Hyperscaler übernehmen Weltmarkt für Bau von Seekabeln
Lange Zeit brachten Konsortien aus Telekomdienstleistern und Carriern die für den Bau eines transatlantischen oder -pazifischen Kabels erforderlichen 300 bis 400 Millionen Euro auf. Noch 2018 mieteten Hyperscaler wie Google, Meta, Amazon und Microsoft die Hälfte der auf diesen Leitungen verfügbaren Bandbreite.
Inzwischen bauen sie jedoch selbst fast 80 Prozent der in den Weltmeeren neu entstehenden Infrastruktur für das World Wide Web, wie aus dem Submarine Telecoms Industry Report 2021/22 des Fachmagazins Submarine Telecoms Forum hervorgeht. Bis Anfang 2021 hätten sie 20 Milliarden US-Dollar in die Verlegung neuer Kabel investiert, meldete Telegeography. Im laufenden und im kommenden Jahr werden die vier US-Internetkonzerne weitere acht Milliarden US-Dollar dafür ausgeben.
Microsoft ist daher weltweit nun an vier, Amazon an drei Seekabeln beteiligt, Google sogar an 19 Projekten.
Zuletzt verband der Konzern mit dem Kabel Equiano Lissabon mit Togo in Westafrika. Von dort führt Google die Leitung weiter nach Nigeria, Namibia und Südafrika sowie auf die Insel Sankt Helena im Südatlantik. Vergangenes Jahr nahm Google zudem die Dunant-Leitung zwischen Frankreich und den USA in Betrieb.
Eine nach der Pionierin der Programmiersprache Cobol, Grace Hooper, benannte Leitung zwischen Großbritannien, Spanien und den Vereinigten Staaten soll das Netzwerk ergänzen, ebenso das Kabel Blue-Raman. Es führt von Italien durch das Mittelmeer und Israel nach Indien. Von Asien zurück in die USA verlegt Google gemeinsam mit der indonesischen Telefongesellschaft XL Axiata bis 2023 die Leitung Echo. Sie wird von Indonesien über Singapur und Guam in die USA führen.
Meta engagiert sich beim Bau von Internetinfrastruktur in Afrika
Meta baut zwischen den USA und Indonesien bis 2024 das Kabel Bifrost. Der Social-Media-Konzern stellte zudem bereits 2017 das gemeinsam mit Microsoft finanzierte Projekt Marea fertig. Die dabei verlegte Leitung führt vom US-Bundesstaat Virginia nach Bilbao in Spanien.
Derzeit baut der Konzern zusammen mit dem Mobilfunkbetreiber China Mobile sowie den britischen, französischen und südafrikanischen Telefongesellschaften Vodafone, Orange und Mobile Telephone Networks das mit 37.000 km längste Seekabel der Welt. Die Partner führen die 2Africa genannte Leitung rund um den afrikanischen Kontinent. Insgesamt 26 Länder - darunter die Seychellen und Komoren - schließen sie daran mit 35 Landungsstationen bis 2024 an.
Da sie mit 2Africa Zugriff auf die in vielen afrikanischen Staaten noch kaum vorhandene bodengebundene und damit im Betrieb günstige Internetinfrastruktur haben, sichern sich die Betreiber mit der Leitung den fast exklusiven Zugang zu einem Markt mit 1,2 Milliarden Menschen. Orange will dabei besonders an Smartphone-Telefonie verdienen. Um diesen Markt in Afrika zu erobern, entwickeln die Franzosen mit Google ein preisgünstiges internetfähiges Handy. Meta gewinnt in Afrika über eine Milliarde neue Nutzer, die dem Konzern über Apps wie Instagram, Messenger und Whatsapp ihre Daten preisgeben sollen.
Der Bau von Seekabeln ist für die Hyperscaler jedoch nicht nur deshalb attraktiv, weil sie damit neue Märkte erschließen und durch ihre Kontrolle der Lebensadern des Informationszeitalters beeinflussen können, welche Inhalte über die Infrastruktur verbreitet werden. Vor allem brauchen Meta und Google, Amazon und Microsoft die Leitungen für ihr Geschäft mit Datenzentren und dem Cloud-Computing.
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Seekabel: Riskanter Kabelsalat | Eigene Leitungen sind billiger für Hyperscaler |
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Billiganbieter bzw. Kunden die Sparen wollen legen die Kabel auf dem Boden ab...
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