Sitzplatzabbau: Deutsche Bahn plant angeblich Kürzungen im Fernverkehr

Interne Dokumente zeigen laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel(öffnet im neuen Fenster) , dass die Deutsche Bahn Pläne zur Reduzierung von 21.000 Sitzplätzen bis 2036 aufgestellt habe. Das Staatsunternehmen befinde sich in einer schwierigen finanziellen Lage.
Aus den vertraulichen Unterlagen, die dem Spiegel vorliegen, geht hervor, dass die DB Fernverkehr die Gesamtzahl der Sitzplätze von derzeit 265.000 auf 244.000 senken wolle. Dies entspräche einem Rückgang von acht Prozent. Betroffen wären vor allem die langsameren Intercity-Züge, bei denen 23.000 der aktuell 55.000 Sitzplätze wegfallen könnten.
Die Maßnahmen umfassen laut Bericht auch den Verkauf oder die Ausmusterung verschiedener Zugtypen. Alle ICE3-Züge mit Geschwindigkeiten bis zu 330 km/h stünden zur Disposition. Ebenso sollten sämtliche ICE-T-Züge mit Neigetechnik ausgemustert werden.
Die Bahn dementiert - das Gegenteil sei richtig
Die Deutsche Bahn widersprach dem Bericht. "Die DB will keine 21.000 Sitzplätze im Fernverkehr streichen" , teilte das Unternehmen der Tageszeitung Die Welt mit(öffnet im neuen Fenster) . "Richtig ist: Die Anzahl der für unsere Fahrgäste verfügbaren Sitzplätze steigt bis zum Jahr 2036 an."
Dem Bericht des Spiegels zufolge plant die Bahn auch, die Auslieferung von 32 neuen ICE-3-Neo-Zügen zu verzögern. Die Bestellung von 19 ICE-L-Zügen des spanischen Herstellers Talgo könnte storniert werden. Bereits 2019 gekaufte KISS-Doppelstockzüge wurden an die Österreichischen Bundesbahnen verkauft.
Seit Jahren rote Zahlen
Die Deutsche Bahn steht unter finanziellem Druck. Das Unternehmen schreibt seit Jahren rote Zahlen und sucht nach Wegen, das eingesetzte Kapital zu reduzieren. Anja Schöllmann, Produktionsvorständin der DB Fernverkehr, sagte dem Spiegel: "Durch das Deutschlandticket sind uns einige Verkehre weggebrochen. Wir werden nicht mehr überall so stark wachsen, wie ursprünglich angenommen." Die Trassenpreise seien ebenfalls gestiegen.
Mitarbeiter in den ICE-Werken berichteten von zunehmendem Personalmangel und Zeitdruck. Häufig könne nur das gesetzlich vorgeschriebene Minimum geleistet werden. Züge verließen die Werkstätten teilweise mit nicht reparierten Schäden. Teure ICE-Züge mit Neigetechnik würden nach weniger als 25 Jahren ausgemustert und ausgeschlachtet. Seit der Bahnreform 1994 verschrottete der Konzern rund 5.000 Reise- und Schlafwagen.



