Social health@work: Studie entdeckt Homeoffice als Stressfalle

Vier Jahre lang haben Forscher der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit der Barmer-Krankenkasse die Auswirkungen von hybrider Arbeit untersucht. Die Ergebnisse der Social-health@work-Studie(öffnet im neuen Fenster) zeichnen ein differenziertes Bild der neuen Arbeitswelt und liefern überraschende Erkenntnisse.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Arbeitnehmer die gewonnene Flexibilität durch Homeoffice schätzen. Gleichzeitig können verschwimmende Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu erhöhtem Stress und emotionaler Erschöpfung führen. Laut der Studie ist ein aktives Management dieser Grenzen entscheidend, um langfristig leistungsfähig zu bleiben. Mobiles Arbeiten reduziert demnach nicht den Stress, sondern erhöht unter Umständen sogar den Stresslevel. Prof. Dr. Stephan Böhm, Leiter der Studie, erklärt: "Unsere Daten belegen, dass eine Zunahme mobiler Arbeit bei den gleichen Beschäftigten zu mehr Stress führt."
Die Forscher identifizierten auch Strategien, die Arbeitnehmern helfen können, mit den Herausforderungen der hybriden Arbeit umzugehen. Das sogenannte Job Crafting, bei dem Mitarbeiter ihre Arbeit aktiv gestalten, wirkt sich positiv auf die Arbeitsfähigkeit aus. Ebenso wichtig ist ein bewusstes Grenzmanagement zwischen Beruf und Privatleben.
Virtuelle Führung als Schlüssel zum Erfolg
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie betrifft die Rolle der Führungskräfte. Die Ergebnisse zeigen, dass gute virtuelle Führungsfähigkeiten negative Auswirkungen von mobiler Arbeit auf Teambeziehungen abmildern können. Interessanterweise zeigt die Untersuchung auch, dass Führungskräfte ihre virtuellen Führungskompetenzen im Laufe der Zeit verbessert haben. Dies ist besonders wichtig, da gute Führung auch in Zeiten der Digitalisierung nicht an Bedeutung verliert. "Führungskräfte, die virtuell effektiv führen, können verhindern, dass Teams sich aufgrund von vermehrter mobiler Arbeit weniger austauschen" , so Böhm.
Die Studie liefert auch konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen. Dabei wird deutlich, dass die Entwicklung hin zu mehr Virtualität in verschiedenen Branchen unterschiedlich verläuft. Während die IT- und Marketingbranche Vorreiter sind, zeigen sich in anderen Bereichen noch starke Präsenzkulturen.
Die Forscher stellten zudem fest, dass eine erhöhte Chancengleichheit das Arbeitsengagement steigere - besonders bei Frauen. Obwohl sich die Situation in vielen Unternehmen verbessert hat, gibt es immer noch signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung von Chancengleichheit zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen.
Trotz der vielen Vorteile hybrider Arbeit mahnt die Studie zur Vorsicht. "Mobile Arbeit kann zu einem Risikofaktor für die langfristige physische, psychische und soziale Gesundheit werden" , warnt Böhm. Er betont die Notwendigkeit, hybride Arbeitsmodelle bewusst zu gestalten.
Die Social-health@work-Studie basiert auf Daten von über 8.000 Erwerbstätigen in Deutschland, die über vier Jahre hinweg befragt wurden. Sie gilt als repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung. Durch ihre Langzeitperspektive bietet sie laut Studienautoren Einblicke in die Entwicklung der Arbeitswelt. Die Ergebnisse dürften für Arbeitnehmer, Führungskräfte und Unternehmen gleichermaßen relevant sein.
Abschließend betont Böhm: "Es sollte nicht um ein 'Ja' oder 'Nein' zu mobiler Arbeit gehen, sondern vielmehr um die proaktive Gestaltung von 'New Work'."



