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Skynet 2.0: China plant Überwachungssystem auf dem Mond

Auf der Erde ist das Skynet-System bereits im Einsatz. Für seine Mond basis will China ein ausgeklügelteres Überwachungssystem installieren.
/ Patrick Klapetz
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Eine Weltraumcollage: Die chinesische Mondbasis soll von einem Kamerasystem überwacht werden. (Bild: Roskosmos, CNSA, Pixabay, Montage: Golem.de)
Eine Weltraumcollage: Die chinesische Mondbasis soll von einem Kamerasystem überwacht werden. Bild: Roskosmos, CNSA, Pixabay, Montage: Golem.de

China plant eine Rundumüberwachung auf dem Mond, mit der die Sicherheit der künftigen internationale Mondforschungsstation ILRS (International Lunar Research Station) gewährleistet werden soll. Dabei greift die Volksrepublik auf ihre Erfahrungen mit dem Videoüberwachungsnetz Skynet zurück, wie die South China Morning Post (SCMP) berichtet(öffnet im neuen Fenster) .

Skynet (chin. Tianwang) ist mit mehr als 600 Millionen Kameras, die praktisch jeden Winkel des Landes abdecken, das weltweit größte Videoüberwachungsnetz. Im Durchschnitt kommt auf zwei erwachsene chinesische Bürger eine Kamera.

Die Mondversion von Skynet soll aus einer großen Anzahl von optischen Hochleistungskameras bestehen, die im sichtbaren Licht oder im Infrarotbereich arbeiten. Diese Kameras wiegen meist nur 100 Gramm pro Stück und werden mit KI-gesteuerten Chips ausgestattet sein.

Überwachungssystem auf unserem stellaren Nachbarn

Die künstliche Intelligenz könne "verdächtige Ziele selbstständig identifizieren, lokalisieren, verfolgen und anvisieren" , heißt es in einer am 22. Februar 2024 in der Fachzeitschrift Acta Optica Sinica veröffentlichten Studie. Nach der Ankunft auf dem Erdtrabanten sollen sich die Kameras automatisch miteinander verbinden.

Mit einem Radius von mehr als sechs Kilometern soll die Forschungsstation in etwa so groß sein wie der Disney-Vergnügungspark. Die Pläne sehen eine Kommandozentrale, ein Kommunikationszentrum, wissenschaftliche Einrichtungen - die später auch von Raumfahrerinnen und Raumfahrern genutzt werden sollen - sowie ein Kraftwerk vor . Außerdem soll die Einrichtung eine Flotte von Robotern beherbergen.

Skynet 2.0 soll die Mondbasis schützen

Mit den Kameras soll eine nahtlose Abdeckung des Stationsbereichs erreicht werden. Sobald Anomalien entdeckt werden, soll das System Alarmsignale abgeben und geeignete Reaktionsmaßnahmen einleiten - welche das sein könnten, wird in der Studie nicht erwähnt. Bestimmte kritische Bereiche müssen sogar kontinuierlich und mit einem 360-Grad-Blick überwacht werden.

Bei Ereignissen wie der Ankunft und dem Abflug von Raumschiffen mit internationalen Astronauten könnte das System hochauflösende Livestreams mit mehreren Kameras zur Erde schicken. Dies könnte nicht nur die Betriebseffizienz der Station verbessern, sondern auch Chinas Position als Weltraummacht festigen , erklärte das Forschungsteam. Die Mondbasis soll zudem über ein eigenes Satellitennetzwerk für Fernerkundung, Navigation und Kommunikation verfügen.

Die Gefahren und Herausforderungen für Skynet auf dem Mond

Eine wesentliche Herausforderung wird die riesige Datenmenge sein, die von den Kameras erzeugt wird. Hier dient das terrestrische Skynet-Projekt als Vorbild. Dieses wurde für eine effiziente Datenübertragung und -verarbeitung bei begrenzter Bandbreite entwickelt.

Eine Überwachungskamera auf dem Mond muss laut der chinesischen Raumfahrtbehörde CNSA eine Mindestlebensdauer von zehn Jahren haben. Sie muss dabei hochenergetischen Partikeln standhalten, die ständig auf die Mondoberfläche herabprasseln.

Zudem gibt es starke Temperaturschwankungen auf dem Trabanten. Während eines Mondtags (entspricht etwa zwei Wochen auf der Erde) kann es über 100° Celsius warm werden, während einer Nacht auf dem Mond kühlt es auf etwa -160° Celsius ab.

Wenn die Kommunikation mit der Erde ausfällt, muss sich das System selbst justieren und autonom arbeiten können. Die kompakten Kameras sollen etwa Fern- und Weitwinkelaufnahmen erstellen. Zudem soll das System Kommunikationsprotokolle und KI-Algorithmen umfassen.

Das Linsendesign, die Chiptechnologie, Schutzmaterialien und optischen Systeme stellen eine Herausforderung dar. Die CNSA hofft, dass führende chinesische Technologieunternehmen wie etwa Smartphonehersteller bei der Erforschung und Entwicklung des Überwachungssystems helfen können.

Absicherung von außen

Das Netzwerk soll vor potenziellen Bedrohungen von außen geschützt werden; das können andere Nationen oder terroristischen Organisationen sein. Dabei geht es weniger um Weltraumsoldaten als vielmehr um Verschlüsselungstechniken, die für die Signalübertragung und das Streaming von Medien eingesetzt werden. Die Sicherheitsstandards sollen die des terrestrischen Systems übersteigen.

Die Daten "müssen gegen die durch die intensive elektromagnetische Strahlung im Weltraum verursachten Störungen widerstandsfähig" gemacht werden, heißt es laut der SCMP in der Studie. Es dürfe weder zu Beschädigungen noch zum Datendiebstahl kommen.

Konflikt auf dem Mond beinahe vorprogrammiert

Das Völkerrecht verbietet die Stationierung von Waffen auf der Mondoberfläche, und sowohl China als auch die USA haben bekräftigt, dass ihre Programme zur Erforschung des Mondes rein friedlicher Natur seien. Doch neben China planen auch die USA, eine bodengestützte Station auf dem Trabanten zu errichten.

Es besteht die Möglichkeit, dass die chinesischen und amerikanischen Mondbasen nahe beieinander liegen werden. Möglicherweise könnten sie sich sogar denselben Krater teilen. In den im Dauerschatten liegenden Kratern werden große Vorkommen an Wassereis vermutet.

Derzeit gibt es keine klaren Regularien zur friedlichen Nutzung des Trabanten. Das bietet Konfliktpotenzial im amerikanisch-chinesischen Wettrennen um die Vormacht auf dem Mond .


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