''Inzwischen fehlt eine Weltjahresproduktion''
"Bei Endkunden fehlen dadurch mindestens 30 Prozent der bestellten Mengen. Wenn man berücksichtigt, dass eigentlich auch strategische Lagerbestände vorhanden sein sollten, landet man schnell bei einer Lücke von rund 145 Tonnen für Europa. Das entspricht einer ganzen Weltjahresproduktion, die fehlt" , rechnet Christian Hell vor(öffnet im neuen Fenster) . Er ist Senior Manager für Germanium and Minor Metals beim Rohstoffhändler Tradium.
Was unternimmt die Europäische Union in dieser Situation, um sich aus der Dominanz Chinas bei seltenen Erden und kritischen Rohstoffen zu befreien? Bislang nicht genug. "Die EU droht den Anschluss zu verlieren" , befürchtet Jan Giese, Senior Manager für Minor Metals and Rare Earths bei Tradium.
Ist seine Sorge begründet?
Im jüngst vorgestellten Haushaltsentwurf der Staatengemeinschaft für die Jahre 2028 bis 2034 gibt es nicht mehr Finanzmittel für den Aufbau einer Rohstoffwertschöpfungskette in Europa als bislang. Allerdings eröffnete die EU 2023 ein Büro in Grönlands Hauptstadt Nuuk(öffnet im neuen Fenster) .
Zugleich unterzeichnete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zwei Kooperationsabkommen zum Aufbau von Wertschöpfungsketten für den Abbau der Ressourcen. Brüssel will dazu in Grönland 94 Millionen Euro investieren. Auf der Insel finden sich neben seltenen Erden 23 weitere der 24 von Brüssel als kritisch definierten Rohstoffe.
Auch ein Critical Raw Materials Center will die EU 2026 einrichten. Es soll als zentrale Stelle strategische Vorräte koordinieren und Lieferketten überwachen. Mit dem Center will die Staatengemeinschaft auch die Umsetzung des Critical Raw Materials Act (CRMA)(öffnet im neuen Fenster) fördern. Er trat 2024 in Kraft und soll helfen, bis 2030 zehn Prozent der in der Staatengemeinschaft verbrauchten Rohstoffe auch dort abzubauen, 40 Prozent des Bedarfs sollen aus der Weiterverarbeitung, ein Viertel aus dem Recycling in der EU kommen.
Doch ist das mehr als Wunschdenken?