/e/OS: Der Google-Ersatz mit den Sicherheitsproblemen
Das alternative Android /e/OS (Test) hieß früher schlicht /e/, davor Eelo, und will die Privatsphäre der Nutzer schützen, aber gleichzeitig den Komfort von Google und Apple bieten. So ist /e/ zum einen ein alternatives Android, zum anderen eine Cloud-Plattform, die Googles und Apples Dienste mit allem ersetzen soll, was dazugehört.
Das mobile Betriebssystem selbst basiert auf LineageOS, entsprechend gleichen die Installationsprozedur sowie die Updates oder das offene Recovery dem von LineageOS. Allerdings pflegt /e/OS auch Geräte, die LineageOS längst nicht mehr unterstützt, teils jedoch mit völlig veralteten Android-Versionen wie Nougat (Android 7).
Diesen fehlt es im Alltag nicht nur an Komfortfeatures, sondern auch an Privatsphäre- und Sicherheitsfunktionen, beispielsweise der Abfrage von Berechtigungen oder dem Indikatorpunkt bei einem Mikrofon- oder Kamerazugriff einer App. Für ein Betriebssystem, das sich dem Schutz der Privatsphäre verschrieben hat, ist das eher merkwürdig.
Während die Nutzer bei GrapheneOS, CalyxOS oder LineageOS Googles Play-Dienste oder den Open-Source-Nachbau MicroG optional nachinstallieren können, wurde die Entscheidung bei /e/OS für die Nutzer bereits getroffen: MicroG ist ab Werk enthalten. Das sorgt zwar in gewisser Weise für mehr Einfachheit, bringt die Nutzer jedoch dazu, Google-Dienste zu verwenden. Das ist bei dem proklamierten "vollständig 'ent-Googelten' mobilen Ökosystem" zumindest eigenartig. Gewöhnungsbedürftig ist zudem der angepasste Bildschirm im bunten Design mit eigenem Launcher.
Eigener Appstore mit Sicherheitsproblemen
Statt auf F-Droid oder Googles Play Store zu setzten, bietet /e/OS einen eigenen Appstore an, der mit Zehntausenden Apps gut gefüllt wirkt. Auch über die Webseite von /e/OS lässt sich darin stöbern. Wie beim Play Store kann man auch auf der /e/OS-Webseite den App-Katalog durchstöbern. Dabei fällt schnell auf, dass die Apps hoffnungslos veraltet sind: So listet die Webseite die zwei Jahre alte Signal-Version 4.54.3, während die aktuelle Version die Nummer 5.35.3 trägt. Ebenfalls über zwei Jahre hat die Firefox-Version 68.4.2 auf dem Buckel. Aus Sicherheits- und Privatsphäre-Sicht schlicht ein Desaster.
Dabei sind nicht nur die Versionen der Apps ein Sicherheitsproblem, auch die Quelle selbst ist zumindest dubios. Die Apps werden von Cleanapk.org bereitgestellt. Deren Betreiber zögen es wohl vor, nicht öffentlich in Erscheinung zu treten, heißt es in den FAQ von /e/OS schlicht dazu. Auf der Entwicklerseite des App Stores im Gitlab wird neben Cleanapk.org im Unterschied zu den FAQs nicht F-Droid als weitere Quelle genannt, sondern der Play Store. Die Apps sollen mittels GplayAPI des Aurora Stores direkt aus dem Play Store geholt werden.
Statt den mitgelieferten Store zu verwenden empfiehlt sich die Installation des alternativen App-Stores F-Droid. Wer nicht auf Apps aus dem Play Store verzichten kann, setzt lieber auf den Aurora Store statt den mitgelieferten App Store.
Verfügbarkeit und Fazit
/e/OS ist für derzeit 240 Geräte erhältlich und kann auch bereits vorinstalliert erstanden werden. So bietet /e/OS refurbished Geräte zu Preisen zwischen 330 und 375 Euro an, beispielsweise das Galaxy S9 von Samsung. Als Neugeräte sind zudem das Fairphone 3 und 4 erhältlich. Neben dem Verkauf von Geräten finanziert sich /e/OS durch Spenden.
Insofern ist /e/OS in Sachen Nachhaltigkeit das System, dass Geräte mit Abstand am längsten pflegt - allerdings mit deutlichen Abstrichen bei der Sicherheit. Bereits bei unserem Test Anfang 2020 kritisierten wir die oben genannten Sicherheitsprobleme, an denen sich bis heute nicht viel geändert hat. Entsprechend gibt es mit CalyxOS, GrapheneOS und LineageOS bessere Alternativen.
Nachtrag vom 25. April 2022, 19:30 Uhr
Wir haben den Artikel um weitere Informationen zu CalyxOS, /e/OS und GrapheneOS geändert, sowie die Finanzierung durch Spenden der einzelnen Projekte mit aufgenommen.
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