichts der aktuellen angespannten Weltsituation ist zudem ein weiterer Einsatzzweck denkbar, mit dem Bluetti auch wirbt: die Nutzung der Powerstations als Notstromaggregat. Panikmache ist zwar fehl am Platz, aber eine Beeinträchtigung des Stromnetzes aufgrund der Gasmangellage ist im kommenden Winter zumindest denkbar.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte bereits(öffnet im neuen Fenster) , dass kurzzeitige Stromabschaltungen von einigen Stunden ein Szenario seien, das "vertretbar ist" . Eine voll aufgeladene Superbase Pro oder AC300 kann die wichtigsten Geräte im Haushalt problemlos für mehrere Stunden oder sogar Tage mit Strom versorgen. Router, Computer, Lampen und Kühlschränke sind für längere Zeit betreibbar, zur Not auch für kürzere Zeit ein Heizlüfter.

Fazit

Solarstationen wie die Superbase Pro 2000 von Zendure und die AC300 mit B300-Akku von Bluetti sind als reine Balkonkraftwerke mit ausfaltbaren Solarpanels und ohne Hausanschluss, also in Inselnutzung, wohl in den meisten Fällen nicht ökonomisch sinnvoll zu betreiben. Das liegt an einer Kombination aus immer noch recht hohen Preisen der Geräte sowie den Einschränkungen einer reinen Balkonnutzung.

Auf einem Balkon ist eine effiziente Ausrichtung der Panels nicht unbedingt möglich. Und selbst wenn: Aufgrund der vor allem in Herbst und Winter fehlenden Sonnentage bringt eine Balkonanlage in Inselnutzung nicht 365 Tage im Jahr genügend Leistung, um einen angeschlossenen Akku so nutzen zu können, dass der Amortisationszeitraum wenigstens kürzer als die erwartete Lebensdauer der Komponenten unserer Geräte ist. Sollten die Strompreise förmlich explodieren, würden die Berechnungen günstiger ausfallen - danach sieht es aktuell aber nicht aus.

Beide Powerstations hinterlassen im Test einen guten Eindruck

Das bedeutet allerdings weder, dass die beiden von uns getesteten Geräte schlecht sind, noch, dass es keine sinnvollen Nutzungsszenarien dafür gibt - im Gegenteil. Die Superbase Pro überzeugt durch ihre Mobilität, das übersichtliche Display und eine mögliche Dauerleistung von 3.000 Watt. Die Bluetti AC300 ist zwar weniger gut transportabel, aber immer noch unterwegs einsetzbar. Mit ihrem modularen Aufbau, den sechs Steckdosen und ihrem äußerst geräuscharmen Betrieb ist sie ein sehr leistungsfähiges Stromaggregat, das kleine Hütten problemlos versorgen kann.

Die AC300 von Bluetti ist das umfangreichere unserer beiden Testgeräte, das wesentlich mehr Einstellungen erlaubt als die Superbase Pro. Die Zendure-Akkustation hingegen ist etwas unkomplizierter zu nutzen, was manche Käufer schätzen dürften. Grundsätzlich sind aber beide Akkustationen einfach in Betrieb zu nehmen und werden mit allen notwendigen Kabeln geliefert. Binnen weniger Minuten sind die Geräte samt Solarpanels aufgebaut und einsatzbereit. Vor allem die Anleitung des Bluetti-Gerätes ist sehr informativ und ausführlich - bei Zendure besteht hier noch ein wenig Verbesserungsbedarf.

Abseits der Nutzung als Balkonkraftwerk wird es Nutzer geben, die die von uns beschriebenen Zusatzfunktionen wie UVS, die Stromversorgung im Freien oder die Nutzung als Notfallbackup bei Stromausfällen zu schätzen wissen. Der Nutzen der Geräte ist auch angesichts dieser Möglichkeiten zu bewerten: Auch wenn sich die Akkustationen in der Praxis bei den meisten Nutzern wahrscheinlich nicht amortisieren, könnte das für einige durch die zusätzlichen Anwendungsmöglichkeiten ausgeglichen werden.

Reklame

Zendure SBP2000 Solar Powerstation, 2096Wh Tragbarer Solar Generator, Stromgenerator mit 4 AC 2000W Ausgänge für den Einsatz im Freien, Geeignet für Camping, Stromausfälle

Jetzt bestellen bei Amazon (öffnet im neuen Fenster)

Entsprechend müssen Interessenten selbst bewerten, ob sie in eine Solarstation investieren wollen. Wer seine Energienutzung zumindest teilweise und sinnvoll mit Solarenergie decken will, ist aber mit einer fest installierten Photovoltaikanlage samt Netzeinspeisung besser bedient - das bedeutet aktuell allerdings auch, Wartezeiten bei der Montage durch einen Fachbetrieb einzuplanen.


Relevante Themen