SEO: Der Google-Algorithmus benachteiligt Frauen
Websites von Frauen werden auf Google schlechter gerankt als die von Männern - und die deutsche Sprache ist schuld. Was lässt sich dagegen tun?

Ich war vor kurzem auf einer Messe für Online-Marketing, auf der sich das Who-is-Who der großen Firmen und Persönlichkeiten getummelt hat. Natürlich nutzt man so einen Anlass, um sich über die neuesten Trends zu informieren und Networking zu betreiben. Tatsächlich hatte ich Gelegenheit, mich mit zwei SEO-Spezialisten - einem Mann und einer Frau - über Suchmaschinenoptimierung zu unterhalten. Beide mussten mir leider mitteilen, dass meine Website auf Google ein schlechtes Ranking hat. Und das nur, weil ich eine Frau bin.
- SEO: Der Google-Algorithmus benachteiligt Frauen
- Männer fühlen sich von weiblichen Bezeichnungen nicht angesprochen
- Warum uns diese Fortschritte nichts bringen und was zu tun bleibt
Das klingt jetzt ein bisschen hart - Google rankt meine Seite schlecht, weil ich eine Frau bin. Ganz so ist es dann ja auch nicht. In Deutschland ist es nun mal so, dass wir es gewohnt sind, dass die männliche Variante einer Personenbezeichnung Frauen miteinbezieht. Ständig liest man in irgendwelchen Einleitungen und Fußnoten Hinweise wie: "Zur Erleichterung der Lesbarkeit wird in diesem Dokument die männliche Anrede verwendet. Frauen sind damit gleichermaßen gemeint."
Nach diesem Prinzip googeln wir Deutschen auch. Meine Haare sind bisher immer von Frauen geschnitten worden. Wenn ich mich neu orientieren will, suche ich bei Google trotzdem nach "Friseur" und nicht nach "Friseurin". Damit meine ich nicht, dass ich per se nach einem Mann suche, der mir die Haare schneidet. So machen das viele Deutsche für viele verschiedene Anliegen: Hochzeitsfotograf, Bäcker, Handwerker, Elektriker, Zahnarzt.
Eigentlich ist es uns egal, welches Geschlecht die Person denn nun hat, bei der wir am Ende landen. Wir benutzen die männliche Form nicht, weil wir nach einem Mann suchen, sondern weil wir es gewohnt sind, dass die männliche Bezeichnung Frauen mit einbezieht.
Das Problem sind eigentlich wir Frauen
Obwohl wir uns an dieses Phänomen im deutschen Sprachgebrauch gewöhnt haben, dass eine Berufsbezeichnung Frauen und Männer gleichermaßen einbezieht, gibt es eine Ausnahme: Wenn wir Frauen von uns selbst sprechen, wird von uns erwartet, dass wir die weibliche Variante verwenden. Eine Frau sagt nicht: "Ich bin Astronaut" oder "Ich bin Kindergärtner". Sie ist Astronautin oder Kindergärtnerin.
Dafür haben Frauen ja auch lange gekämpft. Sowohl dafür, dass wir überhaupt arbeiten dürfen als auch, dass diese Tatsache in der Sprache anerkannt wird. Wenn wir Frauen dann also eine Website für unser Geschäft oder Unternehmen mit Texten bestücken, schreiben wir auch von uns selbst als Grafikdesignerin, Konditorin oder Mentaltrainerin. Blöd ist nur, dass danach keiner googelt, außer die Person sucht explizit nach einer Frau.
Gibt jemand bei Google "Texter Hamburg" ein, werden zuerst alle Websites aufgelistet, die das Wort "Texter" verwenden. Dass "Texterin" die weibliche Variante von "Texter" ist, weiß der Algorithmus von Google theoretisch, aber daraus zieht er nicht denselben Schluss wie wir als deutsche Muttersprachler, die in der deutschen Gesellschaft aufgewachsen sind.
Übrigens verhält es sich andersherum genauso: Googelt man "Texterin", wird man Seiten von einem "Texter" erst ziemlich weit unten beziehungsweise hinten finden. Leider ergibt das in dem Fall sogar Sinn, denn wer sich schon die Mühe macht, die weibliche - in der Regel längere - Berufsbezeichnung einzutippen, hat dafür einen Grund. Die weibliche Form schließt die männliche förmlich aus.
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Männer fühlen sich von weiblichen Bezeichnungen nicht angesprochen |
Dem ist nichts hinzuzufügen.
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So einen Unfug kann man auch gar nicht ernst meinen und schon gar nicht ernst nehmen.