Pirates auf C-64 und Fazit
Hier werde ich nicht an die Hand genommen. Stattdessen muss ich die Tücken der Karibik selbst entdecken. Ich realisiere, dass sich der Spielreiz von damals geändert hat: Was sich anno 1987 wie ein komplexer Genremix anfühlte, verströmt heute eher den Charme eines Brettspiels.
Mit C64-Power in See stechen
Nach einer Weile verlasse ich die PC-Version, die mir letztlich mit ihrer blassen Farbwahl und dem knarzigen Lautsprecher-Sound nicht sonderlich gefällt. Dieser Eindruck verstärkt sich, sobald ich die Urfassung für den C64 starte.
Dort wirken sowohl Grafik als auch Musik viel stimmiger. Man merkt, dass Sid Meier Pirates ursprünglich für den "Brotkasten" entwickelt hatte.
Diesmal wähle ich Spanien als meine Nation und spezialisiere mich auf Charme statt auf Fechtkunst. Handel lasse ich außen vor, stattdessen setzte ich voll auf Piraterie und greife einfach alle Schiffe an, die mir vor den Bug fahren. Das wiederum wird mir auf Dauer zu langweilig, weil sich die Kanonenschlachten kaum verändern und bei ungünstigen Windverhältnissen sehr in die Länge ziehen.
Am Ende wechsele ich wie geplant zur Amiga-Version, die ich am längsten spiele. Kein Wunder: Die Grafik sieht immer noch kristallklar aus, und die vielen Ereignisbildchen mit ihren liebevoll gezeichneten Porträts und kleinen, aber feinen Animationen können sich auch heute noch sehen lassen.
Leider ändert all das nichts an meinem grundlegenden Gefühl gegenüber Pirates, das ich einfach nicht losbekomme: Ich sehe die Stärken des Spiels, aber ich fühle sie nicht. Das mag sicherlich an meiner persönlichen Ungeduld liegen, weshalb ich in meiner Wiederspielrunde viel zu viele Leichtsinnsfehler begehe.
Letztlich muss ich mir eingestehen: Auch mein gereiftes Alter hilft mir nicht, mehr Spaß an Pirates zu haben als vor 35 Jahren. Da kann der Soundtrack mit seiner Barockmusik und Kompositionen von Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel noch so hervorragend zum Spiel passen.
Fazit: Keine große Liebe, aber mehr Respekt
Eine Erkenntnis habe ich gewonnen: Ich verstehe nun endlich, warum Pirates damals so eingeschlagen ist und selbst heute noch von seinen Fans verehrt wird. Es hat genau die richtige Balance aus "leicht zu verstehen" und "schwer zu meistern".
Die Dynamik der Zufallsereignisse, wenn ich auf feindliche Schiffe stoße oder Hinweise über meine Familie erhalte, sorgen ebenso für Spannung wie die sich verändernde Spielwelt nebst den politischen Beziehungen der vier Nationen zueinander.
Ein Feature, das mich damals störte, entpuppt sich gar als ungewöhnlich modern: dass man hier eben nicht wirklich sterben kann und selbst nach einer krachenden Niederlage eine weitere Chance erhält, die Karibik unsicher zu machen.
Deshalb möchte ich letztlich nur eine Kleinigkeit anprangern: Warum werden auf Steam und Gog.com nur die biedere PC-Umsetzung in Kombination mit der Pirates-Gold (von 1993) angeboten?
Wieso schnüren Publisher Retroism und Entwickler Nightdive Studios nicht stattdessen die C64- oder gar Amiga-Version mitsamt den passenden Emulatoren zu einem Paket? So hinterlässt die digitale Verkaufsversion einen zwiespältigen Eindruck, der Pirates als unsterblichem Klassiker nicht gerecht wird.
Mitarbeit: Benedikt Plass-Fleßenkämper
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Segel in PC-Version setzen |
... vor dem Teilen einen Großteil der Mannschaft in irgendeiner Schlacht, sie es auf See...
Meine 1. Begegnung mit Pirates! war im Computerclub vom HTL-Schülerheim. Der Besitzer war...
Platforms: Microsoft Windows, Sega Genesis, DOS, Classic Mac OS, AmigaOS
So ist es auch - Sea of Thieves wurde (mir und meinem Freundeskreis) sehr schnell sehr...