SMS-Datenbank Dishfire kannte der BND schon 2007

5. Dieses ebenfalls streng geheime Dokument beinhaltet Listen von Domains, die JSA nicht überwachen darf. Zitat: "Dies ist eine Liste, die wir von JSA erhalten haben und die Adressen nennt, die nicht ins Visier genommen werden sollten, weil es sich um deutsche Unternehmen und Einrichtungen handelt." Es folgen die Internetadressen von BASF, der Deutschen Bank, DHL, EADS, Mercedes Benz, dem Waffenhersteller Rohde und Schwarz, Siemens - merkwürdigerweise aber auch Adressen wie orgelbau.com, seniorenheim.com und feuerwehr-ingolstadt.org.

Was im Umkehrschluss heißt: Die deutschen Partner wussten, dass die NSA große deutsche Unternehmen für interessant genug hält, um sie möglicherweise überwachen zu wollen. Offenbar war ihnen das aber keinen Hinweis und keine Warnung wert. Oder vielleicht haben die Dienste die Regierung zwar gewarnt, dort aber wurden diese Warnungen nicht ernst genommen oder ignoriert.

6. In diesem Bericht zum einjährigen Bestehen der NSA-Verbindungseinheit Suslag am neuen Standort in der Mangfall-Kaserne betont die NSA, sie schule ihre BND-Kollegen in der JSA-Gruppe in Netzwerkausbeutung und Signalanalyse. Der BND wusste also, dass die US-Kollegen in dieser Hinsicht überlegen waren.

7. Das geht auch aus diesem Dokument vom September 2010 hervor. Im European Technical Center in Wiesbaden erklärten demnach NSA-Leute 26 europäischen Sigint-Analysten unter anderem aus Deutschland, wie man bei der Auswertung von Signalen künftig besser zusammenarbeiten könnte.

Genug Material also für den Untersuchungsausschuss im Bundestag. Immerhin soll der auch klären, wie stark der BND an der Spionage der NSA und des GCHQ beteiligt war und ist.

Und dann ist da 8. noch das NSA-Programm Rampart-A. Darüber berichten die dänische Zeitung Dagbladet Information und The Intercept. Bei Rampart-A handelt es sich um ein großes Abhörprogramm, in dessen Rahmen die NSA wichtige Glasfaserkabel anzapft. Dabei fängt sie weltweit drei Terabit pro Sekunde ab - Telefongespräche, Faxe, Mails, Chats und so weiter. Die Datenmenge entspreche dem, was auf 362 Millionen CDs passe, schreibt netzpolitik.org. Täglich. Und der BND kennt Rampart-A nicht nur, er macht sogar selbst mit.

Dieser Schluss liegt jedenfalls nahe. Denn aus diesem vom Spiegel veröffentlichten Dokument geht hervor, dass es im März 2013 einen Zwischenfall gab: Externe Mitarbeiter hatten offenbar zufällig Teile von Abhörtechnik entdeckt, die im Rahmen des Projekts Wharpdrive genutzt werden. Laut Spiegel ist Wharpdrive eine "gemeinsame Operation von NSA und BND mit einem dritten Partner, um Zugang zu einer internationalen Datenleitung zu erhalten". Und laut Dagbladet Information ist Wharpdrive ein Teil von Rampart-A. Der BND mag vielleicht nicht die NSA-internen Bezeichnungen dieser Abhörprogramme gekannt haben. Aber er hat offenbar gewusst, dass die NSA in großem Stil Daten an Glasfaserkabeln abgreift - und den US-Geheimdienst dabei unterstützt.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Snowden-Dokumente: Deutsche Dienste kannten die NSA sehr genau
  1.  
  2. 1
  3. 2


Ketchupflasche 27. Jun 2014

BND, NSA und GHCQ sind größere Terrororganisationen geworden als es vermeintliche...

Lagaz 22. Jun 2014

Ich muss dir leider widersprechen, denn wäre es absolut nicht demokratisch, Menschen ihre...

Lagaz 21. Jun 2014

Wohin denn? Etwa in die Schweiz? :D Denkst du, solcher Mist passiere nur in der BRD und...

BlueDogi 20. Jun 2014

Ich glaub das Thema NSA ist langsam einfach durch Alle drei Tage gib es neu...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Update für Google Maps
Google Street View kehrt nach Deutschland zurück

Nach 13 Jahren aktualsiert Google die Straßenfotos für Street View. Dafür verschwindet zuerst das gesamte alte Bildmaterial.

Update für Google Maps: Google Street View kehrt nach Deutschland zurück
Artikel
  1. Barracuda: Hersteller rät zum Austausch gehackter Sicherheitsgeräte
    Barracuda
    Hersteller rät zum Austausch gehackter Sicherheitsgeräte

    Infiltrierte E-Mail Security Gateways des Herstellers Barracuda sind trotz verteilter Patches wohl nicht mehr abzusichern.

  2. Polaris: Bundeswehr will neues Aerospike-Raketentriebwerk
    Polaris
    Bundeswehr will neues Aerospike-Raketentriebwerk

    Den Auftrag für das neue Triebwerk hat die Bundeswehr an das deutsche Start-up Polaris gegeben, das damit in die Luftfahrtgeschichte eingehen kann.

  3. Apple: Vision Pro läuft meist mit 90 Hz
    Apple
    Vision Pro läuft meist mit 90 Hz

    In einer Session auf der WWDC 2023 hat Apple ein interessantes Detail zum Vision Pro bekannt gegeben: Das Headset verwendet die meiste Zeit die als Minimum empfohlene Bildrate.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MindStar: Corsair Crystal 570X RGB Mirror 99€, be quiet! Pure Base 500 59€, Patriot Viper VENOM RGB DDR5-6200 32 GB 109€ • Acer XZ322QUS 259€ • Corsair RM750x 108€ • Corsair K70 RGB PRO 135€ • PS5-Spiele & Zubehör bis -75% • Chromebooks bis -32% • NBB: Gaming-Produkte bis -50% [Werbung]
    •  /