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Security: Sirins Supersmartphone soll nur noch 9.500 Pfund kosten

Das Startup Sirin verspricht ein supersicheres Smartphone zum Luxuspreis. Für 9.500 britische Pfund plus Steuern soll es verschlüsselte Kommunikation geben. Der zugrundeliegende Krypto -Standard dürfte aber nicht jedem gefallen, dafür gibt es Wigig -WLAN.
/ Hauke Gierow
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Sirin-Phone mit "Secure UI" im Matrix-Gedächtnislook (Bild: Sirin)
Sirin-Phone mit "Secure UI" im Matrix-Gedächtnislook Bild: Sirin

Vor einigen Monaten hatte das Startup Solarin ein neues Supersmartphone zum Preis von rund 20.000 US-Dollar angekündigt , das verschlüsselte Kommunikation und hochwertige Hardwareausstattung vereinen soll. Details gab es damals jedoch kaum. Heute hat das Unternehmen den endgültigen Preis und einige Spezifikationen(öffnet im neuen Fenster) verraten.

Das Gerät soll jetzt ab 9.500 britische Pfund kosten - plus Steuern. Es wird von einem Qualcomm Snapdragon 810 angetrieben, der uns in vielen Smartphones wegen seines schlechten thermischen Verhaltens negativ aufgefallen ist. Entweder wird das Gerät sehr heiß oder der Prozessor drosselt den maximalen Takt nach wenigen Minuten Belastung.

24 LTE-Bänder

Außerdem gibt es LTE nach dem X10-Standard, das 24 verschiedene LTE-Bänder unterstützen soll. Damit soll es "einen neuen Benchmark in der globalen Nutzbarkeit" bieten, so der Hersteller. Das WLAN funkt nach dem Wigig-Standard (802.11ad) und unterstützt 2x2 MU-MIMO (Multi User Multiple Input, Multiple Output) mit einem maximalen Durchsatz von 4,6 GBit/s.

Sirin verspricht eine besonders hohe Sicherheit. Mit einem Schalter auf der Rückseite des Geräts soll ein "Sicherheitsschild" eingeschaltet werden, in dem Anrufe und Nachrichten dann verschlüsselt übertragen werden. Zu den verwendeten Verfahren steht in der Pressemitteilung des Unternehmens nur, dass AES256 verwendet wird.

Den eigenen Sicherheitsanspruch begründet Sirin auch damit, den Firmensitz in der Schweiz zu haben und europäische Server zu verwenden. Die eingesetzte Verschlüsselung jedoch stammt vom Unternehmen Koolspan. Damit könne ein Sicherheitsniveau zur Verfügung gestellt werden, das bislang nur Regierungen und dem Militär zur Verfügung stehe.

Fragwürdige Sicherheitsversprechen

Koolspan ist ein Unternehmen aus Bethesda in den USA. Zum NSA-Hauptquartier und zum US-Verteidigungsministerium kommt man von dort mit dem Auto in rund einer Stunde. Und auch sonst hat das Unternehmen einiges mit offiziellen Regierungsstellen zu tun: Die Verschlüsselung von Koolspan ist nach FIPS140-2 zertifiziert, einem Standard, der von der US-Normungsbehörde Nist in Zusammenarbeit mit der offiziellen kanadischen Kryptostelle Communications Security Establishment (CES) erstellt wurde. FIPS steht für Federal Information Processing Standard.

FIPS macht Sicherheitslücken melden unattraktiv

In der Vergangenheit hatte der Sicherheitsforscher Steven Marquess Kritik an FIPS 140-2 geäußert(öffnet im neuen Fenster) , weil die Zertifizierung zeitaufwendig ist. Werden Sicherheitslücken gefunden, kann es bis zu einem Jahr dauern, bis eine erneute Zertifizierung erteilt wird. Wer also dauerhaft FIPS140-2-zertifizierte Produkte anbieten will, kann Sicherheitslücken nicht immer zeitnah patchen. Letztlich würde der Standard das Melden von Sicherheitslücken nicht attraktiv machen, so Marquess.

Neben der Sicherheit will Sirin auch mit einer guten Kamera punkten: Diese hat eine Auflösung von maximal 24 Megapixeln, mit Laser-Autofokus und einer f/2.0-Blende. The Verge schreibt jedoch, dass die Bilder "verwaschen und überbelichtet" seien. Der Eindruck sei "sofort wenig beeindruckend" (immediately unimpressive). Außerdem bietet die Kamera einen Drei-Ton-Blitz.

Der Akku hat eine vergleichsweise hohe Kapazität von 4.000 mAh, das 5,5 Zoll-Display eine 1440p-Auflösung, der sRGB-Farbraum soll zu 120 Prozent abgedeckt sein. Der Arbeitsspeicher hat eine Kapazität von 4 GByte, außerdem gibt es 128 GByte Speicher, einen Einschub für eine Micro-SD-Karte hingegen nicht. Auch einen Steckplatz für eine zweite SIM-Karte gibt es nicht. Wasser und Staub sollen nach IP54 abgehalten werden.

Das Sirin-Phone ist nach Angaben von The Verge recht dick, genaue Spezifikationen dazu gibt es derzeit nicht, und mit 250 Gramm auch relativ schwer. Vielleicht ist das aber auch nicht so schlimm - denn viele der potenziellen Kunden dürften das Gerät ihren Assistenten in die Hand drücken und es nicht ständig selbst am Körper tragen.


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