Sicherheitsbedenken: Facebook schafft Gesichtserkennung wieder ab
Nach elf Jahren schafft Facebook die Gesichtserkennung von Nutzern wieder ab. Die Technik sei auf Endgeräten vertretbar, aber nicht auf Servern.

Der US-amerikanische IT-Konzern Facebook will künftig nicht mehr die Gesichter von Nutzern automatisch auf Fotos und in Videos identifizieren. Gespeicherte Daten zur Identifizierung der Gesichter von mehr als einer Milliarde Menschen würden gelöscht, teilte das soziale Netzwerk am 2. November 2021 mit. Die vielen konkreten Fälle, in denen die Gesichtserkennung hilfreich sein könne, müssten gegen die wachsenden Bedenken hinsichtlich des Einsatzes dieser Technik insgesamt abgewogen werden, hieß es zur Begründung.
Laut Facebook hat zuletzt ein Drittel der aktiven Nutzer diese Funktion aktiviert. Personen, die sich für die Gesichtserkennung entschieden hätten, würden in Fotos und Videos damit nicht mehr automatisch erkannt, das entsprechende Template zur Erkennung werde gelöscht. Für Nutzer, die die Funktion nicht aktiviert hätten, ändere sich nichts, da auch keine Daten zur Gesichtserkennung gelöscht werden müssten.
Facebooks Vizepräsident für Künstliche Intelligenz (KI), Jerome Pesenti, sieht weiterhin Einsatzmöglichkeiten für die Technik, etwa für die Anmeldung bei einem Account oder das Entsperren eines Geräts. "Gesichtserkennung kann besonders nützlich sein, wenn die Technik privat auf den eigenen Geräten einer Person zum Einsatz kommt. Diese Methode der Gesichtserkennung auf dem Gerät, die keine Kommunikation der Gesichtsdaten mit einem externen Server erfordert, wird heute am häufigsten in Systemen zum Entsperren von Smartphones eingesetzt", schrieb Pesenti zur Begründung.
Erst im März 2021 musste Facebook nach einem jahrelangen Gerichtsverfahren 650 Millionen US-Dollar an Kläger in einem Streit um den Einsatz von Gesichtserkennung zahlen.
Ende 2010 eingeführt
Eingeführt hatte Facebook die Funktion bereits vor fast elf Jahren, zunächst als Teil eines Testlaufs. Nur wenige Monate später jedoch aktivierte der Social-Media-Anbieter die Technik zur automatischen Gesichtserkennung ohne vorherige Ankündigung auch für Nutzer außerhalb der USA. Nutzer mussten der Verwendung der Funktion in den Datenschutzeinstellungen im Sinne eines Opt-out explizit widersprechen.
Dieses Vorgehen hatte schon unmittelbar nach Einführung der Technik dazu geführt, dass sich die Datenschützer in der EU damit befassten.
Noch Ende 2017 hatte Facebook die Gesichtserkennung als Schutz vor Identitätsmissbrauch beworben, was in der EU zunächst aber nicht genutzt wurde. Anfang dieses Jahres diskutierte das Unternehmen offenbar intern, ob die geplante smarte Brille eine Gesichtserkennung bieten soll.
Die Entscheidung von Facebook bedeutet aber nicht, dass die hochgeladenen Fotos nicht von anderen Anbietern für Gesichtserkennungsverfahren genutzt werden können. Besonders umstritten ist das Vorgehen des US-Startups Clearview, das die Fotos in sozialen Netzwerken und auf Internetseiten auswertet, um Personen anhand von Fotos zu identifizieren.
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