Zu lang geraten, zu wenig draus gemacht
Tender Hearts besteht aus acht Episoden – die meisten mit einer Laufzeit von einer knappen halben Stunde, die letzte etwas länger. Aus diesem erzählerischen Umfang macht die Serie aber relativ wenig. Sie kratzt lediglich an der Oberfläche. Wo Black Mirror innerhalb einer Stunde ein Zukunftsthema präsentiert und daraus eine komplexe Geschichte macht, dümpelt Tender Hearts vor sich hin.
Denn aus der Gefahr, dass man sein Herz an ein Objekt hängen kann, dass Mila sich wirklich in ihren Androiden verliebt, wird viel zu wenig gemacht. Man hat Momente, die mit dem Problem des Uncanny Valley spielen. Wenn Mila etwa bemerkt, dass Bo nicht atmet oder seine Zunge sich kaum bewegt, wird das übergangen, indem die Geschichte den Ausweg wählt, die Hauptfigur in eine Art Objektophilie verfallen zu lassen. Sie blendet aus, was an ihrer Liebe zu Bo gruselig ist.
Die Darstellung des Androiden ist auch nur bedingt überzeugend. Er ist ein glorifiziertes Sexspielzeug, bei dem man sogar die Genitalien nach Belieben auswechseln kann. Bo hat keine eigene Meinung, keine Wünsche, Gefühle sowieso nicht – nur die Befriedigung des Gegenübers ist von Belang, ob nun körperlich oder psychisch. Der interessanteste Aspekt ist dabei noch, dass die Firma Tender Hearts so manipulativ handelt, um einen Suchteffekt bei den Kunden auszulösen. Das ist der eigentlich spannende Teil dieser Serie.
Man weiß nie, wer zusieht
Denn Mila wird über den Androiden beobachtet – auch beim Sex. Tender Hearts sammelt mit dem Androiden Daten. Er wird so angepasst, dass Mila ihm fast automatisch immer mehr verfallen muss.
Das Ziel ist, ein Produkt zu erschaffen, ohne das der Kunde nicht mehr leben will. Das hätte der Kern von Tender Hearts sein müssen, weil hier eine weitere Ebene offenbart wird. Die des Voyeurismus, wenn einer der Tender-Hearts-Mitarbeiter Mila beobachtet und sich seinerseits in sie verliebt.
Die Serie schneidet viele interessante Themen an, aber sie denkt sie nie konsequent zu Ende. Weder, was die Gefahr der emotionalen Vereinsamung durch die Nutzung eines Roboters betrifft, noch die Überwachung durch das Gerät – oder die Frage, wie menschliches Zusammensein in der nahen Zukunft definiert wird.
Alles wird angerissen, nichts gänzlich durchdacht – ganz anders als etwa bei vielschichtigen Filmen wie Her (Trailer) oder Ex Machina (Trailer). Letzten Endes ist Tender Hearts zwar auf seine oberflächliche Art und Weise unterhaltsam, aber auch ärgerlich, weil das vorhandene Potenzial nicht ausgeschöpft wird, um stattdessen mehr in Richtung einer Romcom zu gehen.
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Sky-Serie Tender Hearts: Nur Sex mit Robotern ist unbefriedigender |
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.. wenn der Autor sagt, die Serie hätte das und das mehr darstellen oder sich in die oder...
Ich hab die Serie jetzt nicht gesehen aber ich glaube es geht nicht nur um einzelne...
ich geh davon aus, dass die roboternummer für viele um welten besser läuft, als...
zumindest in Sachen Glaubwürdigkeit liegt man in Deutschland nicht so schlecht. die...
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