Simurgh: Falsche Proxy-Software spioniert Nutzer aus
Eine gefälschte Version eines Proxy-Programms öffnet eine Hintertür zu einem Computer und spioniert dessen Besitzer aus. Mit dem richtigen Programm namens Simurgh umgehen Nutzer im Iran und in Syrien die Internetzensur in ihren Ländern.

Zensursysteme auf Softwarebasis lassen sich oft ihrerseits mit Software umgehen. Was aber ist, wenn das Anti-Zensursystem selbst zum Überwachungssystem wird? Das sei mit einem im Nahen Osten häufig eingesetzten Anti-Zensurprogramm geschehen, berichtet Morgan Marquis-Boire vom Citizen Lab der Universität von Toronto.
Anti-Filtersoftware
Betroffen ist Simurgh, eine Proxy-Software für Windows-Rechner, die eine sichere Verbindung ins Internet aufbaut und Zensurfilter umgeht. Das nach einem Fabelwesen aus der persischen Mythologie benannte Programm ist nur etwa 1 MByte groß, kann also auch über langsame Verbindungen geladen werden. Es muss nicht installiert werden - ein Nutzer kann es auf einem USB-Stick speichern und es in einem Internetcafé nutzen.
Inzwischen sei aber eine neue Version des Programms im Internet aufgetaucht. Anders als das originale erfordere dieses eine Installation auf dem Computer, schreibt Marquis-Boire. Zusammen mit der Proxy-Software werde ein dauerhafter Zugang von außen eingerichtet, der einen vollständigen Zugriff auf den Computer ermögliche.
Software gegen Dissidenten
"Der Trojaner zielt speziell auf Nutzer, die versuchen, die Zensurmaßnahmen einer Regierung zu umgehen", erklärt Marquis-Boire. Er sammele Daten wie den Nutzernamen und die IP-Adresse des Computers. Außerdem enthalte er einen Keylogger, der alle Eingaben auf dem Computer protokolliert.
Simurgh wird hauptsächlich von Internetnutzern im Iran genutzt. Aber auch in Syrien scheint es sich wachsender Beliebtheit zu erfreuen. Die Entwickler des Programms warnen inzwischen auf der Website vor dem falschen Simurgh. Wird das richtige Programm gestartet, erscheint zudem eine Warnung, wenn der Rechner infiziert ist.
Passwörter kompromittiert
Die meisten Antivirenprogramme erkennten den Schädling, sagt Marquis-Boire. Er rät Nutzern, deren Computer befallen ist, zudem dringend dazu, sämtliche Passwörter zu ändern, da diese kompromittiert sein könnten.
Wer die Malware in Umlauf gebracht hat, ist unklar. Sie verschicke die aus den Computern gesammelten Daten an Server in den USA, schreibt Chester Wisniewski von Sophos auf Naked Security, dem Blog des Antiviren-Softwareherstellers. Deren Besitzer scheine aber in Saudi-Arabien beheimatet.
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Auch der letzte satz klingt etwas komisch: Deren Besitzer scheine aber in Saudi-Arabien...