Snowden-Dokumente: Große Backbone-Betreiber helfen Geheimdiensten
Verizon, BT, Vodafone, Global Crossing, Level 3, Viatel und Interoute helfen dem britischen Geheimdienst beim Ausspähen ihrer Kunden, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Folien des NSA-Whistleblowers Snowden. Einige der Firmen haben sich demnach für die Entwicklung von Software zum Ausspähen sogar bezahlen lassen.

"Mastering the Internet" heißt ein Programm des britischen Geheimdienstes Government Communications Headquarters (GCHQ) - und das sei nicht übertrieben, folgert die Süddeutsche Zeitung aus einer Präsentation des GCHQ, die der Zeitung und dem NDR vorliegt. Darin präsentiere der Geheimdienst, zu was er imstande ist: "Angriffe auf Netzwerke etwa, gezielte Desinformation, das Installieren von Trojanersoftware".
Die Dokumente aus dem Jahr 2009 enthalten darüber hinaus Namen privater Netzbetreiber, die den Geheimdiensten beim Ausspähen ihrer Kunden helfen sollen: Verizon Business, Codename: Dacron, British Telecommunications ("Remedy"), Vodafone Cable ("Gerontic"), Global Crossing ("Pinnage"), Level 3 ("Little"), Viatel ("Vitreous") und Interoute ("Streetcar"). Die Unternehmen fallen zum Teil in die Kategorie der Betreiber von Tier-1-Netzwerken, gehören also zu den größten Backbone-Anbietern im Internet. Das gilt vor allem für Level 3, zu dem mittlerweile auch Global Crossing gehört.
Level 3 hatte bereits gestern einen Bericht des ZDF-Magazins Frontal21 dementiert, demzufolge Level 3 von nichtdeutschen Behörden zur Überwachung deutscher Bürger und Unternehmen genutzt wurde und noch wird. Zudem berichtete das ZDF, dass die Büroräume und Rechner von Level 3 in Deutschland von Mitarbeitern oder Beauftragten der US-Regierung verwendet wurden, um Überwachungen durchzuführen.
Der Bericht sei falsch, erklärte Level 3 gestern. Allerdings liest sich das Dementi wie eine indirekte Bestätigung der Vorwürfe, auch jener, die heute in der Süddeutschen Zeitung erhoben werden. Denn Level 3 schreibt: "Level 3 gestattet keiner und hat in der Vergangenheit keiner fremden Regierung den Zugang zu ihrem Telekommunikationsnetz oder ihren Einrichtungen in Deutschland gestattet, um Überwachungen jeglicher Art durchzuführen". Das schließt nicht aus, dass Level 3 der britischen Regierung auf britischem Boden Zugriff auf seine Infrastruktur gewährt. Level 3 gehört auch in Deutschland zu den größten Netzanbietern, auf dessen Netz viele Provider zurückgreifen.
Eigene Spähsoftware, bezahlt vom Geheimdienst?
Dem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge legen die GCHQ-Dokumente zudem nahe, dass einige der genannten Firmen "eigens eine Software zum Ausspähen" entwickelt haben und "dafür vom GCHQ entlohnt" wurden.
Laut der Zeitung ist jede der sieben Firmen für das Abhören eines eigenen Teils des weltweiten Glasfasernetzes verantwortlich. Genannt werden die Unterseekabel Ulysses 1 und Ulysses 2, die Kontinentaleuropa mit Großbritannien verbinden. Beide werden von Verizon Business betreiben. Das Unternehmen teilte der Süddeutschen Zeitung auf Anfrage mit: "Die Gesetze eines jeden Landes, auch in Großbritannien und Deutschland, erlauben den Regierungen, ein Unternehmen unter bestimmten Umständen zur Herausgabe von Informationen zu verpflichten." Die Süddeutsche Zeitung schlussfolgert daraus: "Soll wohl heißen: Wenn britische Gerichte es anordnen, muss Verizon die Geheimen an die Daten seiner Kunden lassen."
Auf Nachfrage der Zeitung bestreitet lediglich Viatel, dem GCHQ "Zugang zu unserer Infrastruktur oder zu Kundendaten" verschafft zu haben. Interoute weist hingegen darauf hin, dass das Unternehmen wie alle Telekommunikationsanbieter in Europa verpflichtet sei, "die europäischen und nationalen Rechte einschließlich solcher zu Datenschutz und Vorratsdatenspeicherung zu erfüllen. Von Zeit zu Zeit erhalten wir Anfragen von Behörden, die durch unsere Rechts- und Sicherheitsabteilungen geprüft und, wenn sie rechtlich einwandfrei sind, entsprechend bearbeitet werden."
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Sag mal, tust du eigentlich so blöd? Was hat das ganze mit Monsato zu tun. Es ist von...
anderfalls könnte dieser Anbieter vielleicht leichte liquiditätsprobleme bekommen ;)
natürlich haben die US-Geheimdienste niemals Wirtschaftsspionage betreiben. In Frankfurt...
muss das noch lange nicht heissen das die Dementis glaubwürdig sind ! In dem Punkt...