Sennheiser: Olympische Spiele "in Zukunft ohne Ton"
Die Mobilfunkbetreiber und das Militär wollen den Frequenzbereich, in dem derzeit Antennenfernsehen und Veranstaltungstechnik funken. Auf der Anga Com gab es einen Schlagabtausch dazu.

"Wir müssen uns entscheiden, ob wir die Olympischen Spiele in Zukunft mit oder ohne Ton ansehen wollen." Das sagte Andreas Sennheiser, Co-CEO bei Sennheiser Electronic, am 11. Mai 2022 auf der Branchenmesse Anga Com in Köln.
Mobilfunkbetreiber sowie Militär und Blaulichtorganisationen (BOS) wollen auf der Weltfunkkonferenz WRC 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Öffnung des Bereiches 470 bis 694 MHz durchsetzen, um diesen später zu übernehmen. "Mit dem Verlust dieses Spektrums würden wir die Ziele von jedem hier auf dem Podium verlieren", sagte der Chef des Herstellers von Veranstaltungstechnik Sennheiser.
"Je größer die Veranstaltungen, desto mehr Spektrum brauchen wir. Für den Bundesparteitag, die Olympischen Spiele oder den European Song Contest brauchen wir 200 MHz oder mehr", betonte Sennheiser. Ohne eine klare, langfristige Nutzungszusage werde die Produktion von Filmen und Reportagen, von Live-Konzerten und von Sportveranstaltungen erheblich leiden.
Der Bereich ist primär DVB-T2 für die terrestrische Rundfunkversorgung zugeordnet, dort arbeiten aber auch die Kulturfrequenzen oder PMSE (Programme Making and Special Events) der Veranstaltungstechnik mit drahtlosen Mikrofonen.
Cheflobbyistin: Nur noch wenige Prozent nutzen DVB-T2
Valentina Daiber, Chief Officer Corporate Affairs und Vorständin bei Telefónica Deutschland, betonte die ständig wachsenden Ansprüche der Mobilfunkbranche: "Der Markt in Deutschland hat sich generell verändert. Wir sind jetzt nicht mehr drei Netzbetreiber, sondern wir sind vier Netzbetreiber. Und wenn man davon ausgeht, dass dieser neue Netzbetreiber eben auch ein Flächennetz aufbauen möchte, dann ist dafür zusätzliches Spektrum erforderlich."
Es gehe bei der Weltfunkkonferenz darum, "eine Tür zu öffnen und offen für Neues zu sein", sagte Daiber. Sie verwies darauf, dass nur noch wenige Menschen DVB-T2 nutzen würden.
Doch die Zahl der Haushalte, die das Antennenfernsehen mit DVB-T2 HD zum TV-Empfang nutzen, ist im vergangenen Jahr erneut leicht angestiegen. Während 2020 2,41 Millionen Haushalte (6,3 Prozent) regelmäßig die Empfangsmöglichkeit nutzten, waren es im Jahr 2021 2,615 Millionen.
Innenministerium NRW: Tetra ist nicht sicher
Der Staatssekretär und ehemalige Polizist Jürgen Mathies vom Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen erhob für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) Anspruch auf "ein eigenbeherrschtes Netz" in einem "wichtigen Teil" des strittigen Frequenzbereiches. Man benötige "60 MHz Bandbreite und davon 40 Prozent für den Uplink. Es soll ein neues Netz statt dem Tetra-Digitalfunk aufgebaut werden." Terrestrial Trunked Radio sei "nicht hochverfügbar und nicht sicher", sagte Mathies.
Die Energiewirtschaft kritisierte zuvor, dass die Sicherheitsbehörden nach der 450-MHz-Frequenz griffen, obwohl ihnen schon ein 700-MHz-Band zugewiesen worden sei, das sie erst einmal ausbauen könnten. Man habe schließlich die Erfahrung machen müssen, dass die Sicherheitsbehörden zehn Jahre gebraucht hätten, um ihr Tetra-Digitalfunknetz aufzubauen. Dieses liefert derzeit maximal eine Datenübertragungsrate von 28,8 KBit/s.
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Einfach bei der nächsten Versteigerung der bestehenden Bereiche schön das Geld einsammeln...
Wofür bitte haben wir dann für 4,5 Mrd 10 Jahre lang bitte dieses Netz gebaut? Damals...
Ja, hab auch gelacht ;-)
https://de.wikipedia.org/wiki/Beh%C3%B6rden_und_Organisationen_mit_Sicherheitsaufgaben...
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