Agri-PV könnte einen alten Konflikt entschärfen
Das technische Potenzial der Agri-PV beziffert das Fraunhofer ISE auf 1.700 Gigawatt Peak (GWp). Derzeit ist das Wachstumspotenzial auf dem Gebiet noch sehr groß: Weltweit waren 2020 etwa 14 GWp installiert. Acht Jahre davor waren es nur 5 Megawatt Peak.
Die meisten Agri-PV-Anlagen gibt es in China. Um das von der Regierung ausgegebene Ziel, bis zum Jahr 2060 kohlendioxidneutral zu sein, zu erreichen, werden die Kapazitäten an Wind- und Solarstrom stark ausgebaut.
Dazu gehört auch Agri-PV: Etwa 12 der 14 installierten GWp entfallen auf China. Dort steht auch – wie könnte es anders sein? – die größte Anlage: Unter etwa 700 MWp-Solarmodulen werden Beeren angebaut. Wie bereits erwähnt, können Beeren besonders von dem Schatten profitieren, den die Solarmodule spenden.
Agri-PV ist eine Erfindung des Fraunhofer ISE
Pionier auf dem Gebiet ist das Fraunhofer ISE: Dessen Gründer Adolf Goetzberger beschrieb zusammen mit Armin Zastrow bereits 1981 in dem Aufsatz Kartoffeln unter dem Kollektor in der Fachzeitschrift Sonnenenergie das Konzept einer doppelten Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Allerdings gibt es hier noch recht wenige solcher Anlagen. Die größte Anlage in Deutschland soll in Ostrau in Sachsen entstehen. Baubeginn ist 2025. Dort wird ein Zehntel der Leistung der Anlage in der Gobi installiert.
Dabei ist es unerlässlich, dass mehr solcher Anlagen installiert werden: Aktuell sind in Deutschland etwa 60 GWp an Photovoltaikleistung installiert. Um die Klimaziele zu schaffen, werden bis 2045 nach Schätzungen des Fraunhofer ISE 300 bis 450 GWp benötigt.
Etwa Dreiviertel der PV-Anlagen befinden sich heute auf Dächern. Es werden auch noch mehr, in Hamburg müssen ab diesem Jahr 2023 Neubauten mit einem Solardach ausgestattet werden. Doch der Ausbau ist kleinteilig und mühselig. Praktischer sind da große Solaranlagen auf Freiflächen wie etwa Wiesen. Diese werden gerade in große Zahl gebaut.
Hier zeichnet sich allerdings ein Interessenkonflikt ab: Landwirtschaft gegen Energieerzeugung. Denn nicht nur sauberer Strom wird dringend benötigt. "Die EU ist inzwischen sehr stark von Agrareinfuhren abhängig", warnte Richard Fuchs vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie. "Etwa ein Fünftel der pflanzlichen Produkte, die wir in Europa konsumieren, werden importiert."
Europa soll weniger Agrarprodukte importieren
"Europa muss seine Abhängigkeit von Agrarimporten reduzieren, sonst ist eine Rückkehr leerer Supermarktregale in Europa nicht ausgeschlossen", sagte Fuchs. In der Schweiz etwa ist der Bau von PV-Freiflächenanlagen nicht erlaubt, weil es dort ohnehin nur wenige landwirtschaftlich nutzbare Flächen gibt. Agri-PV könnte Abhilfe schaffen, sagt Hörnle von Fraunhofer ISE: Die doppelte Flächennutzung entschärfe die Nutzungskonflikte.
Für eine weitere Verbreitung von Agri-PV bedarf es neben einer finanziellen Förderung jedoch auch deutlich vereinfachte Genehmigungsverfahren, um solche Anlage bauen zu können. Aktuell, so kritisierte ein Anfang des Jahres veröffentlichtes Positionspapier der Universität Hohenheim gelten Agri-PV Anlagen nicht als privilegierte Bauvorhaben. Das wiederum mache Genehmigungsverfahren aufwendiger und länger, was wiederum den Ausbau der Anlagen verzögere.
Die Studie fordert deshalb eine Privilegierung, wie sie für alle anderen erneuerbaren Energien gilt, um schließlich nicht nur einen klimaneutralen, sondern einen klimapositiven Apfel zu ermöglichen, der "durch die Elektrifizierung der Hofstelle einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet", wie das Fraunhofer ISE über das Projekt in Gelsdorf schreibt. "Agri-PV ermöglicht, Investitionen aus der Energiewirtschaft in die Landwirtschaft zu leiten und hilft bei der Dekarbonisierung des Nahrungsmittelversorgungssystems."
Wie die Kohlendioxidbilanz der Äpfel aus dem dualen Obstbau ist, "wird das Forschungsprojekt zu Tage bringen."
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Weniger Ernte durch die Solarmodule? |
Dieser Artikel ist sowas von 2020. Kein einziges Mal werden bifaziale Module oder die mgl...
wir haben aber jedes Jahr weniger Schnee, da müsste man mal schauen welchen Schneelast...
Ein Thema wird tatsächlich selten beleuchtet: wenn die Flächen weiterhin mit großem Gerät...
Pflanzen können auch überhitzen, dann lässt die Photosynthese massiv nach oder sie...
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