Secusmart/Blackberry: Krypto-Handys mit vielen Fragezeichen

Behörden wollen in großer Zahl Telefone mit Verschlüsselungsfunktion kaufen. Deren Hersteller Secusmart wurde gerade von Blackberry gekauft, einer Firma mit ungeklärten Verbindungen zu einer NSA-Hintertür. Auch bei der Verschlüsselung gibt es viele ungeklärte Fragen.

Artikel veröffentlicht am , Hanno Böck
Der Kryptochip von Secusmart - wie er funktioniert, ist unklar.
Der Kryptochip von Secusmart - wie er funktioniert, ist unklar. (Bild: Bloomberg)

Vor einigen Tagen haben zahlreiche Medien unter Berufung auf die Bild-Zeitung gemeldet, dass die Bundesregierung die Anschaffung von 20.000 Krypto-Handys plane. Die Bundesregierung bestätigte die Pläne bisher nicht, das Innenministerium ließ lediglich verlauten, dass bisher bereits 3.000 Mobiltelefone mit Verschlüsselungsfunktion im Einsatz seien. Doch eine aktuelle Meldung gibt der Nachricht zusätzliche Brisanz: Der Hersteller der meistverwendeten Krypto-Telefone, die Firma Secusmart, wurde von der kanadischen Firma Blackberry gekauft. Auch davor liefen die Secusmart-Telefone auf Basis des Blackberry-Betriebssystems.

Sprecher verweist auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung

Inhalt:
  1. Secusmart/Blackberry: Krypto-Handys mit vielen Fragezeichen
  2. Wie sicher ist Secusmarts Verschlüsselung?

Mögliche Sicherheitsbedenken weist ein Sprecher von Secusmart von sich und verweist auf die eingesetzte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Telefonate. Doch selbst wenn die Verschlüsselung von Secusmart sicher ist, hat das Betriebssystem eines Telefons unzählige Möglichkeiten, diese Sicherheit zu kompromittieren, durch bewusst eingebaute Sicherheitslücken, aber auch schlicht durch gewöhnliche Fehler im System. So könnte eine Hintertür im Betriebssystem Daten abgreifen, schon bevor sie verschlüsselt werden.

Die Hintergründe der Firma Blackberry sind alles andere als vertrauenerweckend. Blackberry hat seinen Firmensitz in Kanada, das zu den sogenannten "Five Eyes"-Staaten gehört - Länder, deren Geheimdienste besonders eng mit der NSA zusammenarbeiten. Doch eine Episode aus der unendlichen Geschichte um den Zufallszahlengenerator Dual EC DRBG lässt die Rolle von Blackberry besonders fragwürdig erscheinen.

Blackberry hält Patent auf NSA-Hintertür

In dem Zufallszahlengenerator wurde schon kurz nach dessen Veröffentlichung eine mögliche Hintertür gefunden. Inzwischen gehen viele Fachleute davon aus, dass es sich hierbei mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Hintertür der NSA handelt. Die Kryptographin Tanja Lange hatte herausgefunden, dass diese Hintertür 2006 von der Firma Certicom zum Patent angemeldet wurde. Certicom wurde wiederum 2009 von Blackberry übernommen.

Hierbei ist vieles unklar. So erscheint es kaum logisch, dass eine Firma ein Patent auf eine Hintertür in Verschlüsselungstechnologien anmeldet. Denn Patente sind öffentlich, was der Notwendigkeit nach Geheimhaltung einer Hintertür widerspricht. Ob und in welcher Form Certicom bei der Dual EC-Hintertür mit der NSA kooperiert hat, ist unsicher. Klar ist aber: Bislang hat Blackberry nichts dazu beigetragen, die Hintergründe aufzuklären.

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Wie sicher ist Secusmarts Verschlüsselung? 
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