Social Engineering: Mit künstlicher Intelligenz 220.000 Euro erbeutet

Nicht einmal auf die Stimme kann man sich verlassen: Mit Hilfe künstlicher Intelligenz haben Betrüger die Stimme eines CEOs täuschend echt nachgeahmt - und konnten so eine Überweisung veranlassen. Schutz ist schwierig.

Artikel veröffentlicht am ,
Ob die Stimme am anderen Ende aus einem Computer stammt?
Ob die Stimme am anderen Ende aus einem Computer stammt? (Bild: it's me neosiam/Pexels)

Der CEO eines britischen Energieversorgers erhält einen Anruf von seinem Chef - dem CEO der deutschen Muttergesellschaft. Er bittet ihn, eine Überweisung von 220.000 Euro an einen ungarischen Zulieferer zu veranlassen, die Angelegenheit sei zeitkritisch und solle innerhalb einer Stunde erledigt werden. Die Stimme klingt wie immer, mit leichtem deutschen Akzent. Doch der Anruf stammt nicht vom Chef der Muttergesellschaft, sondern von Social Engineers, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) die Stimme des CEO imitierten und auf diese Weise das Geld erbeuteten. Zuerst hatte das Wall Street Journal darüber berichtet.

Der Fall soll sich bereits im März dieses Jahres ereignet haben. Die Namen der betroffenen Firmen möchte die Versicherungsfirma Euler Hermes, eine Tochter der Allianz, nicht nennen. Auch für sie sei es der erste Fall, in welchem Kriminelle künstliche Intelligenz einsetzen, erklärt der Experte für Betrug bei Euler Hermes, Rüdiger Kirsch. Der britische CEO habe geglaubt, seinen Chef an der Melodie seiner Stimme und dem deutschen Akzent wiedererkannt zu haben, so authentisch sei der Anruf gewesen.

Noch am gleichen Tag hat der britische CEO zwei weitere Anrufe von seinem vermeintlichen Chef erhalten. Im zweiten Anruf erklärte dieser, er habe eine Erstattung des Geldes bereits veranlasst. Im dritten wiederum forderte er den britischen CEO zu einer weiteren Zahlung auf. Da der dritte Anruf von einer österreichischen Nummer stammte und das angekündigte Geld noch nicht eingetroffen war, wurde der britische CEO stutzig und veranlasste keine weitere Zahlung. Das bereits überwiesene Geld wurde aus Ungarn über Mexiko an andere Orte überwiesen. Die Ermittlungen wurden bereits eingestellt, ohne die Betrüger zu identifizieren.

Kirsch vermutet, dass die Betrüger auf eine handelsübliche Software, mit der Sprache generiert werden könne, zurückgegriffen hätten. Er habe eine solche selbst mit einer Audio-Aufnahme von sich getestet, die generierte Stimme sei täuschend echt gewesen.

Betrug mit Hilfe von künstlicher Intelligenz sei eine neue Herausforderung für Unternehmen, sagt Kirsch. Traditionell richteten sich die Sicherheitsmechanismen gegen das Eindringen von Angreifern in die Unternehmensnetzwerke - nicht gegen gefälschte Stimmen. Dabei wird häufig übersehen, dass die meisten Angriffe bereits heute auf den Menschen als Schwachstelle und nicht auf die IT abzielen. Diese Angriffe werden Social Engineering genannt und dürften sich mit Hilfe von KI-gefälschten Stimmen oder Videos, sogenannten Deep Fakes, in Zukunft noch schlechter erkennen lassen.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Macbook Air 15
Apple bringt das Macbook Air in groß

Mit 15,3-Zoll-Panel soll das Macbook Air 15 mehr Platz auf dem Desktop haben. Außerdem senkt Apple das 13-Zoll-Modell im Preis.

Macbook Air 15: Apple bringt das Macbook Air in groß
Artikel
  1. iOS 17: Apples iOS 17 bekommt Nachttischmodus und smarte Funktionen
    iOS 17
    Apples iOS 17 bekommt Nachttischmodus und smarte Funktionen

    Apples neues iOS 17 bringt Verbesserungen für Basis-Apps wie Telefon oder Facetime und bringt einen Weckermodus für den Nachttisch.

  2. Workstation mit ARM: Apple bringt den Mac Pro zurück
    Workstation mit ARM
    Apple bringt den Mac Pro zurück

    Der neue Mac Pro wird mit dem Apple M2 Ultra ausgestattet. Er ist also der erste klassische Desktop-Tower mit Apple Silicon.

  3. KI-Texte erkennen: Wer hat's geschrieben, Mensch oder Maschine?
    KI-Texte erkennen
    Wer hat's geschrieben, Mensch oder Maschine?

    Modelle wie ChatGPT sind so gut, dass sich KI- und Menschen-Texte kaum unterscheiden lassen. Forscher arbeiten nun an Verfahren, die sich nicht täuschen lassen.
    Ein Deep Dive von Andreas Meier

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • PS5 inkl. GoW Ragnarök oder CoD MW2 549€ • MSI RTX 4070 Ti 999€ • Gigabyte 43" 4K UHD 144 Hz 717€ • Amazon FireTV Smart-TVs bis -32% • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 285€, PowerColor RX 7900 XTX Hellhound 989€ • SanDisk Ultra NVMe 1TB 39,99€ • Samsung 980 1TB 45€ [Werbung]
    •  /