Europa hat größere Seltenerdvorkommen als die USA und Kanada
Im Bereich der seltenen Erden nicht. In Europa lagern 5,7 Prozent der weltweiten Ressourcen der Metalle (siehe Dera-Bericht), in den USA weniger als halb so viel. Lagerstätten gibt es in Europa vielerorts. Zuletzt wurden 2023 und 2024 Seltenerdmetalle in Nordschweden sowie der Fen Carbonatite Complex in der Telemark im Süden Norwegens entdeckt.
In Kiruna stieß LKAB, der staatliche Betreiber der dortigen Mine, auf eine Lagerstätte von einer Million Tonnen seltener Erden. Sie ist kaum kleiner als das größte Vorkommen der USA am Mountain Pass in Kalifornien.
Das Vorkommen in Südnorwegen umfasst mindestens 8,8 Millionen Tonnen seltene Erden. Es könnten sogar mehr als doppelt so viele sein, denn Geologen haben die Lagerstätte bislang nur bis zu einer Tiefe von 468 Metern unter dem mittleren Meeresspiegel erforscht. Sie könnte aber mehr als doppelt so tief in die Erde reichen(öffnet im neuen Fenster) . Bis aus diesen Ressourcen Metalle auf den Markt kommen, vergehen aber noch bis zu 15 Jahre.
Andernorts sind Anlagen für die Aufbereitung seltener Erden, deren Weiterverarbeitung und ihr Recycling in Europa bereits in Betrieb oder werden gerade aufgebaut. Minenbetreiber Pensana aus Großbritannien und Mkango Resources aus Kanada beispielsweise wollen Anlagen zur Aufbereitung seltener Erden im nordenglischen Saltend sowie in Pulawy in Polen aufbauen, sobald sie ihre Minen in Afrika erschlossen haben. Die EU hat die Anlage in Pulawy als strategisch wichtiges Projekt benannt und fördert sie nach dem CRMA. Auch das ist jedoch noch Zukunftsmusik.
Solvay will 2030 ein Fünftel der seltenen Erden für Europas Magnetproduktion liefern
In La Rochelle an der französischen Atlantikküste produziert der belgische Chemiekonzern Solvay dagegen schon jetzt jedes Jahr 4.000 Tonnen Seltenerdoxide für Autokatalysatoren und die Elektronikindustrie, berichtet die Dera im Bericht aus dem Januar 2025. Dazu bereitet der Konzern Gestein auf, das außerhalb Chinas abgebaut und nach Frankreich importiert wird.
Außerdem recyceln die Belgier die Metalle aus Minenabraum, Neodym und Praseodym auch aus alten Magneten. Die liefert das kanadische Unternehmen Cyclic Materials. Das wiederum bekommt sie von Synetiq aus Großbritannien.
Seit April verarbeitet Solvay seltene Erden in La Rochelle auch zu Ausgangsprodukten für neue Permanentmagnete. Bis 2030 will der Konzern ein Fünftel der europäischen Nachfrage nach Seltenerdmetallen für die Magnetproduktion bedienen.
Solvay hat dazu eine strategische Partnerschaft mit dem französischen Technologiespezialisten und Beratungsunternehmen für den Seltenerdbergbau Carester geschlossen. Dessen Tochter Caremag baut in Lacq am Fuß der Pyrenäen eine Separationsanlage für jährlich 5.000 Tonnen Bergbaukonzentrate sowie Kapazitäten für das Recycling von 2.000 Tonnen Magneten. Die Anlagen sollen Ende 2026 in Betrieb gehen und 650 Tonnen Neodym-Praseodym-, 150 Tonnen reines Neodym- sowie 300 Tonnen Dysprosium- und 90 Tonnen Terbiumoxid produzieren, so die Dera.
Ähnlich groß ist die Produktion von Neo Performance Materials in Estland. In Sillamäe bereitet das kanadische Unternehmen Rohmaterial auf, das es vom australischen Bergwerksbetreiber Meteoric Resources aus dessen Abbau in Brasilien bekommt.
Die so jedes Jahr gewonnenen 3.000 Tonnen Seltenerdoxide – davon knapp ein Drittel Neodym-Praseodymoxid, 30 Tonnen Dysprosium-Terbiumoxid, aber auch Cer- und Lanthanoxid – verarbeitet Neo Performance Materials künftig ebenfalls in Estland zu Permanentmagneten. Im September geht in Narva eine Anlage für die Produktion von zunächst 2.000 Tonnen Magneten in Betrieb. Das reicht für 1,5 Millionen Elektroautos. Später soll die Kapazität auf 5.000 Tonnen Magnete pro Jahr steigen.
In Südnorwegen schließlich errichtet REEtec eine Produktion für 720 Tonnen Neodym- und Praseodymoxid pro Jahr. Dem Unternehmen zufolge reicht das, um fünf Prozent des Bedarfs in der EU zu bedienen. Das Rohmaterial, das verarbeitet werden soll, wird eines Tages aus der Lagerstätte Fen in der Telemark kommen. Noch bezieht es REEtec von Vital Metals aus Kanada.
In zwei Jahren soll eine weitere Fabrik in Betrieb gehen. Darin wollen die Norweger seltene Erden aus dem Abraum der Mine von LKAB in Kiruna zurückgewinnen. Dieser hat sich dort über mehr als 130 Jahre aufgehäuft. LKAB will eine Milliarde Euro in das Projekt investieren. Unter anderem hat das Unternehmen 2022 die Anteilsmehrheit an REEtec übernommen. Ab 2028 sollen so 2.000 Tonnen Seltenerdoxide in Europa auf den Markt kommen, noch bevor LKAB die Lagerstätte in Kiruna und jene in der Telemark erschließt.



