Vom Hitchhiker's Guide zur Encyclopaedia Galactica
Diesbezüglich Auskunft geben könnte uns das pinkfarbene Insekt an der Rezeption eines der berühmteren Verlagshäuser auf dem Planeten Ursa Beta Minor. Mit Beschwerden weiß man beim Anhalter umzugehen: "The Guide is definitive. Reality is frequently inaccurate", lautet die Antwort auf alle Reklamationen. Das Buch hat immer recht, über alle Einsprüche der Wirklichkeit hinaus.
In einem Text, der sich selbst als eine Medienerzählung versteht, nämlich als die Geschichte des meistverkauften Buchtitels im Universum, des Hitchhiker's Guide to the Galaxy, darf solch ein Satz durchaus aufhorchen lassen. Auch wenn wir Douglas Adams' Anhalter-Reihe heute vor allem als die Inkarnation des literarischen Nerdtums, vielleicht auch als heiteres Dokument des Siebziger-Jahre-Laizismus lesen, so schreibt sie sich doch - zwei Jahre nach dem Start der Voyager-Sonden - recht selbstbewusst in eine Tradition ein, die den Büchern die Macht über das Weltall zurückgeben will.
Stolz verweist bereits das Vorwort auf den Umstand, dass der Hitchhiker's Guide unter den etwas entspannteren Zivilisationen am östlichen Rande der Galaxie sogar schon die berühmte Encyclopaedia Galactica als Standardwerk abgelöst habe.
Encyclopaedia Galactica soll das zivilisatorische Wissen retten
Die Encyclopaedia Galactica ist nun wiederum keine Ausgeburt des britischen Humors, sondern ein Projekt des Psychohistorikers Hari Seldon aus Isaac Asimovs Foundation-Zyklus (begonnen 1941). Kein leichtes Erbe, das hier angetreten werden soll, handelt es sich bei der Encyclopaedia Galactica doch nur vordergründig um ein literarisches Projekt. Im Angesicht eines in Krieg und Chaos zerfallenden galaktischen Imperiums soll die Enzyklopädie das bedrohte zivilisatorische Wissen sammeln und vor dem Untergang retten, weswegen man ihre Redaktion auf dem abseitig gelegenen Kleinplaneten Terminus ansiedelt.
Faszinierend ist die Nähe dieses Gedankens zu den Überlegungen, die sich in einem der wichtigsten mediengeschichtlichen Werke des 20. Jahrhunderts, nämlich in Harold A. Innis' Empire and Communications (1950), zum Verhältnis von Medien, Wissen und Macht finden: Dass Imperien nämlich dann zu zerfallen beginnen, wenn sie die Balance zwischen zeit- und raumbasierten Medien, zwischen der langlebigen Speicherung von Informationen und ihrer massenhaften Verbreitung nicht mehr halten können.
Geht ein Reich zugrunde, dann sind die Bücher gefährdet. Droht einerseits Verfälschung, Zensur, Bibliozid, wird andererseits das Alte nicht mehr gewusst, sondern verbannt und vergessen.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Literatur als interstellares Medium | Im Weltall Bücher machen |
aha, muss wohl mal schnell zu OSX & Windows Konvertieren, Stereotypen sind dazu da...
Der sympathische Sheldon ist aber Physiker und kein Philosoph. Ich halte es für...
http://xkcd.com/1536/ Trifft es ganz gut ;)
Ja, der Einzige bin da.
+1 Volle Zustimmung. Leider muss man nach der letzteren (eigentlichen) Art von Science...