Sea-Me-We 6: US-Regierung zwingt Seekabelkonsortium eigenen Ausrüster auf

Das Seekabel Sea-Me-We 6 wird von Asien nach Europa führen. Die USA lassen einen chinesischen Ausrüster scheitern und setzen Subcom ein.

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Führend im Abhören von Seekabeln: die NSA
Führend im Abhören von Seekabeln: die NSA (Bild: Washington Post)

Die US-Regierung hat in den vergangenen vier Jahren in mindestens sechs Fällen verhindert, dass Seekabel mit dem chinesischen Ausrüster HMN Tech gebaut werden oder die Kabel die USA direkt mit China verbinden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf informierte Quellen.

Zuletzt wurden demnach die Partner des Seekabels Sea-Me-We 6 zur Verbindung Asiens mit Europa unter Druck gesetzt, statt mit HMN Tech mit dem US-Konzern Subcom als Ausrüster zu arbeiten.

HMN Tech übernahm im Jahr 2019 den früheren Seekabelbereich von Huawei. Das Konsortium zum Bau von Sea-Me-We 6 stimmte laut Reuters Mitte 2020 mündlich zu, HMN Tech den Auftrag für den Bau und die Installation des Kabels zu erteilen, das von Marseille über den Suezkanal nach Singapur verlaufen soll. Durch Subventionen der chinesischen Regierung war laut Reuters der Angebotspreis von HMN mit 500 Millionen US-Dollar etwa ein Drittel niedriger als der Subcom-Vorschlag.

HMN hatte das günstigste Angebot

Für HMN wäre dies das bisher größte Projekt für Telekommunikationskunden gewesen und das Unternehmen hätte mit den drei großen drei Anbietern NEC, Alcatel Submarine Networks und Subcom konkurrieren können.

Aber die USA bauten laut Reuters über ihr Außenministerium und ihre Botschaften in Asien massiven Druck auf und warnten, dass sie, wenn HMN erlaubt würde, das Seekabel zu bauen, "lähmende Sanktionen" gegen den Anbieter verhängen würde.

Ein hochrangiger asiatischer Telekommanager erklärte der Nachrichtenagentur, US-Vertreter hätten ihm Mitte 2020 gesagt, dass das Kabel wertlos wäre, wenn es von HMN Tech gebaut würde. "Sie sagten, es würde bankrottgehen. Es war ein überzeugendes Argument".

Bis Ende des Jahres entwickelten mehrere Konsortiumsmitglieder Bedenken zu HMN Tech und im Februar 2021 wurde die Ausschreibung wiedereröffnet. Subcom, dieses Mal unterstützt durch Kredite einer US-Export-Import-Bank, machte ein Angebot von rund 600 Millionen Dollar. HMN Tech senkte seinen Preis auf 475 Millionen Dollar.

Laut Reuters argumentierten mehrere beteiligte Unternehmen, dass Subcom unter Berücksichtigung des Sanktionsrisikos ein besseres Angebot mache. Im Februar 2022 gab Subcom bekannt, dass man den Auftrag zum Bau des Sea-Me-We 6-Kabels erhalten habe, das voraussichtlich im ersten Quartal 2025 fertig werden solle.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das US-Handelsministerium HMN bereits auf seine Sanktionsliste gesetzt und beschuldigt, ein Technologielieferant für das chinesische Militär zu sein. Subcom ist seinerseits seit Jahren ein bekannter Lieferant des US-Militärs. Zwei der größten Telekommunikationskonzerne Chinas, China Telecom und China Mobile, zogen vergangenes Jahr ihre gemeinsame Investition von rund 20 Prozent aus dem Seekabelprojekt zurück.

Der US-amerikanische Geheimdienst NSA hört nachweislich Seekabel ab, was durch eine Präsentationsfolie aus dem PRISM-Programm öffentlich bestätigt, in der es heißt: "Erfassung der Kommunikation auf Glasfaserkabeln und Infrastruktur, wenn Daten vorbeifließen (FAIRVIEW, STORMBREW, BLARNEY, OAKSTAR)". China dürfte über ähnliche Ausrüstung verfügen.

Zu dem Sea-Me-We-6-Konsortium gehören Microsoft, der französische Netzbetreiber Orange, Telecom Egypt, Bangladesh Submarine Cable Company, Bharti Airtel (Indien), Dhiraagu (Malediven), Djibouti Telecom, Mobily (Saudi-Arabien), Singtel (Singapur), Sri Lanka Telecom, Telekom Malaysia, Telin (Indonesien) und Trans World Associates (Pakistan).

Startpunkt von Sea-Me-We 6 ist in Singapur. Von dort wird es durch den Indischen Ozean, den Suezkanal und das Mittelmeer nach Marseille verlaufen. Anschlüsse und Abzweigungen sind für Malaysia, Bangladesch, die Malediven, Indien, Pakistan, Dschibuti, Saudi-Arabien und Ägypten geplant. Optionen bestehen zudem für einen zweiten Abzweig nach Indien sowie Abzweigungen nach Griechenland und Italien.

Das Unterwasserkabelsystem wird eine Länge von 19.200 Kilometern haben. Nach Angaben des Fachportals Submarine Cable Networks verfügt es über zehn Glasfaserpaare mit einer Übertragungsrate von jeweils 12,6 Terabit pro Sekunde (Tbps). Das gesamte Kabel bietet also eine Datenrate von 126 TBit/s.

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Bogggler 29. Mär 2023

Das erinnert einen irgendwie stark an die 5G Thematik. "Ausspähen unter Freunden, das...

schnedan 28. Mär 2023

die schicken ihr UBoot runter und zapfen es an... so wie sonst auch. Egal wer es verlegt.

Kakiss 28. Mär 2023

Ja, deshalb taktiert Indien strategisch mit Australien und anderen gegen China und...

ikhaya 28. Mär 2023

Nach den Snowden Veröffentlichungen hat der Anteil am weltweiten Datenverkehr der...



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