Sicherheitslücke: Kaspersky schlampt bei TLS-Zertifikatsprüfung

Die Antivirensoftware von Kaspersky liest bei TLS-Verbindungen mit und sorgt nebenbei dafür, dass die Zertifikatsprüfung ausgehebelt wird. Wieder einmal konnte Tavis Ormandy von Google damit zeigen, wie löchrig sogenannte Sicherheitssoftware ist.

Artikel veröffentlicht am , Hanno Böck
Eine solche Fehlermeldung erhielten Kaspersky-Nutzer manchmal - weil die Software Zertifikate mit einem 32-Bit-Hash in einem Cache ablegte.
Eine solche Fehlermeldung erhielten Kaspersky-Nutzer manchmal - weil die Software Zertifikate mit einem 32-Bit-Hash in einem Cache ablegte. (Bild: Screenshot Hanno Böck)

Tavis Ormandy dürfte inzwischen in der Antivirenbranche gefürchtet sein. Der Mitarbeiter von Googles Project Zero findet regelmäßig gravierende Sicherheitslücken in Antivirensoftware und anderen IT-Sicherheitsprodukten. Ormandys Arbeit hat zuletzt auch dazu geführt, dass der Nutzen von Antivirensoftware zunehmend infrage gestellt wird.

Kaspersky bricht verschlüsselte Verbindungen auf

Nun hat es erneut Kaspersky getroffen. Die in Russland entwickelte Software schlampt bei der Zertifikatsprüfung - und wirft dabei ein Schlaglicht auf eine besondere Problematik: Antivirensoftware nutzt oft Man-in-the-Middle-Angriffe, um verschlüsselte Verbindungen mitlesen zu können.

Die Kaspersky-Software installiert dabei ein Zertifikat im Webbrowser des Nutzers, um den verschlüsselten Datenverkehr mitlesen zu können. Für jede besuchte HTTPS-Webseite wird dann automatisch ein temporäres Zertifikat generiert, damit der Browser weiterhin eine verschlüsselte Verbindung sieht. Im Hintergrund verbindet sich die Kaspersky-Software dann mit der eigentlichen Webseite.

Kaspersky nutzt dabei einen Cache, in dem bereits bekannte und geprüfte Zertifikate abgelegt werden. Das Problem dabei: Um zu prüfen, ob ein Zertifikat im Cache vorhanden ist, nutzt die Kaspersky-Software einen 32-Bit-Hash. Es ist damit trivial möglich, mittels eines Brute-Force-Angriffs ein anderes Zertifikat zu erzeugen, das denselben Hash wie ein bestehendes Zertifikat hat.

Ein Angreifer könnte nun für eine bekannte Domain, die bereits im Cache vorhanden ist, ein selbst signiertes Zertifikat erstellen, das lediglich denselben Hostnamen haben muss wie eine angegriffene Webseite.

Doch dieser Bug führt nicht nur dazu, dass ein Angreifer Verbindungen mitlesen kann. Er kann auch schlicht dazu führen, dass Verbindungen fehlschlagen, da bei einem 32-Bit-Hash Kollisionen so häufig sind, dass sie auch zufällig auftreten können. Beispielsweise kollidieren die Hashes einer Webseite der Stadt Manchester in Conneticut und von Hacker News. Wer beide Webseiten hintereinander besucht, erhält einen Zertifikatsfehler, da der Hostname nicht passt.

Einen Tipp für Webmaster, die nicht wollen, dass die Kaspersky-Software ihren Datenverkehr inspiziert, hat Ormandy auch noch: Verbindungen mit dem von Google entwickelten QUIC-Protokoll werden ignoriert. Daher sehen Nutzer im Chrome-Browser auf vielen Google-Webseiten auch ein korrektes Zertifikat.

Erinnerung an Superfish und Co.

Dass Software, die TLS-Verbindungen mittels Man-in-the-Middle-Angriffen aufbricht, problematisch ist, ist eigentlich bekannt. Im Frühjahr 2015 sorgte die Adware Superfish dafür, dass die TLS-Verbindungen von Lenovo-Laptops angegriffen werden konnten. Infolgedessen wurden zahlreiche weitere, ähnliche Programme mit vergleichbaren Sicherheitslücken gefunden. Auch in der Kaspersky-Software selbst wurde vom Autor dieses Artikels kurz darauf eine Sicherheitslücke gefunden.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Akkutechnik
4695-Akku schafft 40 Prozent mehr Reichweite als Tesla

Mit herkömmlichen Fertigungsmethoden und nur 15 mm mehr Höhe baut Akkuhersteller EVE Zellen für BMW, die Teslas 4680 weit überlegen sind.

Akkutechnik: 4695-Akku schafft 40 Prozent mehr Reichweite als Tesla
Artikel
  1. Offenbach am Main: Anwohnerparkausweis wegen zu schwerem E-Auto entzogen
    Offenbach am Main
    Anwohnerparkausweis wegen zu schwerem E-Auto entzogen

    In Offenbach am Main wurde das Gewicht seines Elektro-SUVs einem Autofahrer zum Verhängnis: Sein Bewohnerparkausweis wurde ihm deshalb entzogen.

  2. Philips Hue bei Amazon mit über 100 Euro Rabatt im Angebot
     
    Philips Hue bei Amazon mit über 100 Euro Rabatt im Angebot

    Die Umrüstung auf Smart Home ist aktuell besonders günstig. Bei Amazon sind Produkte von Philips Hue im Angebot und zu niedrigen Preisen erhältlich.
    Ausgewählte Angebote des E-Commerce-Teams

  3. I'm Back 35 im Test: Neues digitales Leben für analoge Kameras
    I'm Back 35 im Test
    Neues digitales Leben für analoge Kameras

    Mit I'm Back können wir unsere alte Canon-Kamera digital nutzen. Schöne Bilder macht das System nicht von alleine - der Bearbeitungsaufwand lohnt sich aber.
    Ein Test von Tobias Költzsch

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Heute besonders viele MindStar-Tagesdeals • Gigabyte RTX 4070 Ti 880,56€ • Crucial SSD 2TB (PS5) 162,90€ • Nintendo Switch inkl. Spiel & Goodie 288€ • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Resident Evil 4 Remake 569€ • LG OLED TV -57% • Amazon Coupon-Party [Werbung]
    •  /