Die Zukunft wird gut - auch dank Intel
Einige Details gab es auch zur Frage, weshalb Intel sich für Magdeburg und gegen Dresden als Standort für seine europäische Fab entschieden habe. So sei die Hauptstadt Sachsen-Anhalts in einer einmaligen Situation gewesen: Kurz zuvor habe man ein neues Gewerbegebiet erschlossen, auf dem sich eigentlich Dutzende Firmen ansiedeln sollten - jetzt ist es lediglich eine. Andere Städte hätten einfach keine vergleichbare, ausreichend große Fläche anbieten können.
Traurig ist man darüber bei Silicon Saxony aber keinesfalls. So geht der Fokus mittlerweile über Sachsen hinaus, auch angrenzende Regionen in Thüringen und Sachsen-Anhalt sieht man als Teil einer großen Interessengemeinschaft. Das könne laut Keil von Globalfoundries auch für Zulieferer, beispielsweise aus der Chemieindustrie, ein Anreiz zum Aufbau neuer Standorte sein. Die Aussicht auf langfristige Lieferverträge mache Investitionen interessant - in den USA zeigt das der Neubau eines Werks von Globalwafers.
Endfertigung bleibt wohl in Asien
Skeptisch zeigte sich Keil jedoch bei der Frage, ob auch die Weiterverarbeitung der Wafer absehbar lokaler erfolgen werde. Die sogenannten Back-End-Prozesse - Test und Zerteilung der Wafer sowie Packaging - erfolgen aktuell hauptsächlich in Asien. Das bedeutet fast ein halbes Jahr Transportzeit. Zwar können Gelder des European Chips Act auch für den Aufbau von Back-End-Werken verwendet werden. Man müsse jedoch, da waren sich Keil und der Vorstandsvorsitzende Dirk Röhrborn einig, Prioritäten setzen, da das Geld nur einmal ausgegeben werden kann.
In Europa sei die Endfertigung der Chips allerdings - wie der gesamte Halbleiterbereich - zu lange vernachlässigt worden. Man habe sich darauf verlassen, dass Chips etwas seien, was man für wenige Cent in Asien kaufen könne. Daher seien auch ehemals vorhandene Kapazitäten, beispielsweise in Osteuropa, verschwunden und nur mit hohen Kosten wieder aufzubauen.
Zudem sei besonders das Packaging personalintensiv, weshalb es in Europa schwer konkurrenzfähig betreibbar sei. Ganz ohne Back-End-Verarbeitung sei das Ziel der EU-Kommission, Europas Anteil an der Chipfertigung auf 20 Prozent auszubauen, allerdings unrealistisch. Einzig Intel plant ein Packaging-Werk in Italien, allerdings nur für eigene Chips. Hochautomatische Werke - TSMC stellt aktuell eines in Taiwan fertig - sind ein möglicher Ausweg. Vorausgesetzt, die Fabs bekommen Strom und Wärme. Denn wenn sie stillstehen, ist das Ziel ohnehin unerreichbar.
Optimistisch in die Zukunft
Trotz der angesprochenen Probleme ist Silicon Saxony zufrieden mit der Entwicklung der IT- und Halbleiterindustrie in Sachsen. In den letzten Jahren sei die Branche stetig gewachsen. Nicht nur die Beschäftigtenzahl stieg kontinuierlich, auch die Auswahl Sachsens als eines der European Digital Innovation Hubs wird als Erfolg verbucht.
Zudem sei viel in den Ausbau der Fertigung sowie neue Forschungskapazitäten investiert worden. Damit wachse die Attraktivität der Region, auch beispielsweise für Zulieferbetriebe. Zwar befindet sich der Schwerpunkt, zumindest mit Blick auf die Halbleiterfertigung, in Dresden. Doch auch in anderen Städten entstehen erfolgreiche Unternehmen oder neue Niederlassungen.
So blickt Silicon Saxony trotz der aktuellen Probleme optimistisch in die Zukunft: Bis 2030 erwartet man 100.000 Beschäftigte, zur Hälfte verteilt auf Software und Mikroelektronik. Das würde die Entwicklung der vergangenen Jahre mit vier Prozent jährlichem Wachstum der Beschäftigtenzahl fortschreiben. Die Softwarebranche, in der aktuell knapp 45 Prozent der 73.000 Angestellten arbeiten, verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren mit sechs Prozent ein stärkeres Wachstum. Daher wird erwartet, dass sie zur Mikroelektronik aufschließt.
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Silicon Saxony Day: Der Halbleiterbranche fehlen Geld, Gas und Leute |
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Meinst Du nicht, daß das vorher schon geschehen ist? Sowas nennt sich Kontext. Ich würde...
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