Wo der freie Datenfluss ins Stocken kommen könnte
Denn solche Ballungsräume sind Choke Points - Punkte, an denen sich das Internet abwürgen oder erdrosseln lässt, wie das englische Verb "to choke" besagt. Mit nur einem Anschlag lassen sich an diesen Orten gleich mehrere Kabel-Landestationen und Rechenzentren treffen.
Das gelänge auch mit einem Sabotageakt im Suezkanal. Durch diesen verläuft so gut wie jedes Kabel, das Europa mit Asien verbindet. Würden diese Leitungen durch einen Anschlag beschädigt, wäre rund ein Drittel des globalen Internet-Traffic betroffen. Ägypten ist damit die größte Schwachstelle des weltweiten Datenverkehrs.
Sicherheitslücke: Netzwerkmanagement aus der Ferne
Sicherheitslücken stellen auch Systeme dar, mit denen sich Seekabel aus der Ferne und webbasiert managen lassen. Genau solche Netzwerkmanagementsoftware setzten Hyperscaler gerne ein, beklagt ein Bericht des Atlantic Council (PDF), einer Denkfabrik mit Sitz in Washington.
Schon 2017 stellte der Koordinator der US-Geheimdienste in einem Bericht (PDF) fest, dass von einem Cyberangriff auf solche Systeme in der Landungsstation eines Seekabels ein "besonders großes Risiko" für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten ausgehe. "Im schlimmsten Fall könnten Hacker dabei in mehrere Systeme für das Remote Network Management eindringen, mit denen unterschiedliche Kabel gesteuert werden, und den Fluss der Internetdaten durch diese Infrastruktur vollständig unterbrechen."
Cyberkriminelle könnten den Traffic im Auftrag etwa Russlands oder Chinas auch auf Leitungen umlegen, die durch russisches oder chinesisches Staatsgebiet führen. Dort ließen sich dann Daten abgreifen. Vor dieser Gefahr warnt der Atlantic Council ausführlich in seinem Bericht. "Von den für das Management von Seekabeln genutzten Technologien gehen daher immer mehr Risiken für die Sicherheit und Stabilität der Leitungen aus", fasst der Autor des Papers, der Politikwissenschaftler und Informatiker Justin Sherman, zusammen.
Könnte sich das russische Militär durch einen Hack von Leitungen, durch die Regierungskommunikation der Nato-Staaten fließt, sensible Informationen verschaffen, entstünde in der aktuellen geopolitischen Auseinandersetzung sicher der erheblich größere Schaden als durch die bloße Unterbrechung eines Seekabels.
Dann friert vielleicht nicht mal eine Webseite ein. Schließlich gibt es genug Internetkabel, über die Traffic umgeleitet werden kann. Zudem zirkulieren Daten im weltweiten Netz nicht nur über Seekabel, sondern auch über Satellitenverbindungen. In deren Ausbau will die Europäische Kommission in den kommenden Jahren 6,8 Milliarden Dollar investieren. Vielleicht hat die EU hier anders als bei der Versorgung mit russischem Gas und Öl schneller verstanden, dass sie sich nicht von marktbeherrschenden Playern abhängig machen darf.
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Eigene Leitungen sind billiger für Hyperscaler |
Russland ist ein Schurkenstaat - das war auch schon vor der Ukraine klar. Aber jetzt...
Lass das aber nicht deinen Provider hören - wenn der dir die schöne Glasfaserleitung...
Billiganbieter bzw. Kunden die Sparen wollen legen die Kabel auf dem Boden ab...
Seit wann gehören internationale Gewässer der NATO?
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