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Signal-Messenger: Journalist erfährt US-Kriegsplanung in Regierungschat

Ein versehentlich in einen Signal -Gruppenchat eingeladener Journalist ist Zeuge der US-Militärplanung gegen die Huthis geworden.
/ Andreas Donath
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Ausschnitt aus der Kommunikation (Bild: The Atlantic/Mockdrop.io)
Ausschnitt aus der Kommunikation Bild: The Atlantic/Mockdrop.io

Der Chefredakteur des US-Magazins The Atlantic, Jeffrey Goldberg, ist nach eigenen Angaben versehentlich in einen geheimen Signal-Gruppenchat eingeladen worden(öffnet im neuen Fenster) , in dem hochrangige US-Regierungsbeamte den Militärschlag gegen die Huthis im Jemen planten. 

Goldberg wurde demnach etwa zwei Stunden vor den geplanten Angriffen am 15. März 2025 gegen Ziele der Huthis im Jemen vollständig informiert. Er habe um 11:44 Uhr den Kriegsplan geschickt bekommen, der genaue Informationen über Waffenpakete, Ziele und Zeitpläne enthalten habe, schreibt er.

18 Personen in der Gruppe

Laut Goldbergs detailliertem Bericht gehörten der Chatgruppe mit dem Namen Houthi PC Small Group zahlreiche hochrangige Regierungsmitglieder an, darunter der nationale Sicherheitsberater Michael Waltz, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Außenminister Marco Rubio und Vizepräsident J.D. Vance. Insgesamt sollen 18 Personen Teil der Gruppe gewesen sein.

Der Journalist berichtete, dass er zunächst am 11. März eine Kontaktanfrage von einem Nutzer mit dem Namen von Trumps nationalem Sicherheitsberater erhalten habe. Zwei Tage später sei der zu dem verschlüsselten Nachrichtenkanal hinzugefügt worden.

Zunächst Zweifel an der Echtheit der Nachrichten

Goldberg gibt an, dass er anfangs stark an der Echtheit der Nachrichten gezweifelt und vermutet habe, es könne sich um eine Desinformationskampagne eines ausländischen Geheimdienstes handeln. Die Vorstellung, dass ausgerechnet er in einen solchen Regierungschat eingeladen werde, erschien ihm absurd.

Die Unterhaltung enthielt hochsensible operative Details über die geplanten Militärschläge, darunter präzise Informationen über Ziele, eingesetzte Waffensysteme und den Zeitpunkt der Angriffe. Die Beteiligten kommunizierten in teils informellem Ton und nutzten Emojis.

Der Journalist kam zu dem Schluss, dass der Chat echt sei, als die Bombenangriffe im Jemen exakt zu dem in den Nachrichten angegebenen Zeitpunkt begannen. Daraufhin verließ er die Gruppe unaufgefordert - ohne dass offenbar jemand seine Anwesenheit bemerkt hatte.

Verstoß gegen Regierungsvorschriften

Sicherheitsexperten, die von The Atlantic konsultiert wurden, wiesen darauf hin, dass die Verwendung einer kommerziellen Messaging-App für den Austausch sensibler militärischer Informationen gegen Regierungsvorschriften verstoße. Signal sei keine für die Kommunikation von Verschlusssachen zugelassene Plattform.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Brian Hughes, bestätigte später die Echtheit der Nachrichten. "Dies scheint eine authentische Nachrichtenkette zu sein, und wir prüfen, wie ein versehentlich hinzugefügter Account in die Kette gelangt ist" , sagte Hughes The Atlantic. Eine interne Untersuchung wurde angekündigt.

Hughes bezeichnete die Diskussion indes als Beweis für eine "tiefgreifende und durchdachte politische Koordination zwischen hochrangigen Beamten" .

US-Präsident Donald Trump erklärte zunächst, nichts von der Sache zu wissen. Angesprochen auf den Bericht entgegnete er, davon höre er das erste Mal. Trump selbst war in der Vergangenheit strafrechtlich verfolgt worden, weil er geheime Regierungsunterlagen nach seiner ersten Amtszeit unsachgemäß in seinem privaten Anwesen aufbewahrt hatte - ein Verfahren, das später eingestellt wurde.


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