Schwappt die US-Entlassungswelle nach Deutschland?

Die Gewerkschaft Verdi schätzt, dass hierzulande zwischen 200 und 240 Mitarbeiter entlassen wurden. Das wäre noch immer mindestens die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland, die nach Aussagen von Mitarbeitern zuletzt bei 400 lag. Shopify selbst nennt auf Anfrage keine aktuellen Zahlen.

"Shopify hat ohne jegliches Verständnis und Beachtung sozialer Aspekte ausgesiebt", sagte ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will, Golem.de. "Teilweise wurden Leute in Elternzeit entlassen." Während einer Schwangerschaft ist eine Kündigung nur in Ausnahmefällen möglich. Auch Bödeker bestätigt, dass die Kündigung der Organisatoren der Betriebsratswahl nicht der einzige Fall sind, in dem Shopify den Kündigungsschutz in Deutschland nicht beachtet hat.

Dass eine beim Ausmaß des Stellenabbaus nach Paragraph 17 des KSchtG nötige Massenentlassungsanzeige bei der Agentur für Arbeit eingereicht wurde, versicherte uns ein Anwalt der Kanzlei Simmons & Simmons, die Shopify vertritt. In der Anzeige müssen Gründe und Kriterien für Entlassungen mitgeteilt werden.

Entlassungen wie übers Knie gebrochen

Auf dem Papier sind die Ex-Angestellten vorerst weiter bei Shopify beschäftigt. Entsprechend der Kündigungsfrist enden die deutschen Arbeitsverträge erst zum 15. beziehungsweise 30. Juni 2023. Arbeiten können sie schon seit dem 4. Mai nicht mehr – Zugänge zu Laptops und Slack wurden umgehend gesperrt.

Es ist bereits die zweite große Entlassungswelle bei Shopify seit Juli 2022. Damals schrumpfte sich das Unternehmen nach dem Wachstum in der Coronapandemie zurecht. Der in Koblenz geborene Shopify-Gründer Tobias Lütke übernahm dafür die Verantwortung. "Jetzt müssen wir uns anpassen", sagte Lütke damals. "Das hat zur Folge, dass wir uns heute von einigen von Ihnen verabschieden müssen, was ich sehr bedauere." Shopify wuchs zwischen 2019 und 2022 auf mehr als die doppelte Personalgröße an.

Jetzt werden zahlreiche Angestellte ebenso schnell wieder entlassen, wie sie in dieser Zeit neu eingestellt wurden. Gerüchte über eine zweite Entlassungswelle habe es schon vorher gegeben, so Gewerkschafssekretär Oliver Hauser von Verdi. Die Durchführung wirkt für ihn dennoch "übers Knie gebrochen", sagte er Golem.de. Einige wurden ihren Linkedin-Profilen zufolge sogar erst nach der Entlassungswelle im Juli 2022 angestellt.

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 Shopify-Entlassungen in Deutschland: "Diese Kündigungen sind unwirksam. Punkt"Strafanzeige gegen Shopify-Verantwortliche ist eine Option 
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PlanNine 16. Mai 2023 / Themenstart

Der Begriff "Human ressources" ist herabwürdigend. Es wird zwar ins Deutsche mit...

dbettac 15. Mai 2023 / Themenstart

Natürlich geht es um Geld. Wenn die Firma ihre Angestellten los werden möchte, soll das...

berritorre 11. Mai 2023 / Themenstart

wegen sowas wandert auch niemand den Knast, sprich eine Auslieferung ist nicht notwendig.

ThorstenMUC 11. Mai 2023 / Themenstart

... und was darüber hinaus noch kommen könnte - da ja ursprünglich mal in DE gegründet...

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