Pirates auf C-64 und Fazit

Hier werde ich nicht an die Hand genommen. Stattdessen muss ich die Tücken der Karibik selbst entdecken. Ich realisiere, dass sich der Spielreiz von damals geändert hat: Was sich anno 1987 wie ein komplexer Genremix anfühlte, verströmt heute eher den Charme eines Brettspiels.

Mit C64-Power in See stechen

Nach einer Weile verlasse ich die PC-Version, die mir letztlich mit ihrer blassen Farbwahl und dem knarzigen Lautsprecher-Sound nicht sonderlich gefällt. Dieser Eindruck verstärkt sich, sobald ich die Urfassung für den C64 starte.

Dort wirken sowohl Grafik als auch Musik viel stimmiger. Man merkt, dass Sid Meier Pirates ursprünglich für den "Brotkasten" entwickelt hatte.

Diesmal wähle ich Spanien als meine Nation und spezialisiere mich auf Charme statt auf Fechtkunst. Handel lasse ich außen vor, stattdessen setzte ich voll auf Piraterie und greife einfach alle Schiffe an, die mir vor den Bug fahren. Das wiederum wird mir auf Dauer zu langweilig, weil sich die Kanonenschlachten kaum verändern und bei ungünstigen Windverhältnissen sehr in die Länge ziehen.

  • Schlicht, aber effektiv: Der dunkelblaue Titelbildschirm von Pirates (C64-Version) (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • So sah ein Kopierschutz im Jahr 1987 aus: Man musste einfach nur in die Anleitung schauen und die richtigen Daten über das abgefragte Schiff sowie dessen Ankunftszeit herauslesen (PC-Version). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Ein einsames Schiff in der Karibik: Im Norden befindet sich der Hafen einer Stadt, während die Wolkendecke im Osten die Windrichtung verrät (C64). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Ab und an lohnt sein Besuch in der hiesigen Taverne, um neue Besatzungsmitglieder für die eigene Crew anzuheuern (PC). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Kommt es zu einer direkten Konfrontation mit einem feindlichen Schiff, dann endet diese meist in einem Gefecht mit dem gegnerischen Kapitän (C64). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • "Wir verhandeln nicht mit Piraten!": Wer sich zu sehr als Freibeuter verausgabt, der verdirbt es sich sogar mit einigen Händlern (Amiga-Version). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Fliegender Holländer voraus: Vor einer möglichen Konfrontation sollte man stets die Nation des zu beobachtenden Schiffs abklären (C64). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Wer es sich mit einer der vier Nationen verscherzt, der muss am Ende sogar um den Einzug in den Hafen kämpfen (Amiga). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Scheitert man bei der feindlichen Übernahme einer Stadt, dann landet man für einige Monate im Gefängnis (C64). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • In der Amiga-Version von Pirates! bekommt man stets die Flagge des gegnerischen Schiffs in Großaufnahme gezeigt. (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Blonde Schönheit mit schwarzer Katze: Die gezeichneten Porträtbilder waren seinerzeit ein Hingucker (PC). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Der Kauf von Schatzkarten lohnt sich, denn so erfährt man als Spieler die Position vergrabener Schatztruhen (Amiga). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Sollte in einem Kampf oder beim Durchfahren eines Korallenriffs das letzte Schiff aus der eigenen Flotte untergehen, dann landet man automatisch auf einer einsamen Insel. Dort muss man mehrere Monate lang versauern, bis man seine Piratenkarriere wieder aufnehmen darf (Amiga). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Wie es sich für ein Spiel aus den 1980ern gehört, wurde Pirates in einer hübschen Pappschachtel und mitsamt einer dicken Anleitung sowie einer Karte verkauft. (Bild: Medienagentur Plassma)
  • Viermal Pirates auf einen Streich: Oben links und unten in der Mitte sind die Originalversionen für den Amiga zu sehen. Oben rechts liegt das 1993 veröffentlichte Remake Pirates Gold, leider in einer Budget-Version inklusive hässlichem Cover-Bild. In der Mitte thront die Limited Edition der 3D-Neuauflage, die 2004 von Firaxis entwickelt wurde. (Bild: Medienagentur Plassma)
Wer es sich mit einer der vier Nationen verscherzt, der muss am Ende sogar um den Einzug in den Hafen kämpfen (Amiga). (Bild: Microprose/Screenshot: Medienagentur Plassma)

Am Ende wechsele ich wie geplant zur Amiga-Version, die ich am längsten spiele. Kein Wunder: Die Grafik sieht immer noch kristallklar aus, und die vielen Ereignisbildchen mit ihren liebevoll gezeichneten Porträts und kleinen, aber feinen Animationen können sich auch heute noch sehen lassen.

Leider ändert all das nichts an meinem grundlegenden Gefühl gegenüber Pirates, das ich einfach nicht losbekomme: Ich sehe die Stärken des Spiels, aber ich fühle sie nicht. Das mag sicherlich an meiner persönlichen Ungeduld liegen, weshalb ich in meiner Wiederspielrunde viel zu viele Leichtsinnsfehler begehe.

Letztlich muss ich mir eingestehen: Auch mein gereiftes Alter hilft mir nicht, mehr Spaß an Pirates zu haben als vor 35 Jahren. Da kann der Soundtrack mit seiner Barockmusik und Kompositionen von Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel noch so hervorragend zum Spiel passen.

Fazit: Keine große Liebe, aber mehr Respekt

Eine Erkenntnis habe ich gewonnen: Ich verstehe nun endlich, warum Pirates damals so eingeschlagen ist und selbst heute noch von seinen Fans verehrt wird. Es hat genau die richtige Balance aus "leicht zu verstehen" und "schwer zu meistern".

Die Dynamik der Zufallsereignisse, wenn ich auf feindliche Schiffe stoße oder Hinweise über meine Familie erhalte, sorgen ebenso für Spannung wie die sich verändernde Spielwelt nebst den politischen Beziehungen der vier Nationen zueinander.

Ein Feature, das mich damals störte, entpuppt sich gar als ungewöhnlich modern: dass man hier eben nicht wirklich sterben kann und selbst nach einer krachenden Niederlage eine weitere Chance erhält, die Karibik unsicher zu machen.

Deshalb möchte ich letztlich nur eine Kleinigkeit anprangern: Warum werden auf Steam und Gog.com nur die biedere PC-Umsetzung in Kombination mit der Pirates-Gold (von 1993) angeboten?

Wieso schnüren Publisher Retroism und Entwickler Nightdive Studios nicht stattdessen die C64- oder gar Amiga-Version mitsamt den passenden Emulatoren zu einem Paket? So hinterlässt die digitale Verkaufsversion einen zwiespältigen Eindruck, der Pirates als unsterblichem Klassiker nicht gerecht wird.

Mitarbeit: Benedikt Plass-Fleßenkämper

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 Segel in PC-Version setzen
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iQuaser 05. Aug 2022

... vor dem Teilen einen Großteil der Mannschaft in irgendeiner Schlacht, sie es auf See...

Jossele 16. Mai 2022

Meine 1. Begegnung mit Pirates! war im Computerclub vom HTL-Schülerheim. Der Besitzer war...

Tom01 10. Mai 2022

Platforms: Microsoft Windows, Sega Genesis, DOS, Classic Mac OS, AmigaOS

deutscher_michel 09. Mai 2022

So ist es auch - Sea of Thieves wurde (mir und meinem Freundeskreis) sehr schnell sehr...



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