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Science-Fiction-Serie auf Apple TV+: Sunny ist für dich da - oder?

Freundschaft in hochtechnisierten Zeiten: In Sunny hilft ein charmanter Roboter einer Frau über ihren Schmerz hinweg und beim Aufklären eines Mysteriums. Doch es bleiben Zweifel.
/ Peter Osteried
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Sunny ist mehr als nur ein gewöhnlicher Haushaltsroboter. (Bild: Apple TV+)
Sunny ist mehr als nur ein gewöhnlicher Haushaltsroboter. Bild: Apple TV+

Sunny offeriert einen Blick darauf, was die Zukunft bereithalten könnte: eine Zukunft, in der persönliche Roboter gang und gäbe sind, in der die alte auf die neue Welt trifft und in der selbst die Trauerbewältigung anders ist. Die von Katie Robbins entwickelte Serie (Start: 10. Juli 2024) präsentiert sich zunächst wie ein Drama, das mit einem Humor überzeugt, der sich daraus ergibt, dass die Hauptfigur, die Amerikanerin Suzie, mit ihrer offensiven Art im höflichen Japan überall aneckt. Aber das sieht man ihr nach, denn sie hat gerade Mann und Kind bei einem Flugzeugabsturz verloren.

Aber damit beginnt Sunny nicht. In der ersten Szene erschlägt ein Roboter einen Mann - das muss vertuscht werden. Erst danach sieht man Suzie, die mit ihrer Schwiegermutter die Kleidung ihres Mannes und ihres Kindes beschreibt - zur besseren Identifizierung, sollten Leichen oder Überlebende des Flugzeugabsturzes gefunden werden.

Die Firma ihres Mannes überrascht sie mit Sunny, einem Roboter, an dem ihr Mann Masa gearbeitet hat. Das ist die erste Überraschung für Suzie, denn sie dachte über mehr als ein Jahrzehnt hinweg, dass ihr Mann Kühlschränke entwickelt.

Eigentlich möchte sie mit Sunny nichts zu tun haben. Sie misstraut dem Roboter, weil ihre Mutter durch den Fehler eines selbstlenkenden Autos ums Leben kam. Aber Sunny zeigt Manierismen, die denen von Masa entsprechen. Und: Der Roboter ist sehr viel weiterentwickelt als alle anderen Modelle.

Was hat es damit auf sich? Wieso hat ihr Mann ihr sein wahres Berufsfeld verschwiegen? Was hat zu seinem Tod geführt?

Tonal vielschichtig

Die Serie ist Drama mit dem besagten humorigen Unterton, der sich aus dem Culture Clash ergibt. Aber sie ist noch viel mehr als das. Sie befasst sich damit, wie man mit Trauer umgeht: Suzies Schwiegermutter trifft Freunde, Suzie selbst wäre am liebsten allein, bis sie mit Sunny eine Vertraute erhält, auch wenn sie das anfangs gar nicht so sieht.

Eine Dokumentation wie Eternal You hat gezeigt, wie in modernen Zeiten Trauer mithilfe von Technik bekämpft wird, Sunny denkt das fort - folgerichtig, logisch, konsequent. Die Serie zeigt eine Welt, in der die Maschine den Menschen ersetzen kann, in der sie Teil eines Lebens wird, das ansonsten allein geführt würde. Natürlich gehen damit Gefahren einher, nämlich die Vereinsamung des Menschen.

Spannend wird es, als Suzie herausfinden will, was passiert ist. Sie erhält Hilfe von Sunny. Das Mysterium ist groß, es entstehen Thriller-Elemente, auch und gerade, weil die Serie mit Suspense im Hitchcock-Stil spielt - indem der Zuschauer mehr als die Protagonistin weiß. Nicht zu viel, aber doch ein wenig, denn das Ende der zweiten Folge führt zum Anfang der ersten zurück.

Die moderne Welt von morgen

Die Welt von Sunny ist weiter voraus als unsere. Aber gerade nur so weit, dass man sich diese Entwicklungen als plausibel vorstellen kann. Suzie spricht kein Japanisch, sie hat einen Knopf im Ohr, der ihr in Echtzeit übersetzt, was jemand sagt. Der Prototyp dafür ist bereits vorhanden(öffnet im neuen Fenster) .

Die Roboter sind allgegenwärtig. Eine Bardame erklärt, dass sie ihn auch für sexuelle Dienste nutzt, aber nicht nur in den Schlafmodus versetzt, sondern komplett ausschaltet, wenn sie schläft, weil sie dem Gerät nicht traut.

Die Serie spielt mit der Angst vor dem, was man nicht versteht, und damit wird auf ein enorm aktuelles Thema angespielt, weil KI und ihre immer schneller voranschreitende Entwicklung natürlich auch für Ängste in der Bevölkerung(öffnet im neuen Fenster) sorgt.

Faszinierend ist der Kontrast zwischen Altem und Neuem, der in Kyōto besonders gut funktioniert, weil sich die Hauptfigur auch in Stadtteilen bewegt, die uralt sind - kontrastiert durch die moderne Technik, die überall ist. Es entsteht ein Blade-Runner-Feeling, aber noch in einer Art embryonaler Phase.

Über den Kontrast sagte Hauptdarstellerin Rashida Jones im Magazin Streaming Serien Highlights(öffnet im neuen Fenster) : "Wir drehten in der Altstadt von Kyōto, wo man wirklich in eine andere Zeit katapultiert wird, weil alles so aussieht wie vor vielen Hundert Jahren. Ich fahre da über eine Brücke aus dem zehnten Jahrhundert, die so grandios erhalten ist, dass man denkt, man ist in dieser Epoche. Und als Kontrast: Roboter Sunny. Das ist die Essenz der Serie, nichts ist, wie es scheint."

Packende Erzählweise

Die Genre-Überschneidungen, aber auch die Struktur, die erlaubt, Masa in Form von Rückblicken besser kennenzulernen, sind fließend. Über zehn Folgen mit einer Laufzeit von jeweils etwa 35 Minuten wird hier eine eindringliche Geschichte präsentiert, die auf vielfache Art und Weise ihren Reiz entfaltet.

Sunny ist eine Geschichte über das Trauern, über das Überleben, über das Weiterleben und über das nagende Gefühl, etwas über das Leben des Partners nicht gewusst zu haben.

All das vermengt Katie Robbins zu einer schönen Sci-Fi-Melange, die auch von Hauptdarstellerin Rashida Jones lebt - und der Interaktion von Suzie und Sunny -, die neu definiert, was Leben, was Familie, was Freunde in einem Zeitalter der Übertechnologisierung sein können.


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