CalyxOS: das einsteigerfreundliche Privacy-Android
CalyxOS liefert Datenschutz und Komfort frei Haus. Einmal installiert nimmt CalyxOS (Test) neue Nutzer an die Hand und begrüßt sie beispielsweise mit einer Auswahl an privatsphärefreundlichen Apps, die direkt installiert werden können - inklusive dem Appstore F-Droid und dem Messenger Signal, die unter den anderen alternativen Androids erst von Hand nachinstalliert werden müssen. CalyxOS ist ein alternatives Android, das auch ohne viel Fachwissen oder Hilfestellungen direkt verwendet werden kann.
Die Installation ist zwar nicht trivial, aber vergleichsweise einfach. Installationsanleitungen und -software stehen für Windows, MacOS und Linux zur Verfügung. Vor allem geht die Installation fix. Anschließend kann das Gerät bedenkenlos den Eltern oder Schwiegereltern in die Hand gedrückt werden.
Datenschutz unter Android kann sehr komfortabel sein
Dass Datenschutz nicht kompliziert sein muss, zeigt CalyxOS auch mit der Backup-App Seedvault, die sich nahtlos in das System integriert und leicht zu bedienen ist. Die Backups werden mit einem zuvor festgelegten Passsatz verschlüsselt und regelmäßig im internen Speicher, einem USB-Stick oder in der Nextcloud angelegt. Damit war CalyxOS das erste alternative Android mit einer solchen Google-ähnlichen Backup-Funktion. Mittlerweile setzen auch GrapheneOS und LineageOS Seedvault ein, von ersterem stammt auch das Konzept der Backup-App.
Wie beim Backup ergänzt CalyxOS das System auch an vielen anderen Stellen um Privacy-Funktionen. Will man jemanden anrufen, werden neben dem klassischen, unverschlüsselten Anruf Ende-zu-Ende-verschlüsselte Alternativen wie Signal oder Whatsapp vorgeschlagen, vorausgesetzt, die entsprechenden Konten wurden eingerichtet. Wählt man den klassischen Anruf, wird ein gelber Balken eingeblendet, der auf die unsichere Verbindung hinweist.
Zwar ist CalyxOS von Haus aus Google-frei, wer möchte, kann jedoch bei der Installation einen Open-Source-Nachbau der Google-Bibliotheken installieren. Mit der MicroG genannten Software lassen sich auch Apps oder Funktionen von Anwendungen nutzen, die auf Google-Dienste angewiesen sind - jedoch mit dem Nachteil, dass trotz der Offenheit und nicht implementierter Tracking-Funktionen doch wieder Google-Dienste wie der Push-Dienst oder Google Maps als App-Integration verwendet werden. Diese können jedoch nicht in ein Arbeitsprofil gesperrt werden, sondern sind für jede App verfügbar.
Allerdings muss MicroG ähnlich wie die Google-Dienste tief in das System integriert werden. Damit Google die nachgebauten Dienste akzeptiert, müssen jedoch Sicherheitsmaßnahmen ausgehebelt und Signaturen gefälscht werden. Zudem ist der Funktionsumfang eingeschränkt.
CalyxOS basiert auf Android 12. Die monatlichen Sicherheitsupdates werden zeitnah ausgeliefert, automatisch per Seamless Update eingespielt und nach einem Neustart aktiviert. Allerdings hinken die Updates des mitgelieferten Browsers Chromium immer wieder hinterher, was auch zu einem Sicherheitsproblem des Systems wird, da die Chromium-Version mittels Webview auch von anderen Apps zur Darstellung von Webinhalten verwendet wird.
Verfügbarkeit
CalyxOS gibt es für das Xiaomi Mi A2 und die Google-Smartphones Pixel 2, 2 XL, 3, 3 XL, 3a, 3a XL, 4, 4 XL, 4a, 4a (5G), 5, 5a, 6 und 6 Pro, wobei sowohl das Xiaomi Mi A2 als auch die Pixel-Smartphones 2, 2 XL, 3 und 3 XL von CalyxOS über den offiziellen Supportzeitraum von Xiaomi und Google hinaus gepflegt werden.
Der Nachteil einer längeren Produktpflege ist, dass sich die Firmware der Geräte nicht mehr aktualisieren lässt - das Android-System selbst jedoch schon. Dafür kann das Smartphone über die sehr kurze, vom Hersteller vorgesehene Lebensdauer hinaus gerettet und die meist noch völlig ausreichende und intakte Hardware weiterverwendet werden.
Das ist nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern vor allem auch für die Umwelt, die mit weniger Elektroschrott belastet wird. Ob und wie lange Geräte weitergepflegt werden, entscheidet CalyxOS von Gerät zu Gerät.
In Zukunft sollen auch das Fairphone 4 sowie das Oneplus 8T und 9 unterstützt werden. Entsprechende Test-Builds stehen seit Anfang April zur Verfügung. Hinter CalyxOS steht das Calyx Institute, das sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert.
Fazit
Schnell und ohne viel Gefrickel Privatsphäre unter Android? Was nach einer schier unmöglichen Aufgabe klingt, schafft CalyxOS. Entsprechend eignet sich das System für Menschen, die eigentlich keine Zeit haben, sich um ihr Smartphone zu kümmern, aber trotzdem nicht von Google & Co. überwacht werden wollen. Ebenso gut geeignet ist es für Menschen, die nicht besonders technikaffin sind und vom System an die Hand genommen werden wollen - inklusive datenschutzfreundlicher App-Vorschläge. Nur die Installation ist noch nicht so einfach, dass man sie den Eltern oder Schwiegereltern überlassen kann.
Dabei punktet CalyxOS nicht nur in Sachen Datenschutz, sondern auch, was die Nachhaltigkeit angeht. Denn während die Smartphone-Hersteller ihre Geräte längst zu Elektroschrott erklärt haben, können sie mit CalyxOS noch eine ganze Weile weiterverwendet werden - Sicherheitsupdates inklusive.
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