Skullconduct: Der Schädel meldet den Nutzer an der Datenbrille an
Kopfschall als biometrisches Merkmal: Deutsche Forscher haben ein biometrisches System entwickelt, bei dem die Beschaffenheit des Schädelknochens eine Rolle spielt. Das System kann bei Datenbrillen, eventuell aber auch bei Smartphones eingesetzt werden.

Der Schädel wird zum Passwort: Forscher aus Süddeutschland haben ein kopflastiges Authentifizierungssystem entwickelt. Skullconduct nutzt die Art und Weise, wie der Schädelknochen ein Schallsignal verändert, als biometrisches Merkmal.
Jeder Schädelknochen hat eine individuelle Form und verändert deshalb auch ein Schallsignal auf eine charakteristische Art und Weise. Das haben die Forscher der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und der Universität Stuttgart eingesetzt, um einen Passwortschutz für Datenbrillen wie Google Glass zu entwickeln.
Die Datenbrille hat die nötigen Sensoren
Vorteil dieses Systems: Die Sensoren, die dafür benötigt werden, sind bereits auf den Brillen vorhanden, nämlich ein Mikrofon und ein Lautsprecher. Dieser Bone Conduction Speaker sitzt im Brillengestell und überträgt den Schall über den Schädelknochen zum Innenohr.
Der Lautsprecher gibt ein Schallsignal mit einem breiten Frequenzspektrum aus. Das Mikrofon nimmt das durch Schädelknochen veränderte Signal auf. "Das aus dem Schädelknochen austretende Tonsignal nutzen wir dann als biometrisches Merkmal", sagt Andreas Bulling. Daraus werden mit Hilfe von zwei speziellen Rechenverfahren Identifikationsmerkmale extrahiert, aus denen dann ein digitaler Fingerabdruck für die Authentifizierung generiert wird.
Die Authentifizierung erfolgt freihändig
Datenbrillen seien in vielen Unternehmen oder Laboren im Einsatz. Oft teilten sich mehrere Nutzer eine Brille, auf der sie vertrauliche Daten speichern. Mit Skullconduct können sie sich bei der Brille anmelden - und da auch noch, ohne die Hände einsetzen müssen, die sie bei der Arbeit nicht frei hätten, "um umständlich ein Passwort einzugeben", sagt Bulling.
Für die Authentifizierung reicht es, wenn der Ton eine Sekunde lang abgespielt wird. Das muss kein spezieller Ton sein, der nur für die Authentifizierung dient. Diese könne "auch implizit stattfinden", sagt Bulling, "beispielsweise mittels der Töne, die das Gerät ohnehin als Feedback für den Nutzer abspielt." Bei Tests mit zehn Probanden erreicht Skullconduct eine Trefferquote von 97 Prozent.
Die Forscher um Bulling stellen das System auf der Konferenz Human Factors in Computing Systems (CHI) vor, die derzeit in San Jose stattfindet. Danach wollen sie Skullconduct weiterentwickeln. Ein weiteres Anwendungsgebiet wären Mobilgeräte: "Wenn das Smartphone über einen entsprechend platzierten Knochenschalllautsprecher und ein Mikrofon verfügt und der Anwender es mit Knochenkontakt an seinen Schädel drückt, könnte es möglicherweise sogar mit dem normalen Klingelton des Smartphones funktionieren", sagt Bulling.
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